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 Mark Constantine ist besorgt um die Zukunft seiner Mitarbeiter nach dem Brexit
Ein Brexit-Statement

Der Brexit, ein europäisches Drama

Europa befindet sich nach der britischen Brexit-Entscheidung in Schockstarre. Was bedeutet der EU-Austritt Großbritanniens für internationale Firmen und deren Mitarbeiter? Das Statement eines ecowoman-Partners zeigt die große Sorge angesichts einer ungewissen Zukunft.

Der Brexit hat Europa geschockt. Schon aus deutscher Perspektive sind die Folgen von Großbritanniens bevorstehendem EU-Austritt kaum vorstellbar, doch wie mag erst ein internationales Unternehmen diese bewerten?

Bei ecowoman meldet sich Mark Constantine, der Mitgründer und Geschäftsführer von Lush, zu Wort. Das nachhaltige Kosmetikunternehmen das sich seit mehr als 20 Jahren für Umwelt- und Tierschutz einsetzt, ist einer unserer liebsten Partner. Die Betroffenheit angesichts der bevorstehenden Brexit-Folgen und die tiefe Sorge um seine Mitarbeiter sind in jedem von Marks Worten spürbar.

„Der Brexit hat einen dramatischen Einfluss auf das Leben unserer Mitarbeiter“

Lush ist ein internationales Unternehmen. Wir engagieren uns international, kaufen und handeln international. Diese Einstellung wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Allein in Großbritannien beschäftigen wir mehr als 4.057 Menschen. Fast 20 Prozent von unseren MitarbeiterInnen haben keine britische Staatsbürgerschaft. Die Diskussionen und der nun endgültige Brexit hatten und haben einen dramatischen Einfluss auf das Leben unserer Angestellten.

Einer YouGov Umfrage zufolge sollen 75 Prozent der 18 - 24-Jährigen für den Verbleib in der EU und 44 Prozent der 50 - 64-Jährigen dagegen gestimmt haben. Demnach haben die Älteren für und die Jüngeren gegen den Ausstieg aus der EU gestimmt.

Unsere jüngeren britischen Mitarbeiter fragen sich, ob sie in einem Land mit solch beschränktem Weitblick bleiben möchten und erwägen Karrierechancen in anderen EU -Ländern. Diejenigen ohne britischen Pass sind besorgt darüber, wie lange sie in Großbritannien bleiben können.Viele unserer Mitarbeiter leben in Partnerschaft mit einem Bürger aus einem EU-Land und fragen sich, was der Brexit für Partnerschaft und Job bedeutet. Schlimmer noch: Diese Mitarbeiter fühlen sich nun unerwünscht und fehl am Platz. Zahlreiche Angestellte mussten nach Veröffentlichung der Wahlergebnisse nach Hause gehen, da sie zu aufgewühlt waren, um weiter zu arbeiten.

Unsere Beschäftigten im Exportbereich sehen sich harten Zeiten gegenüber, um die Änderungen in der Gesetzgebung und die unterschiedlichen Regelungen für Großbritannien im Vergleich zu denen für unsere Kunden in EU-Ländern in den Griff zu bekommen. Diese schlimme Situation wird noch unerträglicher durch das Entsetzen über die negativen Aussichten im Hinblick auf Menschen- und Tierrechte und die Sicherung des Umweltschutzes.

Wir sind traurig über den bevorstehenden Verlust vieler Möglichkeiten und blicken mit ernster Besorgnis in die Zukunft Großbritanniens!

 

Autorenprofil:

Mark Constantine ist einer der Mitbegründer von Lush Fresh Handmade Cosmetics. Zusammen mit seiner Frau Mo und den fünf anderen Gründern gründete er 1995 das neue Unternehmen Lush. Mark ist die treibende Kraft hinter der Firma und arbeitet als ausgebildeter Trichologe zudem auch in der Produktentwicklung in den Bereichen Haarkosmetik, Hautpflege, Bodylotions und Spa-Behandlungen mit.

Nachhaltige Wertvorstellung

Es sind Marks Glaube und moralische Wertvorstellungen, auf denen Lush basiert und die zum Rückgrat der Firma wurden. Lushs strenge Einstellung gegenüber Tierversuchen ist nur ein Beispiel, wie dieser starke Glaube die Kosmetikindustrie bereits nachhaltig verändert hat. Mark etablierte einen Boykott gegenüber allen Zulieferern, die Tierversuche ausüben oder mit Unternehmen zusammenarbeiten, die an Tieren testen. Diese Regelung ist einzigartig und unterscheidet sich deutlich von der Stichtag-Regelung, bei der Unternehmen ab einem bestimmten Zeitpunkt bestimmte Zutaten tierversuchsfrei einkaufen. Wir lehnen Tierversuche grundsätzlich ab.

Marks Einsatz gegen überflüssigen Verpackungsmüll ist ein weiterer Punkt, der deutlich in jedem Lush Shop sichtbar wird. So sind zum Beispiel 36 Prozent aller Produkte aus dem Ganzjahressortiment unverpackt.

Im Jahr 2008 traf Mark die Entscheidung, dass Lush einen Ausgleich auf die selbst verursachten Kohlendioxid-Emissionen tragen sollte. Im Februar 2009 wurde ein Verbot aller geschäftlichen britischen Festlandinlandsflüge eingeführt. Für die internationalen Flüge besteuern wir uns selbst mit 50 Pfund pro Tonne CO2 und verwenden das Geld, um Verkehr- und Klimawandelgruppen sowie interne und externe „low carbon“-Projekte zu finanzieren.

2010 wurde Mark vom The Evening Standard zu einem von Londons 1.000 einflussreichsten Bürgern in der Kategorie Umwelt gewählt. Im gleichen Jahr wurden Mark und Mo Constantine für ihre Verdienste in der Kosmetikindustrie von der Queen mit dem OBE Orden (Order of the British Empire) ausgezeichnet. Mark (61) lebt mit seiner Frau Mo in Poole, Dorset und hat drei Kinder, die alle bei Lush arbeiten.

Wie stark sind Unternehmen vom Brexit betroffen? Ein Gründer eines nachhaltigen Unternehmens berichtet über spürbare Folgen Großbritannien der EU Austritt.

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Quellen: LUSH GmbH, Bild: LUSH GmbH, Text: Ronja Kieffer