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Was passiert bei einer schamanischen Reise?
Transzendentale Erfahrung von Cyrena Lee

Erlebnisbericht: Wie die schamanische Reise mein Leben veränderte

Mit Hilfe einer Heilerin begab sich die amerikanische Schriftstellerin Cyrena Lee, das erste Mal auf eine schamanische Reise. Welche unglaublichen Dinge sie dabei erlebte, erfährst du hier.

Es war an einem frühen Freitagabend. Die Vorfreude darauf, mit meinen Freunden auszugehen, gab mir normalerweise ein Gefühl von Leichtigkeit. Doch jetzt lag ich in Yoga-Kleidung auf meinem Teppich und roch den Duft von Salbei. Ich wartete darauf, dass es Zeit wurde den Schamanen aufzusuchen, mit dem ich einen Termin vereinbart hatte.

Schamanismus war immer nur eine abstrakte Idee für mich

Nur wenige Jahre zuvor sahen meine Freitagabendpläne noch ganz anders aus. Mit einer Checkliste verschiedener Partys, auf die ich gehen wollte, um meine Gefühle von Einsamkeit und Angst zu umgehen, begrüßte ich normalerweise das Wochenende. Und dann brauchte ich nur noch genug trinken, um mich selbst davon zu überzeugen, dass ich eine gute Zeit haben würde.

Aber nach ein paar bemerkenswerten Pilz-Trips, Erfahrungen mit Luziden Träumen und Streifzüge durch die tägliche Meditation, wurde ich immer neugieriger darauf, was in dieser Welt wohl noch so möglich ist.

Schamanismus war immer nur eine abstrakte Idee für mich. Bei dem Wort „Schamanismus“ dachte ich an halbnackte Männer mit Gesichtsbemalung, die in fremden Sprachen singen und mit geistigen Wesen aus einer anderen Welt reden. Umso überraschter war ich, als ich bei dem „Woman’s Wilderness Event“ in den Bergen Colorado‘s, Kris Abrams kennenlernte - eine ehemalige Rhodes-Stipendiatin und Oxford-Absolventin, die jetzt als Psychotherapeutin und schamanische Heilerin arbeitete.

Sie lehrte mich, dass Schamanismus die tiefe Verwurzelung mit der Natur bedeutet – der Glaube, dass Natur lebt und dass alles in der Natur eine Seele hat, die uns lehrreiche Lebensweisheiten beibringen kann, wenn wir uns nur die Zeit nehmen, zuzuhören.

Kris fragte mich: „Hast du jemals Zeit in der Natur verbracht und dich plötzlich mit etwas Größerem verbunden gefühlt? Hast du je gespürt, dass Bäume weise sind? Oder das wilde Tiere dir etwas sagen möchten?“

Eine schamanische Reise ist eine Zeit, in der eine Person den Rat oder die Weisheit spiritueller Helfer, wie Pflanzen, Tiere, Vorfahren oder andere natürliche Wesen sucht. Das Konzept des Schamanimus ist nichts anderes als ein Gebet: Man sucht einen Weg, mit dem Heiligen oder Göttlichen zu kommunizieren.

Wie kann man völlig nüchtern und wach einen transzendentalen Zustand erreichen und mit einem „geistigen Helfer“ Kontakt aufnehmen?

Meine schamanische Heilerin und ich führten im Vorfeld ein Telefonat, bei dem wir darüber sprachen, warum ich an Schamanismus interessiert war. Ich erzählte ihr von meiner Neugierde, das Unbekannte zu entdecken, von meinen vergangenen Erfahrungen mit Psychadelika und meinem Wunsch herauszufinden, was ich tun konnte um meine Leidenschaft, das Schreiben, besser in mein Leben zu integrieren (sprich: Wie ich eine Vollzeit-Schriftstellerin werden konnte).

Kris erklärte, dass bei ihrer Vorgehensweise keine Drogen involviert wären. Dass Medizin oder Psychadelika zum Schamanismus zwangsläufig dazugehören, ist ein Missverständnis. Kris zieht es vor, Menschen zu helfen, indem sie sie in einen Status versetzt, bei dem das rationale Denken in den Hintergrund tritt, damit Herz und Intuition einen Schritt nach vorne machen können.

Mit Kopfhörern und einem Notizheft habe ich mich an einem ruhigen Ort auf die schamanische Sitzung vorbereitet.

Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde: „Wie könnte man wohl ganz ohne Drogen und bei vollem Bewusstsein einen transzendentalen Zustand erreichen und mit seinen „geistigen Heilern“ sprechen?“ Diese Frage ließ mich nicht mehr los, ich war gespannt auf das, was kommen würde.

Bevor wir mit der Reise begannen, sprach ich über die Dinge in meinem Leben, die mich belasteten. Am meisten über meinen Wunsch, eine richtige Schriftstellerin zu sein. Aber noch bevor ich es ganz aussprechen konnte, begann die schamanische Reise. Mein Atem war stabil und mein spiritueller Heiler erschien schnell: Kris beschrieb mir einen weiblichen Wolf und dann wurden die Details in meinem Kopf lebendig...

…Sie hatte dickes, weißes Fell, mit grauen Spitzen und goldene Augen. Meine schamanische Heilerin beschrieb mir folgende Szene: Die Wölfin heult laut, sie legt ihren verwundbaren Hals frei und wir starren uns ganz ruhig an. Ihr offener Hals ist ein Zeichen des Vertrauens und wir betrachten uns gegenseitig als gleichwertige Wesen. Ich fühle, wie mein analytischer Verstand versucht, mich von dem Geschehen zurückzuziehen, doch in dem Moment legt die Wölfin meinen Unterarm in ihr Maul, ganz so als ob sie mir sanft sagen wollte: „Bleib bei mir.“

Bei einer schamanischen Sitzung werden innere Welten erlebbar.

Einzigartige Erfahrungen mit dem eigenen Unterbewusstsein.

Wenn die schamanische Reise mir eines beibrachte, dann offener und authentischer zu sein.

An diesem Punkt fragte mich Kris, ob ich ihr beschreiben könne, was ich fühle, aber ich konnte es nicht. Alles was ich beschreiben konnte, war eine unglaubliche Leichtigkeit des Seins, Freude und große Dankbarkeit für alle Erinnerungen, die ich bereits sammeln durfte und der Wunsch diese mit der Welt zu teilen.

Die Wölfin verspottete die schnöde, durch Konsum angetriebene Verlagswelt, eine Ideologie, die auch gegen meine Überzeugung sprach. Sie sagte mir, ich solle mein Ego loslassen und mit ihm die Idee, dass mein Name einmal in einer renommierten Zeitschrift abgedruckt werde. Außerdem sagte sie, ich solle von der Idee loslassen, es meinen Freunden, die schon so viel Anerkennung in langjährigen Berufen erhalten haben, beweisen zu wollen.

Wir machten einen Spaziergang durch den Wald. Es war eine kalte, gestochen scharfe Nacht und meine Hände wurden langsam taub, meine Beine aber blieben durch das Laufen auf dem weichen Schnee warm. Fern am Horizont standen Worte geschrieben und ich realisierte, dass ich nach Erfolg strebte, der von anderen definiert wurde – definiert durch Nachfrage und Konsum. Diese Worte waren weit entfernt von dem, was ich wirklich schreiben wollte und nicht authentisch zu dem, was ich glaubte. Und als ich das dachte, begannen die Worte plötzlich aus meiner Brust zu strömen – Worte, die rein und wahr waren und die Wölfin begann erneut zu heulen.

Die schamanische Sitzung endete etwa nach eineinhalb Stunden und ich fühlte mich komplett befreit von meinem selbstauferlegten Druck und der selbstauferlegten Frist, irgendetwas schreiben zu müssen.

War meine schamanische Reise nur Einbildung oder real? Ich erkannte jetzt, mehr denn je, dass es schwierig war, diese Unterscheidung zu machen. Auch Träume fühlen sich real an und der erste Schritt etwas Wirklichkeit werden zu lassen, ist immer, es sich vorzustellen.

Meiner Meinung nach, war die Reise eine interessante Form der Therapie, die mir erlaubte, meine Vorstellungskraft einzusetzen, sie richtig wahrzunehmen und zu interpretieren, was meine Gefühle mir sagen wollten.

Mein altes Ich in der Freitagnacht von vor ein paar Jahren hätte sich nicht getraut so offen über Ängste, Einsamkeit und die tiefsten Wünsche zu schreiben. Aber wenn mich die schamanische Reise eines gelehrt hat, dann, dass es wichtig ist, verwundbarer und authentischer zu sein, besonders beim Schreiben.

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Quellen: cyrena-lee.com, Bild: mindbodygreen.com/wc/cyrena-lee, fotolia/oksix,Depositp Autorenname: Meike Riebe