
Umweltfreundliche Städtereisen – mit dem Wohnmobil
Wohnmobile und Großstädte. Passt das? Auf den zweiten jedoch sind sie eine praktikable und vor allem nachhaltige Symbiose. Endlich auch einmal auf der Treppe vor dem Trevi-Brunnen ein Selfie schießen, in der Schlange vor dem Louvre über die Pantomimen lachen oder in Reggio Calabria an Italiens Stiefelspitze die Spezialitäten genießen.
Oh ja, Städtereisen lassen das Herz höherschlagen. Doch auch wenn es einige positive Ausnahmen gibt, so sieht es doch so aus, dass bei den meisten Städtetrips die Hotels das große Problem sind: Wenig energetisch sind sie.
Und sie produzieren Unmengen an Müll. Da kann man selbst noch so sparsam sein, das „Gesamtpaket“ sorgt dafür, dass das alle persönlichen Einsparungen für die Katz sind. Doch es geht auch anders. Freier. Und weit nachhaltiger. Und zwar mit dem Wohnmobil. Warum genau das so ist und welche Vorteile die Sache bietet, erklärt der folgende Artikel.
Warum ein Wohnmobil?
Beim Thema Wohnmobil denken viele zunächst an große, schwere Monster, die dicken Diesel-Ruß ausstoßen und nach vielem, nur nicht nach Umweltschutz aussehen. Jaaa, das stimmt zwar – aber nur wenn man Vehikel von Anno Tobak als Beispiel nimmt. Auf den Mobilitäts-Aspekt bezogen, sind moderne Wohnmobile dagegen echte Umwelt-Vorbilder.
Das liegt daran, dass all diese Fahrzeuge auf typischen Kleinbussen und Vans in „Sprinter“-Größe basieren – millionenfach gebaut und nach aktuellem Stand der Technik ausgestattet, was Schadstoffreinigung und Kraftstoffverbrauch anbelangt. Und der Wohnaufbau ist selbst bei luxuriös ausgestatteten Wohnmobilen ziemlich leicht. Das muss er auch, denn gerade Vermieter dieser rollenden Hotels achten darauf, nur Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht zu kaufen, weil die von jedem Besitzer eines Autoführerscheins bewegt werden dürfen. Darüber geht’s nur mit LKW-Führerschein.
Doch um die Umweltbilanz eines Wohnmobil-Urlaubs zu berechnen, muss man mehr mit einbeziehen, als die Fahrerei – da würde das WoMo in Sachen Verbrauch gegen moderne PKW den Kürzeren ziehen. Nein, es ist die Gesamtbilanz. Und da kam eine Studie zu dem Ergebnis, dass ein Wohnmobil-Urlaub in besonderem Maße zum Umweltschutz beiträgt, weil seine „Emissionen pro Übernachtung“ wesentlich niedriger rangieren, als bei klassischen Hotes. Das beginnt bei der energiesparenden LED-Beleuchtung und endet bei der Versorgung des Kühlschranks aus der Erdgasflasche. Und dann müssen urlaubswillige Frauen ja auch noch bedenken:
- Die Ausstattung ist oft (um Längen) besser als in Hotels der Touristenklasse
- Man kann selbst die Qualität Herkunft der Speisen bestimmen
- Gefällt einem ein Campingplatz nicht, fährt man einfach zum nächsten
- Im Wohnmobil ist es meist wesentlich ruhiger als in zentral gelegenen Touristenhotels
- Man muss keine Zimmer buchen, keine Check-In-Zeiten beachten, sondern kann sich völlig treiben lassen
Natürlich muss man in diese Auflistung auch noch den Preis mit einbeziehen. Zwar gilt dies für Miet-Wohnmobile nur eingeschränkt, aber ein Camping- oder Stellplatz am Rande der Großstadt ist meist wesentlich günstiger als Hotelzimmer.
Ab in die Großstadt?
Der einzige echte Nachteil, wenn man ihn so nennen will, ist bei Städtereisen die Zentralisierung. Um nochmal zum Louvre zu gelangen, gibt es in dessen Umfeld zwar eine Menge Hotels, aber der nächste Wohnmobil-Stellplatz liegt schon deutlich außerhalb des Stadtzentrums. Ganz ähnlich sieht es in den meisten interessanten Städten aus: Man wird nicht umhinkommen, sein mobiles Lager außerhalb der Stadtgrenzen aufzuschlagen. Natürlich gibt es Ausnahmen. In Hamburg etwa gibt es mitten im Hafen einen zentralen Stellplatz. Auch London kann damit aufwarten und auch das eingangs genannte Reggio Calabria. Aber die große Masse der interessanten Städte lässt Camper vor den Stadtmauern stehen.
