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Leihen, schenken, reparieren:

Sechs Tipps wie du dem Konsumwahn ein Ende setzt

Die Keller, Speicher und Kleiderschränke der Republik sind übervoll. Aufräumen, Ausmisten und Weggeben liegen momentan genau im Trend. Doch wohin mit all dem Zeug, das kaputt ist, das wir nicht mehr gebrauchen können, nicht mehr haben wollen? Es gibt viele gute Ideen, wie wir dem Konsumwahn ein Ende setzen können – und einige Hürden.

Etwa 37 Millionen Tonnen Abfall kommen in Deutschland jedes Jahr zusammen. Durchschnittlich sind das 456 Kilogramm pro Kopf. Seit einigen Jahren gibt es jedoch einige Gegentrends zu den beständig wachsenden Müllbergen: Der Minimalismus und die Zero Waste-Bewegung finden immer mehr Anhänger und manche versuchen sich gleich an einem ganzen No-Buy-Year, an einem Jahr, in dem sie gar nichts einkaufen außer Lebensmitteln. Doch auch wer nichts Neues kauft, muss irgendwie mit Dingen umgehen, für die er keine Verwendung mehr hat.

Repair-Cafés: Schrott wird flott

Frau und Mann reparieren Platine

Es liegt in der Natur des Mülls, dass ihn keiner haben will. Doch manches ist noch gar kein Müll, auch wenn es gerade seine Pflicht nicht erfüllen kann. Die Sohlen der Lieblingsschuhe haben ein Loch? Der Schuster kümmert sich gern darum. Für ein paar Euro wird das Schuhwerk wieder flott und Müll vermieden. Das geht natürlich auch mit Waschmaschinen, Handy-Displays oder Jeans mit einem Loch am Knie. In immer mehr Städten gibt es zudem sogenannte Repair-Cafés, zu denen die Teilnehmer kaputte Dinge mitbringen und von einem Experten lernen, wie sie es selbst reparieren können.

Verschenken und verkaufen: Alt gegen Neu

Mit ausrangierten Computern, Hockeyschläger und Küchenschränke lässt sich auf Flohmärkten oder entsprechenden Internetplattformen oft noch ein kleines Taschengeld verdienen. Und jemand anders kann sich für kleines Geld einen Wunsch erfüllen. Im Internet gibt es zudem die Möglichkeit, Gebrauchtes mit anderen zu tauschen. Wer sich gern als Schatzgräber versuchen möchte, kann dabei spannende Tauschangebote bekommen.

Sozialkaufhaus: Neues für kleines Geld

In vielen Städten betreiben Vereine oder Gemeinden Kaufhäuser für Menschen, die nur wenig oder gar kein Einkommen haben. Ähnlich wie bei den Tafeln erhalten Menschen gegen einen Nachweis Geschirr, Kleidung oder Möbel für einen symbolischen Preis. Wer mit seinem aussortierten Zeug anderen etwas Gutes tun möchte, ist hier genau richtig.

Frau verschenkt Kiste

Umsonstläden:

In manchen Städten führen findige Schenker diese Idee noch etwas weiter und bauen ganze Läden auf, in denen es keine Kassen gibt: Wem etwas gefällt, der nimmt es sich einfach aus dem Regal und darf es behalten. Die Resonanz solcher Läden ist groß – vor allem auf der Seite der Schenker. Denn manche Kostnixläden beklagen bereits, dass sie all die verschenkte Ware kaum noch unterbringen können. Doch der Erfolg gibt den Betreibern Recht: Durch ihr Konzept kommen Töpfe, Kinderkleidung und Brettspiele wieder in den Umlauf, die zuvor ausgedient hatten.

