1. Home
  2.  › Haus & Garten
  3.  › Haushalt
Auch Wohnungen werden geteilt.
Teilen als neues Geschäftsmodell

Legal illegal - wie die Share economy uns alle betrügt

Die Shareconomy boomt wie nie zuvor. „Wer teilt, tut Gutes“, lautet das Credo dieser  Idee und so schließen sich ihr guten Gewissens immer mehr Menschen an. Es wird geteilt was das Zeug hält und dabei scheinbar übersehen, dass sich unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit ein kapitalistisches Geschäftsmodell versteckt.

Wir leben in einer Konsumgesellschaft, in der wir täglich mit Produkten überhäuft werden. Die wenigsten Menschen kaufen nur noch das, was sie auch wirklich brauchen – Geld ausgeben ist zum Hobby geworden.

Doch seit einiger Zeit findet eine Wandlung von der Eigentumsgesellschaft zur Besitzgesellschaft statt. Mit Carsharing, Airbnb, Couchsurfing, Fairleihen, Coworking, Bookcrossen, Crowdfunding u.v.m. schießen neue Start-ups wie Pilze aus dem Boden. Und sie alle gehören zur Shareconomy. Shareconomy steht für kollaborativen Konsum (Collaborative Consumption), Zugangsgesellschaft (access society) oder die gemeinsame Wirtschaft (Collaborative Economy). Kurz gesagt: Teilen statt Kaufen.

Kaufen ist out – teilen ist in

Vor allem junge Leute sehen immer weniger Sinn darin Dinge zu besitzen. Ihnen reicht es Autos, Wohnungen, Arbeitsräume, Kleidung, Bücher u.v.m. nur für eine bestimmte Zeit zu benutzen und wieder abzugeben. Nicht selten steckt dahinter die Ablehnung des kapitalistischen Systems, das endlosen Wachstum und den damit verbundenen maßlosen Konsum zum Ziel hat.

Statussymbol Auto? Nein, danke!

Galt vor 30 Jahren das eigene Auto, auf das man lange gespart hatte, noch als Statussymbol und Ausdruck der Persönlichkeit, entwickelt es sich heute immer mehr zum reinen Gebrauchsgegenstand.Die junge Generation muss nichts mehr besitzen, um glücklich zu sein - sie braucht nur jemanden, der seinen Besitz verleiht. Befürworter der Share economy behaupten, das Teilen im großen Stil sei ressourcenschonend und nachhaltig – bewusster konsumieren ist eine ihrer Maximen. Also nur noch teilen statt kaufen? Schwer vorstellbar in einer Welt, die auf Geld konditioniert ist. Und so war es auch nur eine Frage der Zeit bis pfiffige Unternehmer aus der Weltverbesserungsideologie der Sharing-Konsumenten eine lukrative Geschäftsidee machten, mit der sich, unter dem Deckmantel des bewussten, nachhaltigen Konsumierens, viel Geld verdienen lässt.

Was ist ein Auto wert?

Immer mehr junge Menschen teilen ihren Besitz.

Das Geschäft mit dem Teilen

Früher teilte man mit seinem Nachbarn die Bohrmaschine, heute haben sich Unternehmen gegründet, die das Teilen in großem Rahmen ermöglichen. Airbnb griff das Prinzip des Wohnraum-teilens auf und verdient seitdem an den Provisionen. Viele Automobilhersteller schlagen außerdem Profit aus der Idee und bieten Car2go Smarts in Großstädten an. Längst haben sich Firmen den Wunsch nachhaltig, sozial und politisch korrekt handeln zu wollen zu eigen gemacht.

Doch auch nicht jeder Sharing-Konsument beteiligt sich aus reiner Selbstlosigkeit an der Shareconomy. Häufig sind die Nutzer dadurch motiviert, dass ein Dienst billiger, besser oder einfacher verfügbar ist oder dass sich damit Geld verdienen lässt.

„Solange es der Nachhaltigkeit dient, sind die Motive doch egal“, könnte man sagen. Kritiker der Shareconomy meinen jedoch, dass eine Tauschökonomie nicht zwangsläufig mehr Nachhaltigkeit bringen muss, da zum einen häufig ein logistischer Aufwand betrieben wird, um die Sharing-Güter zu transportieren und zum anderen einige Shared-Consumption-Modelle sogar konsumsteigernd wirken können.

Shareconomy führt zur Konsumsteigerung

Shareconomy führt zur Konsumsteigerung

Ist etwas benutzen zu wollen, ohne es besitzen zu wollen nicht sogar der Gipfel der Konsummentalität? Wenn man etwas nicht besitzt, fallen Pflichten wie Instandhaltungsmaßnahmen, Gebühren und Steuern weg. Und damit, so Kritiker, fällt auch die Wertschätzung. Wer etwas selber gekauft hat, ist sich dessen Wert bewusst und geht meistens sorgfältiger mit den Gegenständen um. Geht der Konsument mit den geliehenen Gegenständen nicht sorgsam um, so dass mit ständigem Verschleiß zu rechnen ist, würde das sogar zu einer Konsumsteigerung führen. Bei vielen Entleihern sieht das jedoch anders aus – gerade weil es nicht ihnen gehört, gehen sie mit dem fremden Eigentum vorsichtiger um.

Teilen ist schlecht für die Wirtschaft

In Berlin werden ca. 18000 Wohnungen illegal vermietet. Privatpersonen, die die Wohnungen vermieten, müssen keine Sicherheitsauflagen erfüllen und nur selten Steuern zahlen. Da viele Airbnb-Nutzer ihre Wohnungen in Ferienwohnungen umwandelten, führte das 2013 sogar zu einem Wohnungsnotstand in Berlin. Auch für Hotels ist Airbnb zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten geworden. In den USA geriet der Mitfahrdienst Uber immer wieder ins Visier der Kritiker, weil den Taxifahrern dort die Kunden ausgingen.

Teilen ist das neue Mieten

Viele Shareconomy-Ideen sind nicht neu – leihen gegen Gebühr gab es schon immer, doch früher nannte man es „mieten“. Carsharing beispielsweise ist nichts anderes als die kleinere und günstigere Variante von Firmen wie Avis oder Sixt. Auch bei diesen Autovermietungsunternehmen teilen sich Menschen ein Auto und zahlen dafür. Der Unterschied heutzutage ist jedoch die Technik, die es jedem ermöglicht, schnell und einfach am Teilen teilzunehmen.Die meisten Shared-Consumption-Modelle sind eben auch nur profitorientierte Unternehmen, die den Konsum lediglich effizienter organisieren können.

Car sharing - praktisch, aber verdient am Autoverleih?

Für viele Junge Menschen ist Car Sharing selbstverständlich.

Das könnte Sie auch interessieren:

Teilen - wie bringe ich das meinem Kind bei?, Wieviel Wohlstand brauchen wir?

Quellen: reset.org, www.gruenderszene.de, www.zeit.de, Bild: Depositphotos/oneinchpunch,itchaz.gmail.com,SergeyNivens,Aleutie georgejmclittle,Autorenname: Meike Riebe