Doch Hand aufs Herz: Ist das wirklich ein Nachteil? Denn immerhin sind Großstädte das Metier der Carsharer, weil diese Form des Autofahrens hier all ihre Vorteile ausspielen kann. WoMo auf dem Campingplatz stehen gelassen, mit dem Bus oder Taxi zur nächsten Verleihstation und schon ist man so automobil, wie man es sein möchte – ohne jeglichen Nachteil:
Man zahlt viel weniger als für jeden Mietwagen, hat keine Parkplatzprobleme kann das alles in vielen Städten sogar elektrisch machen – nachhaltiger geht es kaum. Doch es geht noch weiter: ÖPNV, Fahrradvermietung, ja sogar ein Fußmarsch sind alles Optionen, mit denen man die Distanz zu seinen innerstädtischen Traumzielen überbrücken kann. Und dann gilt ja noch:
- Man hat keine Schlafprobleme vielleicht ungewohnten großstädtischen Lärm
- Man kann den ganzen Tag im City-Trubel verbringen und abends trotzdem in Ruhe abschalten
- Haustiere sind in vielen Hotels ein Problem, im Wohnmobil jedoch nicht
- Man kann viel mehr Unterhaltung und Co. aus der Heimat mitbringen
Auf gut Deutsch bekommt man auf diese Weise alle Vorteile eines Städteurlaubs, kann die Kultur genießen, die Küche und das Nachtleben und nächtigt trotzdem so, als befände man sich irgendwo auf dem Land – denn genau dort steht ja das Wohnmobil.
Das sollte man beachten
Wer jetzt Hals über Kopf fürs nächste Wochenende ein Wohnmobil ausleihen will, sollte sich ein wenig zügeln. Denn damit ein solcher Städtetrip wirklich nachhaltig wird, muss man ein wenig Vorbereitung leisten.
Dabei gilt vor allem: Die Sache ist umso umweltschonender, je mehr Menschen mitfahren. Sprich, wer ein Vierbett-Wohnmobil bucht, sollte nicht nur mit dem Partner fahren, sondern vielleicht noch mit einem weiteren Pärchen, weil sonst der pro-Kopf-Ausstoß von CO2 zu hoch wird.
Am besten legt man vor der Reise sämtliche Stell- und Campingplätze, die man anfahren möchte, fest und sortiert sie nach Umweltkriterien. Es gibt in ganz Europa solche Plätze, die sich besonders hervortun. Aber: Bevor man aus Not einen vielleicht gar nicht nachhaltigen Campingplatz ansteuert, sollte man den Vorteil des Wohnmobils nutzen, und einfach auf dem nächsten Rastplatz die Nacht verbringen. Das ist zwar nicht in allen europäischen Ländern erlaubt, aber doch in vielen. Darunter Frankreich, Italien, Schweden, Spanien – also den typischen Ländern, die man auch für einen Städtetrip ins Auge fasst.
Zudem sollte man sich mit den technischen Daten des Wohnmobils auseinandersetzen. Denn der ökologisch optimalste Geschwindigkeitsbereich dieser Fahrzeuge liegt niedriger als bei PKW. Ein guter Näherungswert ist es, mit den LKW auf der rechten Spur mit zu schwimmen, die fahren nämlich so spritsparend wie möglich.
Nicht jeder Campingplatz und leider auch nicht jedes Land nimmt es so genau mit dem Mülltrennen wie Deutschland. Das bedeutet, im Zweifelsfall sollte man seinen Müll nicht dort entsorgen, sondern stabile große Kunststoffmüllbeutel mitnehmen, und diese erst dann wegwerfen, wenn klar ist, dass sie sachgerecht recycelt werden.
Der letzte Punkt gilt einmal mehr dem „städtischen“ Part eines solchen Wohnmobiltrips. Natürlich mag es verlockend sein, das Wohnmobil selbst als Vehikel zu nutzen, um damit morgens in die Stadt zu gelangen. Doch davon sollte man dringend Abstand nehmen. Denn es ist eben nicht nur der hohe Spritverbrauch und der Abgasausstoß, der diese Möglichkeit umweltproblematisch macht, sondern vor allem die für viele Fahrer ungewohnte Kombination aus großstädtischem Verkehrschaos und der Größe des Wohnmobils – beides alleine lässt sich vielleicht handeln, kommen die Faktoren jedoch zusammen, hat man rascher eine Beule, als einem lieb ist.
Fazit
Mit dem Wohnmobil lassen sich auf einen Schlag sämtliche ökologischen Nachteile des Hotellebens auflösen. Denn diese Fahrzeuge sind nicht nur meist schon von der Konstruktion her wesentlich nachhaltiger als so manches Hotelzimmer, sondern es kommt auch nur auf das eigene Verhalten an, wie umweltschonend der Trip wird – es gibt keine „Nebenzimmergäste“, keine Küchen, keine uralt-Klimaanlagen, die diese persönliche Ökobilanz negieren könnten. Kombiniert man diese Tatsache mit den Städtereisen, hat man einen fast schon perfekten Urlaub: Unabhängig, stressfrei und dennoch so dicht an städtischer Kultur und Geschichte, wie es nur irgendwie geht.
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Quellen: Bilder: Fotolia/Andrey Armyagov, Text: red