Wir brauchen eine verbindliche staatliche Kennzeichnung für alle tierischen Produkte
Hierzulande werden jährlich über 700 Millionen Tiere meist in großen Mastanlagen unter schrecklichen Bedingungen gehalten. Sie werden häufig mit importiertem Sojaschrot gefüttert. Das führt zu Monokulturen und verstärktem Einsatz von Ackergiften – mit großem Schaden für Mensch und Natur.
Weltweit wird ein Drittel aller Anbauflächen zur Produktion von Tierfutter genutzt. Dieses Ackerland fehlt für die Produktion von Nahrungsmitteln insbesondere in den Ländern des Globalen Südens. Allein Deutschland importiert 4,5 Millionen Tonnen Sojaschrot als Futtermittel, darunter auch Gentech-Soja. In Deutschland fallen große Mengen Gülle an, für die es nicht genug Fläche zum Ausbringen gibt. Das Grundwasser ist inzwischen stark mit Nitrat belastet. Weitermachen wie bisher ist also keine Option. Der Fleischkonsum ist in Deutschland mit etwa 60kg pro Person sehr hoch, doch findet ein Bewusstseinswandel statt.
Konsument*innen sind inzwischen bereit, mehr Geld für Fleisch aus besserer Haltung auszugeben, wenn dies die Umwelt schont und für mehr Tierwohl sorgt. Doch bisher können sie sich nur selten an der Ladentheke für mehr Tierschutz entscheiden. Eine verbindliche staatliche Haltungskennzeichnung fehlt. Landwirtschaftsminister Schmidt hat im Januar 2017 ein staatliches Tierwohllabel angekündigt – dieses ist jedoch nicht verpflichtend. Geplant sind bisher zwei Stufen, doch die angekündigten Kriterien sind viel zu lasch. Die Standards sind kaum höher als die gesetzlichen Vorgaben und verdienen den Namen Tierwohl nicht. Hier einige Beispiele: Einem Schwein mit einem Gewicht von 110 Kilogramm steht per Gesetz eine Stallfläche von 0,75 Quadratmetern zu. In der Eingangsstufe des Labels soll sich die Stallfläche auf lediglich einen Quadratmeter vergrößern. In der höheren Stufe kommt ein halber Quadratmeter Auslauf hinzu. Einstreu wie Stroh ist in der Eingangsstufe nicht verpflichtend und auch das Kupieren der Schwänze bleibt erlaubt.
Was muss geschehen, damit es den Tieren und der Umwelt besser geht?
Eine verpflichtende staatliche Kennzeichnung für alle tierischen Produkte ist aus Sicht des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) am besten geeignet, um Transparenz zu schaffen, damit Verbraucher*innen in Zukunft die Wahl haben. Wir brauchen eine verpflichtende staatliche Kennzeichnung: 0 bis 3, wie beim Ei. Die Kennzeichnung hat zu einem geschärften Bewusstsein bei Verbraucher*innen geführt und infolgedessen auch dazu, dass Eier aus Käfighaltung ausgelistet wurden. Beim Fleisch und anderen tierischen Produkten könnte sich die Einstufung an existierenden Standards orientieren, wie beispielsweise 0 für Bio und 1 für die Kriterien des Neuland-Standards. Stufe 2 müsste erheblich besser sein als der gesetzliche Standard und zumindest Stroh vorschreiben und deutlich mehr Platz garantieren. Und Stufe 3 wäre das, was heute die Mehrzahl der Tiere erleiden muss: der gesetzliche Standard.
Grundsätzlich müssen wir in Zukunft weniger und dafür besseres Fleisch essen. Verbraucher*innen könnten mit einem verbindlichen staatlichen Label durch ihr Kaufverhalten, wenn Sie beispielsweise zu Fleisch aus Weidehaltung greifen die Nutztierhaltung verbessern. Doch das allein wird nicht ausreichen. Die politisch Verantwortlichen müssen handeln. Minister Schmidt darf sich nicht weiter allen guten Vorschlägen verweigern und muss sich für den Umbau der Tierhaltung einsetzen.
Weitere Informationen zum Haltungskennzeichen für alle tierische Produkte
Zum Fleischatlas Deutschland Regional 2016
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Quellen: Bilder: Depositphotos/wavebreakmedia, lightpoet, Text: Katrin Wenz
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