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Gartenerde als Klimakiller: Industrieller Torfabbau hat dramatische Folgen fürs Klima
Klimakiller Torf

Wenn Torf zum Klimakiller wird

Torf-Moore waren lange Zeit beliebt als Orte für Gruselgeschichten. Heute gibt es in Deutschland kaum noch welche. In den vergangenen Jahrzehnten wurden die meisten von ihnen trocken gelegt. Aber warum ist Torf so wichtig für unsere Umwelt und was hat er mit dem Klimawandel zu tun?

Im Moor lauern allerlei Gefahren: Irrlichter, die Wanderer in den sicheren Tod führen. Moorleichen, die Kinder mit sich ziehen und im morastigen Schlamm versinken lassen. Böse Geister, die nachts Unschuldige ins Moor locken. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein herrschte in Deutschland ein schauriger Aberglaube rund um die geheimnisvollen Moorlandschaften, der durch allerlei gruselige Sagen und Geschichten am Leben erhalten und befeuert wurde.

Kaum noch intakte Moore in Deutschland

Heute sind uns solche Geschichten fremd. Das liegt unter anderem daran, dass wir mit Mooren nicht mehr viel anfangen können. Kein Wunder, denn in den letzten Jahren sind viele Moore unter anderem infolge des Torfabbaus verschwunden; heute gibt es nur noch etwa 30.000 Hektar Hochmoorfläche in Deutschland. Der überwiegende Teil davon wird land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Intakte Moore, in denen Torf entsteht, sind dagegen auf ein Prozent ihrer ursprünglichen Ausdehnung zurückgedrängt worden. Die traurige Realität: Alle Moorbiotoptypen sind stark gefährdet und teils von vollständiger Vernichtung bedroht. Dabei sind sie unglaublich wichtig für den Arten-, Natur- und Klimaschutz.

Torffreie Erde nutzen. Höchste Zeit also, den Torfabbau zu reduzieren und den Moorschutz aktiv voran zu treiben.

Moore speichern gut ein Drittel der weltweiten Kohlenstoffvorräte – und damit doppelt so viel wie alle Wälder der Erde zusammen. Sie sind Biotope, Lebensräume für seltene Pflanzen sowie Tiere und regulieren den Wasserhaushalt. Grundlage für all das ist ein Rohstoff, der sozusagen vom Aussterben bedroht ist: Torf. Er entsteht ausschließlich in Mooren und bildet sich aus nicht oder nicht vollständig zersetzten pflanzlichen Substraten. Das ist ein sehr langwieriger Prozess. Eine Torfschicht wächst durchschnittlich nur um einen Millimeter pro Jahr. Das macht 1000 Jahre, bis die Schicht einen Meter dick ist. Torf ist also streng genommen zwar ein nachwachsender Rohstoff, kann aber kaum als solcher gezählt werden.

Industrieller Torfabbau hat dramatische Folgen fürs Klima

Trotz des Wissens um das extrem langsame Wachstum von Torf und die Bedeutung der Moore für Umwelt und Klima wird der Torfabbau munter weiter betrieben. Dafür müssen die Moorflächen entwässert werden. Das hat nicht nur dazu geführt, dass die meisten Arten der Moorflora und –fauna inzwischen als bedroht oder stark bedroht gelten. Durch die Trockenlegung der Moore werden außerdem Unmengen an Kohlendioxid freisetzt. Welche Auswirkungen das auf das Weltklima hat, ist hinlänglich bekannt.

Höchste Zeit also, den Torfabbau zu reduzieren und den Moorschutz aktiv voran zu treiben. In Deutschland ist ein Verbot von torfhaltigen Substraten zwar von der Bundesregierung abgelehnt worden. Im Rahmen des „Aktionsprogramm Klimaschutz 2020“ sollen aber in den nächsten Jahren immerhin fünf Prozent der land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen wieder vernässt werden, um das Torfwachstum wieder anzustoßen. Gute Ansätze, die aber in Bezug auf die europäische Gesamtsituation kaum mehr sind als ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn der Torfabbau im Inland, der überwiegend in Niedersachsen stattfindet, reicht bei weitem nicht aus, um den hiesigen Bedarf zu decken, weshalb große Mengen an Torf aus dem Baltikum und Russland importiert werden. Wie so häufig wird auch hier das Problem also nur verschoben: aus den Augen, aus dem Sinn.

In Irland hat das Torfstechen Tradition

Auch in Irland sollen die Moore geschützt werden – sehr zum Ärger vieler Iren. Der Torf gehört für sie zur Kultur ihres Landes, in ihren Familien wird das Torfstechen seit Generationen betrieben. Dort wird der wertvolle Rohstoff vor allem zum Heizen genutzt, nach Finnland ist Irland der zweitgrößte Torfverbrenner Europas. Doch im Rahmen der EU-Umweltschutzmaßnahmen wurde für vier Prozent des irischen Torflandes ein Stechverbot verhängt.

Das Problem ist, dass Teile der Fläche zum privaten Grundbesitz der ansässigen Bewohner gehören. Und die wollen sich das Torfstechen auf ihrem eigenen Grund und Boden nicht verbieten lassen. 2012 ist der Streit eskaliert. Seitdem überwacht die Regierung mithilfe von Polizeieinsätzen die Einhaltung des Stechverbots, doch die Iren kämpfen weiter für die Erhaltung ihrer Tradition. Während das private Torfstechen streng überwacht wird, baut die halbstaatliche Firma Bord na Móna auf rund 800 Quadratkilometern Torf industriell ab. Glaubt man dem Unternehmen, soll damit bis 2030 Schluss sein. Umweltschützern dauert das zu lang. Verständlich, wenn man einmal bedenkt, wie viel Torf innerhalb von vierzehn Jahren noch abgebaut werden kann und wie dramatisch die Situation jetzt schon aussieht…

In Irland hat das Torfstechen Tradition

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Quellen: BfN; DGMT, Bild: depositphotos/wavebreakmedia/alexraths/brebca/paulvandenberg, Text:  Ronja Kieffer