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Wie Tiere wie Igel, Vögel und Insekten im Naturgarten überwintern

Das putzige Rotkehlchen, übrigens meist ein Einzelgänger, plustert sich auf, um die klirrende Kälte abzuhalten. Wie er und viele andere Tiere nicht nur im Naturgarten optimal durch die kalte Jahreszeit kommen. (c) iStockphotos/Thinkstockphotos

Überwintern im Garten

Trickreiche Natur: So überwintern Tiere bestens im Garten

Je natürlicher ein Garten gestaltet ist, desto mehr Tiere finden hier im Winter ein ideales Quartier und Nahrungsknappheit, Schnee und Kälte können ihnen nichts anhaben. Doch ein wenig Vorbereitung kann helfen, um Igel, Kröte, Schmetterling, Rotkehlchen oder Siebenschläfer durch die kalte Jahreszeit zu helfen. Die ecowoman.de Tipps.

Im Spätherbst kann es bereits empfindlich kalt werden wie uns der Oktober bereits kurz gelehrt hat und in den Bergen kann es sogar schneien. Spätestens jetzt benötigen viele heimische Tiere einen optimalen Winterschutz, um die kalte Jahreszeit sicher zu überstehen. Generell haben Tiere sich einiges einfallen lassen, um gut durch die kalte Jahreszeit zu kommen, sei es wach oder schlafend, mit stark vermindertem Kreislauf oder gar in Kältestarre. Der Naturgarten ist für viele Tiere optimal für die Überwinterung.

Winter im Naturgarten: Die intelligenten Strategien der Tiere

Aufgeräumt und abgeschnitten – so sieht es heute in vielen Gärten aus. Das Laub muss weg, trockene Halme von Stauden, Ziergräsern oder Sonnenblumen stören unseren Ordnungssinn und der Heckenschnitt oder Reisig muss noch vor dem ersten Frost entsorgt werden. Doch, die Natur stört dies weniger, im Gegenteil, viele Tiere profitieren davon. Hohle Stängel von Pflanzen in Winterruhe oder Einjährigen beispielsweise sind ein ideales Winterquartier für Wildbienen, Ohrenklammer oder Spinnen. Oftmals geht es hier so friedlich zu, dass sogar Raubtiere mit ihren sonstigen Opfern in trauter Zweisamkeit überwintern. Auch Zitronenfalter finden solche Winterquartiere gut und lassen ihren mit Glyzerin gegen den Frost geschützten Körper bis ins Frühjahr hieran hängen. Daher gilt: So wenig wie möglich nicht nur im Naturgarten abschneiden, um gerade nützlichen und teils selten gewordenen Insekten ein adäquates Winterquartier zu bieten. Allenfalls kranke Pflanzenteile – beispielsweise mit Mehltau befallene Stauden - zurückschneiden.

Wie Tiere wie Igel, Vögel und Insekten im Naturgarten überwintern

Ein Laubhaufen wird in der kalten Jahreszeit zum Mehrfamilienhaus, denn nicht nur der Igel, sondern beispielsweise auch Insekten lieben diesen schützenden Unterschlupf. (c) Thinkstockphotos

Der stachelige Freund eines jeden Gärtners, der schneckenvertilgende Igel, liebt es, sich in Laub und Reisighaufen zur Winterruhe zu begeben. Igel, genauso wie Siebenschläfer, und die seltengewordenen Wildhamster oder Fledermäuse ziehen sich für einen ausgiebigen Winterschlaf zurück. Hierzu haben sie erstaunlicherweise weder Winterpelz noch Wintervorrat. Denn für ihr Überleben schalten sie ihre Lebensfunktionen so weit zurück, dass der Energieverbrauch äußerst gering ist und die Kälte ihnen nichts anhaben kann. Igel fahren so ihre Körpertemperatur um 30 Grad Celsius zurück, das Herz schlägt nur ein, maximal zwei Mal pro Minute. Eine Fledermaus atmet sogar nur maximal ein Mal pro Stunde. Noch ein Tipp zum Igel: Ist es frostig kalt und ein dünn oder verirrt wirkender Igel wird tagsüber gesichtet, dann ist das der einzige Moment, in dem man dem Igel helfen sollte. Denn dann ist sein Überleben gefährdet. Ideal: Vorher den örtlichen Tierschutzverein oder spezielle Igelhilfsstationen kontaktieren und fragen, was zu machen ist. Infos gibt es hier.