Givebox und Bücherschrank: Einfach nehmen, einfach geben

Bücherschrank mit kostenlosen Büchern

In vielen Städten gibt es schon öffentliche Bücherschränke, um Bücher kostenlos zu tauschen

Vor allem in Großstädten stehen vor den Häusern immer häufiger Pappkartons, auf denen „Zu verschenken“ geschrieben steht. Meist füllt sich eine solche Kiste, wenn Menschen umziehen und bei dieser Gelegenheit etwas Ballast zurücklassen möchten. Wer im Vorbeigehen etwas Schönes entdeckt, darf es einfach mitnehmen. In manchen Nachbarschaften gibt es eine solche Kiste dauerhaft – und oft in Schrank- form: In eine sogenannte Givebox können die Anwohner alles hängen oder stellen, was sie nicht mehr haben möchten und das jemand anderem gut gefallen könnte. Auch hier darf jeder einfach zugreifen und einstecken, was ihn anspricht.

Eine Spezialform der Givebox ist der Bücherschrank. In vielen Städten gibt es sie schon: Bücherschränke, aus denen sich Leseratten kostenlos einfach die Bücher herausnehmen können, die ihnen gefallen.

Das Problem daran: Häufig beschweren sich Nachbarn über Dinge, die neben der Givebox abgestellt werden. Deshalb schreiben die Betreiber einer Givebox in Esslingen den Hinweis „Dies ist kein Müllplatz!“ auf ihre Website und an ihre Givebox. Trotz solcher Mahnungen fielen einige Giveboxen, wie etwa die einer großen Nachbarschaftsinitiative in Bochum bereits der übermäßigen Aussortierwelle zum Opfer, da sie schlicht weg überquollen. In Esslingen bitten die Givebox-Betreiber darum, Dinge wieder abzuholen, die nach zwei Wochen noch da sind. So wird nur zum Geschenk, was auch jemand haben möchte. Das Motto „Aus den Augen aus dem Sinn“ ist bei einer Givebox jedenfalls fehl am Platz.

Borgerei: Leihen statt kaufen

Frau bedient Bohrmaschine

Dinge, die wir nicht oft benutzen, können wir leihen

Und wenn wir nach dem ganzen Ausmisten doch noch etwas Neues brauchen? Dann leihen wir es uns einfach. Denn nicht alles muss man selbst besitzen. Schlittschuhe, Bohrmaschinen oder Leitern benutzen wir nicht jeden Tag. Viele der Dinge, die wir nur selten brauchen, können wir leihen. Das spart Geld, Platz und die Zeit, die Dinge instand zu halten

Während Giveboxen und Bücherschränke vor Hürden stehen, die sich leicht aus der Welt räumen lassen, brauchen Betreiber einer Borgerei eine höhere Toleranz gegenüber Bürokratie. Der Haken an der Idee: In Deutschland haften die Betreiber einer Borgerei mit ihrem Privatvergnügen. Falls einem Borgerei-Kunden die geliehene Bierbank unter dem Hinter zusammenkracht, er unglücklich zu Boden geht und sich den Steiß bricht, haftet der Verleiher. Eigentlich müsste der Verleiher alles nach Gebrauch vom TÜV auf dessen Sicherheit prüfen lassen – und das geht ins Geld. Der für Jahre gut laufende Leihläden Leila in Berlin war als Verein organisiert, für den andere Konditionen gelten. Doch nachdem dem Verein die gemieteten Räume gekündigt wurden, entschied sich der Leila dafür, sich in eine Webplattform zu verwandeln, auf der sich Privatleute gegenseitig Bohrmaschinen, Eismaschinen oder Bobbycars leihen.

Du siehst: In unseren Gemeinschaften verändert sich einiges – vor allem unser Konsumverhalten. Was der eine aussortiert, findet die andere großartig, was die eine nur selten nutzt, leiht sich ein anderer gerne aus. So verändert sich nicht nur die Füllung unseres Zuhauses sondern auch der Markt.

Quellen: Bilder: Depositphotos/Light, IgorVetushko, HighwayStarz, IvanM77, IgorVetushko, Text: red