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Plastik im Alltag
Plastik - Praktisch aber gefährlich!

Plastik - Praktisch aber gefährlich?

Plastik ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig – und wird es auch bleiben, denn es dauert teilweise mehrere hundert Jahre bis es zerfällt. Biologisch abbaubar ist es nicht. Unsere Meere, Küsten und Strände sind übersät mit Plastikmüll. Jedes Jahr gelangen über 8 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Ozeane. Das entspricht etwa einem Müllwagen pro Minute, der Müll ins Meer kippt.

Wir haben bald mehr Müll im Ozean als Fische. In gestrandeten Walen und in allen in einer Studie untersuchten Meeresschildkröten aus dem Mittelmeer, dem Atlantik und dem Pazifik wurde Plastik gefunden. Jedes Jahr sterben zehntausende von Tieren an unserem Müll.

Sicher gibt es sinnvolle Verwendungen von Plastik vor allem in der Medizin, der Luftfahrt und Gebäudetechnik. Es gibt aber sehr viele unsinnige Verwendungen, der meiste Plastikmüll stammt aus Verpackungen und Einwegprodukten. Das Problem ist: Plastik ist biologisch nicht abbaubar, es bleibt es in der Umwelt bis zu mehreren hundert Jahren und zerfällt dabei in immer kleinere Teile. Es kann doch nicht sein, dass wir ein so langlebiges Material entwickeln, benutzen es nur einige Minuten und werfen es dann weg? Warum wickelt die Industrie zügellos Lebensmittel, die oft nur wenige Tage haltbar sind in ein Material, das erst nach 450 Jahren zerfällt? Die Wertstofftonne kann unser Gewissen nicht beruhigen – denn selbst in Deutschland wird weniger als die Hälfte des Plastiks tatsächlich recycelt. Dabei produzieren wir auch noch den meisten Verpackungsmüll in Europa. Doch jetzt gibt es einen kleinen Lichtblick: Ab 2021 soll es in der EU ein Verbot von Plastik-Wegwerfprodukten geben, dann sollen Plastik-Besteck, -Teller, -Trinkhalme, -Rührstäbchen, -Luftballonstäbe, -Wattestäbchen und dünne Plastiktüten nicht mehr im Handel verfügbar sein. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Dennoch bleibt das Problem in anderen Ländern, vor allem in Schwellenländern, denn die haben zum größten Teil überhaupt kein Recyclingsystem. Dort wird der Plastikmüll verbrannt oder landet einfach in der Umwelt.

Mikroplastik - die unsichtbare Gefahr

Unsichtbare Plastikteilchen im Meer

Mikroplastik ist mittlerweile in allen Bereichen der Umwelt nachweisbar, es gelangt in die Nahrungskette und ist auch bereits in uns. Mikroplastik sind kleinste Plastikteilchen die durch Zerfall von Plastik in den Meeren entstehen und von Kleinstlebewesen und Fischen mit Nahrung verwechselt werden. Es entsteht aber auch durch industrielle Erzeugung in Kosmetik, durch Waschen synthetischer Kleidung (Mikroplastikfasern) oder durch den Abrieb von Reifen. Ungefiltert gelangen die Teilchen über die Abwässer in die Flüsse und Meere oder über den Klärschlamm auf unsere Böden. Mikroplastik wurde bereits in Honig, Bier, Wasser, Meersalz, Fischen und Muscheln nachgewiesen. Und es ist auch bereits in uns: Forscher aus Österreich haben erstmalig kleinste Plastikteilchen im menschlichen Stuhl gefunden. Wir scheiden Mikroplastik zwar aus, dennoch könnten sich daran gebundene Gifte im Gewebe einlagern. Was das letztlich für uns und unsere Gesundheit bedeutet, weiß noch niemand. Muscheln reagieren jedoch mit heftigsten Entzündungen auf Mikroplastik und Regenwürmer zeigen bereits Verhaltensänderungen durch Mikroplastik in Böden. Sollte letztendlich Mikroplastik zu Nanoplastik zerfallen, könnte es sehr kritisch werden. Nanoplastik verbleibt nicht im Magen-Darmtrakt, es kann die Zellwände durchdringen und zelltoxisch wirken.

