Der Naturgarten: Genuss für alle Sinne und ein Quell an Artenreichtum. Der Grund: Die Tiere finden einen ganz natürlichen Lebensraum. (c) Fotolia
Naturgarten: Natürlich, schön und ein Paradies für Tiere
Viele denken, einen Naturgarten anlegen ist pflegeintensiv. Andere wiederum denken an eine ungepflegte Wildnis, in der das Unkraut nur so sprießt. Beides sind Vorurteile. Diese ursprünglichste aller Gartenformen ist ein Ort der Artenvielfalt.
Wohl einer der ersten Naturgarten-Fans war der Königliche Garteninspekteur Willy Lange. Er nannte den Naturgarten 1907 die «Künstlerische Steigerung der Naturwahrheit». Neben heimischen Pflanzen wurden ergänzend die ersten Zierarten für den Naturgarten gezüchtet. Die in seinem damals erschienenen Buch, «Gartengestaltung der Neuzeit», vertretene Auffassung, mit heimischen Pflanzen zu gestalten, wurde in den folgenden Jahrzehnten beibehalten. Doch es gab eine geschichtlich bedingt lange Pause, ehe in den letzten Jahrzehnten der Naturgarten wieder zum richtigen Trend wurde.
Heute ist der Naturgarten als eine mögliche Form der Gartengestaltung wieder richtig etabliert und für viele Gartenbesitzer die schönste, weil ursprünglichste Form der Gartengestaltung. Eine der Ikonen in der Züchtung heimischer Pflanzen ist sicherlich Karl Foerster, dessen Leidenschaft es war, ab Beginn des letzten Jahrhunderts neue Phlox- oder Flammenblumen-Sorten, Gräser, Rittersporne oder Astern zu züchten. Züchter hunderter, in aller Regel heimischer Arten, prägte er den Begriff «Wildnisgartenkunst».
Was ist eigentlich ein Naturgarten?
Ein Naturgarten lässt sich einfach definieren, als naturnahes Grün und als idealer Lebensraum für heimische Pflanzen und Tiere. Im Naturgarten dürfen sich auch mal Wildblumen wie Kornblume und Scharfgarbe, Klatschmohn, Gemeiner Dost oder Margerite breitmachen. Auch wird der Rasen im Naturgarten nicht wöchentlich gemäht und wird stattdessen zur Blumenwiese oder gibt es so viele Nahrungspflanzen und Rückzugsmöglichkeiten, dass der Naturgarten ein wahrer Hort der Artenvielfalt ist. Hier werden Schmetterlinge und Bienen auf natürliche Weise angelockt und finden Eidechsen das passende Versteck, bedrohte Igel ein warmes Winterquartier oder Vögel genügend Nahrung. Trockenmauern, Steinhaufen, Holzstapel oder Insektenhotels sind die beste Anlaufstelle für alles was so kreucht und fleucht im Naturgarten.
Beim Naturgarten anlegen die Pflanzen natürlich wachsen lassen
Der Naturgarten macht auch Kindern Spaß und ist eine Quelle für eine garantiert gesunde Ernährung. (c) Fotolia
Dabei ist der Naturgarten nicht gleichzusetzen mit «Chaos» oder «ungepflegt». Ein Naturgarten ist natürlich gewachsen. Er ist auch im Einklang mit dem Bio-Gartenbau. Keine Chemie hält hier Einzug, die Artenvielfalt begrenzt den Schädlingsbefall und natürliche Stärkungs-, Dünge- oder Abwehrmittel sorgen für Bio-Obst und –Gemüse das schmeckt und dem Bio-Gärtner eine reiche Ernte beschert. Ein Kräutergarten oder zumindest eine Kräuterecke oder Kräuterspirale darf im Naturgarten keinesfalls fehlen. Nicht nur die Bio-Küche wird mit den eigenen Kräutern aus dem natürlichen Garten erst zum schmackhaften Genuss.
Im Naturgarten wachsen verschiedene Pflanzensorten. (c) Fotolia
Der traditionelle Bauerngarten ist auch ein Naturgarten. Heimische Pflanzen-Pracht hat hier wie zu Großmutters Tagen wieder eine Heimat gefunden. Heimische Blumen und Stauden von Phlox über Ringelblume bis zur Stockrose begeistern das Auge des Betrachters und üppige Beete bieten leckeres Obst, Salat und Gemüse durch das ganze Gartenjahr. In dieser Form des Naturgarten Bio-Gartenbau zu betreiben, ist ein Leichtes.