Wie Tiere wie Igel, Vögel und Insekten im Naturgarten überwintern

Der Igel ist ein Allesfresse. Neben seiner Leibspeise, Schnecken, liebt er auch energiereiches Fallobst, um sich für den Winter zu rüsten. Bei Bedarf: Spezielles Igelfutter oder Katzenfutter, niemals aber Milch anbieten. (c) Zoonar/Thinkstockphotos

Daher gilt: In einer ruhigen Ecke des Gartens einen Laub- und Reisighaufen errichten oder den Holzstapel über den Winter unberührt lassen (als nicht umschichten), um Igeln ein Winterquartier zu bieten. Auch Trockenmauern, gänzlich ohne Mörtel, sind ein ideales Quartier für Kröten, Eidechsen, Schlangen wie die stark bedrohte, ungefährliche Ringelnatter, und größere Insekten finden hier den idealen Unterschlupf. 

Leider finden sich für Fledermäuse in den heutigen, komplett dichten Wohnhäusern Unterschlupfmöglichkeiten. Für sie, wie auch für Igel und Insekten gibt es passende Spezialbehausungen, die gerne genutzt werden.

Wer nicht schläft benötigt Nahrung und besondere Strategien

Wie Tiere wie Igel, Vögel und Insekten im Naturgarten überwintern

Das Rufen des Kauzes - nicht erst seit Edgar Wallace Filmen ein schaurig-schöner Vorbote des Winters. Leider findet er immer weniger Baumhöhlen für sein Quartier. (c) Thinkstockphotos

Nicht jedes Tier kann sich im Winter an ein stilles Örtchen zurückziehen. Daher sind viele Tiere nun fleißig auf der Suche nach Nahrung. Das sich wie ein großer Golfball aufplusternde Rotkehlchen – ein Luftpolster gegen die Kälte – aber auch andere Vögel sind nun auf besonders viel Futter angewiesen. Denn die Futtersuche in der kalten Jahreszeit verbraucht unglaublich viel Energie. Zwar streiten sich die Gelehrten darüber, ob das Vögel füttern nötig ist oder nicht, Vieles und alleine abnehmende Populationen sprechen allerdings dafür. Selbst der Spatz ist kurz davor in die Liste der bedrohten Tierarten aufgenommen. Einige der Hauptgründe: Fehlende, heimische Wildbeerensträucher, Sämereien von Wildpflanzen oder Gifteinsatz im Garten und auf Feldern. Daher gilt nicht nur im Naturgarten: Auf Gifteinsatz zu verzichten, selbst in kleinen Gärten Beerensträucher anbieten und zufüttern. Letzteres wird vom führenden Ornithologen Deutschlands, Prof. Berthold, sehr empfohlen.

Mehr zum Vögelfüttern durchs ganze Jahr. Ein Tipp, um lästige Samenschalen zu vermeiden: Einige Hersteller bieten geschältes Wildvogelfutter an, das sich für die Fütterung über das ganze Jahr eignen soll.

Selbst der heimische Specht kommt gerne an die Futterstellen, kann aber gut von unter der Baumrinde überwinternde Insekten leben. Wer also sein Klopfen hört, weiß, dass er gerade zu Tisch ist.

Baumhöhlen war früher Gang und Gäbe. Leider fehlen vielen Vögeln nun diese idealen Winterquartiere. Daher ist es auch im Winter ratsam, Vogelkästen aufzuhängen.

Text: Jürgen Rösemeier