Wir können Mikroplastik in Kosmetika und Pflegeprodukten vermeiden indem wir Produkte mit der „Code Check“ App scannen oder selber Mikroplastik aus der Inhaltsstoffe-Liste enttarnen (siehe Liste vom BUND oder Greenpeace) oder konsequent Naturkosmetik verwenden. Wir können Mikroplastikfasern, die sich vor allem aus Fleece-Kleidung bei jeder Wäsche lösen mit einem Waschbeutel (Guppyfriend) abfangen, solange es noch keine entsprechenden Filter für Waschmaschinen gibt. Grundsätzlich sollte man bei Kleidung und Haustextilien Baumwolle oder Naturfasern wählen, zumindest sollte der Kunstfaseranteil so gering wie möglich sein.

Plastik im Blut

Aus unserem alltäglichen Plastik sind wir alle chronisch mit Plastikchemikalien wie Bisphenol A (BPA), Weichmacher und Flammschutzmittel belastet, in fast jeder Blut- oder Urinprobe lässt sich das nachweisen. Wir sind mittlerweile tatsächlich alle „plastiniert“. Das Problem ist, dass diese Chemikalien nicht fest gebunden sind, sie können sich aus dem Plastik lösen und in fetthaltige und flüssige Nahrungsmittel übergehen, sie können aber auch ausdünsten und die Atemluft und den Hausstaub belasten. Die hauptsächlichste Aufnahmequelle für Plastikchemikalien ist jedoch die Nahrung. Insbesondere Weichmacher sind lipophil – also fettlöslich. Lebensmittel mit einem hohen Fettanteil sind besonders von solchen Prozessen betroffen. Das betrifft z.B. auch in Plastik verpackte Sahne und fetthaltigen Joghurt oder Käse. Neben Fett kann auch Hitze Chemikalien aus Plastik lösen. Jeder kennt das vielleicht, wenn im Sommer eine Plastikwasserflasche zu lange in der Sonne stand oder im überhitzten Auto lag – das Wasser schmeckt dann irgendwie chemisch.

Einige der Chemikalien aus dem alltäglichen Plastik wirken wie Hormone im Körper und die Wirkung tritt bereits im Niedrigdosisbereich ein. Viele Studien sehen einen Zusammenhang zwischen der steigenden Belastung durch Umwelthormone und hormonell bedingte Krebserkrankungen und Störungen des Fortpflanzungssystems, wie auch Fettleibigkeit und Diabetes Typ 2. Auffallend ist auch, dass chronische Entzündungserkrankungen immer mehr zunehmen. Alle Zivilisationserkrankungen wie Asthma, Allergien, rheumatische Erkrankungen, Osteoporose, Herz-Kreislauferkrankungen sowie Parodontitis gehen mit einer Entzündung einher. Der Anstieg ist vor allem in den letzten 50 Jahren signifikant – parallel zum massiven Einsatz von Kunststoffen im Haushalt und im Lebensmittelsektor. Viele Wissenschaftler sehen hier einen Zusammenhang.

Es gibt aber eine gute Nachricht: Durch konsequenten Verzicht von Plastik bei Nahrungsmitteln und Getränken sind bereits nach vier Wochen keine Plastikchemikalien im Körper mehr messbar. Es gibt bei vielen Nahrungsmitteln und Getränken Alternativen, z.B. gibt es die gleichen Produkte oftmals in Glas. Tetrapacks und Konservendosen sind keine Alternative, denn sie sind innen ebenfalls mit Kunststoff beschichtet. Wasserkocher und Kochgeschirr wie Pfannenwender, Kochlöffel oder Suppenkellen sollten aus Edelstahl, Glas oder Holz sein. Grundsätzlich heißt es: Plastik vermeiden, wo immer es geht. Es ist im Grunde genommen tatsächlich sehr einfach, hier etwas zu ändern - für die Umwelt und für unsere Gesundheit – in kleinen Schritten. Heike Schröder

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Quellen: Bilder: Depositphotos/billiondigital, jannystockphoto, robinsonthomas2005, Hackman; Heike Schröder Text: Heike Schröder