Dabei muss man als Naturgarten-Besitzer nicht gleich zum Selbstversorger in Sachen Bio-Lebensmittel werden. Auch bieten sich die heute meist kleineren Gärten nicht unbedingt zum vielfältigen Anbau aller auf dem Markt vorhandenen Pflanzen an. Aber, man kann seinen eigenen (Bio-) Salat ziehen, der keinen Dünger braucht, die frischen (Bio-) Möhren oder die (Bio-) Erdbeeren für die eigene Erdbeer-Marmelade, die noch am Stock reifen und nicht künstlich. Kohlsorten, Zucchini, Gurke, Paprika, Ruccola und Radieschen oder ab September der knackige Feldsalat – das und vieles anderes chemiefreies und damit biologische gezogenes Gemüse kann in einem naturnahen Bauerngarten herrlich gedeihen. Ist der Naturgarten kleiner, so werden lediglich die Favoriten angebaut, die, je nach Saison und Geschmack, auf dem eigenen Tisch nie fehlen dürfen.
Der Naturgarten ist auch ein Bio-Garten
Gleich wie man es nennen mag, natürlicher Garten, Bauern- oder Naturgarten oder Bio-Gartenbau – natürlich gärtnern ist oft einfacher, als man denkt. Gedüngt wird mit kostenloser Brennnesseljauche, die Blätter von Gurke, Zucchini oder Tomate werden bodennah entfernt und somit die Krankheitsanfälligkeit reduziert, oder der Brokkoli bekommt ein einfaches Netz übergestülpt, welches gegen die Raupen des Großen oder Kleinen Kohlweißlings schützt. Oder aber der Biogärtner lockt ungefährliche Schlupfwespen an, deren Hauptspeise die gefräßigen Raupen sind.
Im Bauern- oder Naturgarten wird nachhaltig gegärtnert. Zum Wohle der Natur, der Artenvielfalt und vor allem zum Wohle des Menschen.
Fakten und Tipps rund um den Naturgarten
- Ein Naturgarten ist ideal, um Biogartenbau zu betreiben.
- Der Biogärtner baut hier auf natürliche, umweltschonende Weise seinen teilweisen oder nahezu kompletten Eigenbedarf an Bio-Obst und Gemüse an.
- Heimische Pflanzen prägen den Naturgarten. Wildblumen säen ist günstig und gelingt immer.
- Der Naturgarten bietet viele Unterschlupfmöglichkeiten für Tiere. Steinhaufen oder selbstgeschichtete Trockenmauern für Eidechsen, Laub und Schnittholz für die Igel-Überwinterung in einer ruhigen Garten-Ecke.
- Flieder, Echinacea, Bartblume oder Strauchbasilikum dienen im Naturgarten als ideale Bienen-, Hummel- oder Schmetterlings-Nahrung.
- Eine Ecke mit Brennnessel für die Erzeugung von Brennnesseljauche als wirkungsvoller Dünger ist ein Muss. Gleichzeitig sind Brennnesseln die Nahrung von Schmetterlingsraupen.
- Beim Biogärtner dienen Netze und Vliese als Schutz von Vögeln am Obstbaum, beim Kohl vor Raupen oder beim Feldsalat vor einsetzendem Frost.
- Weinbergschnecken lässt der Biogärtner leben, denn sie fressen nur absterbende Pflanzenteile, dafür aber die Gelege der gierigen Nacktschnecken.
- Insektenhotel an windgeschützten, sonnigen Lagen aufstellen. Tipp: Nie die lackierten, schicken Insektenhotels kaufen, sondern naturbelassene. Die lackierten Insektenhotels mag kein Insekt. Dann kommen nicht nur im Bio Gartenbau nützliche Insekten und Schädlinge fressende Vögel.
- Heimische Hecken für Insekten und Vögel einpflanzen und Vogelhäuschen anbringen. Dabei auf die Größe des Eingangslochs achten. Jede Vogelart mag eine andere Größe!
Quelle: Naturgarten e.V. (www.naturgarten.org), Text: Jürgen Rösemeier
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