nebenan.de: Kennst du eigentlich deine Nachbarn?
Vor allem in Großstädten herrscht ein regelrechter Trend der Anonymisierung: Es scheint, als ob wir mehr Freunde in digitalen Netzwerken haben, als in der realen Welt. Ein junges Start-up aus Berlin will dieser Entwicklung nun entgegenwirken.
Dank sozialer Medien kennt jeder jeden und dennoch fühlen sich immer mehr Menschen einsam und alleine. Gerade in Mehrfamilienhäusern ist es keine Seltenheit, dass man nicht einmal alle seine Nachbarn kennt. Mögliche Folgen der Anonymisierung können neben Vereinsamung auch Unwohlsein in der eigenen Wohnung oder Nachbarschaft sein bis hin zu Angst, weil man vielleicht gar nicht weiß, an wen man sich wenden kann, wenn man Hilfe benötigt.
Die Idee
Christian Vollmann ist eines der Gründungsmitglieder von nebenan.de. Vor wenigen Jahren war er nach einem Umzug mit seiner Familie auf der Suche nach neuen Menschen aus der Umgebung mit denen man sich austauschen und vernetzen kann. Er gründete ein Nachbarschaftsforum das schnell größer wurde und entwickelte die Idee, den digitalen Austausch als Beginn einer realen Interaktion auszubauen.
2015 wurde die Plattform nebenan.de gegründet. Die Intention war von Anfang an klar: Der Anonymisierung entgegenwirken, die Vereinsamung reduzieren, nachhaltigen Umgang mit Ressourcen fördern, das Sicherheitsgefühl stärken und ein Verantwortungsgefühl für das eigene Umfeld durch lokales Engagement etablieren.
Das Gründerteam von nebenan.de
Strukturierter Austausch dank verschiedener Themenbereiche
Die Homepage bietet eine erste Anlaufstelle für all diese Belange. Wer sich dort registriert, muss sich mit seinem realen Namen anmelden und wird verifiziert. Dadurch entsteht Transparenz und ein Gefühl von Authentizität und Sicherheit. Die Plattform selbst bietet dann verschiedene Möglichkeiten an:
- Auf der Startseite werden alle Aktivitäten aus der Nachbarschaft angezeigt. Diese umfasst in etwa 3000 bis 5000 Haushalte bei einer Großstadt. Sie ist also groß genug, um einige Menschen zu erreichen, aber immer noch klein genug, als dass man nie sonderlich weit voneinander weg wohnt.
- Unter Beiträge findet ein allgemeiner Austausch mit der gesamten Nachbarschaft statt. Hier hat man die Möglichkeit, den Besitzer von Fundstücken zu finden oder nach Gegenständen zu fragen, die man sich ausleihen möchte.
- Werden die Belange etwas spezifischer, besteht die Möglichkeit, Gruppen zu bilden. Dies kann beispielsweise eine Babysitter Gruppe sein, eine Laufgemeinschaft oder eine Art Tauschbörse.
- Für den Kauf oder Verkauf gebrauchter Gegenstände gibt es den Marktplatz, der ähnlich wie ebay Kleinanzeigen funktioniert - nur mit dem Vorteil, dass die angebotenen Produkte automatisch aus dem Umfeld kommen.
- Stehen konkrete Termine an, kann man Veranstaltungen erstellen, auf die die gesamte Nachbarschaft Zugriff hat.
- Neben der Kommentarfunktion direkt unter den Beiträgen, hat jedes Mitglied auch ein eigenes Postfach, in dem es Nachrichten empfangen und schreiben kann.
Inzwischen gibt es knapp 3.000 Nachbarschaften mit jeweils mehreren hundert aktiven Nachbarn, Tendenz steigend.
Von der digitalen Welt in die Realität
Das Schöne an nebenan.de ist, dass die digitale Plattform nur den Anfang einer realen Interaktion darstellt. Sie bringt die Nachbarschaft zusammen und bietet ihr eine Möglichkeit des Austauschs an, auf den in vielen Fällen eine direkte Interaktion folgt. Im Unterschied zu anderen sozialen Medien steht hier nicht die reine Mitteilung oder ein Gespräch im Mittelpunkt, sondern die Suche nach mehr realem Miteinander oder gegenseitiger Hilfe.
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Quellen: nebenan.de, Bilder: Depositphotos/monkeybusiness, nebenan.de, Text: Jasmine Barendt