Wilde Natur auf Porzellan gebannt
Selbst "schnöde" Natur hat Potential für Kunst. Das zeigt uns die Künstlerin Mary O'Malley, deren weiße Keramik mit ungeheuerlichen Naturszenarien lebendig wird. Die Tiefen des Ozeans ranken sich atemberaubend auf Teller und Tassen, Vasen erschrecken mit detailgetreuem Stinkwanzenschwarm...
Bottom Feeders - Die Welt des Ozeans auf Porzellan
Am Ufer von Long Island/New York lebt und arbeitet die Keramikkünstlerin Mary' O Malley, die mit ihrer Keramikserie "Bottom Feeders" über die Grenzen hinaus bekannt wurde. Ein nautisches Geschirr, dass den Anschein macht, als hätte es hundert Jahren in den Tiefen des Ozeans gelegen, wo es die Meeresbewohner kolonialisiert haben.
Über und über bevölkert von Seepocken, Seesternen, Kraken und Muscheln ist jedes Stück ein Unikat von seltener, wundervoller Anmut. Mary O'Malley erinnert damit an die Unterwasserwelt der vielen Meeresstraßen ihrer Heimat. Während die Heimatkunst und das Handwerk auf Long Island, die Natur eher naiv in Pastelltönen in die Häuser brachte, möchte die Künstlerin die unbändige Schönheit ihrer maritimen Umgebung über ihre naturgetreue Detailarbeit auf Wohnaccessoires deutlich machen. Tentakel von Kraken, die zu Henkeln von Tassen und Krüge mutieren, Hummer die Schüssel belagern oder Korallen die Teller besiedeln, sollen in ihrer Serie "Bottom Feeders" auch den Überraschungseffekt deutlich machen, beim Versuch sich die Natur Untertan zu machen. Die Künstlerin sieht im Streben der Menschheit, ihr Umfeld gemäß ihrer eigenen Ästhetik zu gestalten, ein Tauziehen zwischen Kontrolle und Kapitulation gegenüber der Pflanzen- und Tierwelt. In diesem "Spiel der Kräfte" liegt laut Mary O'Malley die wahre Schönheit, die sie völlig "entromantisiert" mit Porzellan abbildet.
Mushroom Pitcher - Einhüllende Naturelemente
Während eines Aufenthalts in Nordgeorgien begegneten Mary O'Malley vertraute Naturelemente, die Strukturen umhüllen. Moose, Pilze oder Flechten, die, ähnlich wie die Meeresbewohner bei dem Thema "Bottom Feeders", Bäume, Ritzen oder Spalten überwuchern. Überall erkannte sie in der Natur diese umfassende Lebendigkeit. Erneut inspiriert von den Versuchen aus vergangenen Zeiten, diese besondere Art der Pflanzenwelt "gefällig" auf Interieur in die Häuser zu bringen, fängt sie die Moose und Pilze ganz natürlich als plastische Darstellung auf einem Krug ein, dem "Mushroom Pitcher". Die Außenwand des Pilzkruges soll die Stille des Waldes widerspiegeln, weshalb sie unglasiert blieb. Das Material und die rohe Oberfläche ist gleichzeitig porös und durchlässig, was Mary O' Malley darauf hoffen lässt, dass sich womöglich sogar noch echter Schimmel darauf bildet.
Wanzen und Schnecken werden Kunst
Ihre große Handwerkskunst beweist Mary O'Malley auch mit ihren Vasen, die bevölkert werden von Stinkwanzen und Schnecken. Während sie von dem großen Gewimmel auf den Dekogegenständen beeindruckt scheint, so lehren sie aufgrund der detailgetreuen, plastischen Abbildung so manchen das Fürchten. Selbst kleine Falter sehen auf den Vasen der Keramikkünstlerin ihren lebendigen Artgenossen zum Verwechseln ähnlich. Ihre Vasenserie, wie auch noch viele andere Objekte aus ihren Händen, zeigt wieder ein wildes Naturszenario, künstlerisch inszeniert, aber voll ursprünglicher Energie und Anmut.
Ihre komplette Arbeit kann auf ihrer Webseite www.maryomalley.co.uk oder bei einer ihrer Ausstellungen bewundert werden.
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Quellen: Mary O'Malley, Long Island/NY, Bild: Mary O'Malley, Text: Tine Esser