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Frau hält Herz in den Händen
Blutspenden

Lebenswichtige Blutspenden werden durch Corona knapp

Die Corona-Pandemie beeinflusst schon seit zwei Jahren so gut wie jeden Bereich des Alltages. Und der Virus hat auch Auswirkungen auf Bereiche des Gesundheitswesens, die mit ihm auf den ersten Blick gar nicht in Verbindung stehen, wie zu Beispiel Blutspenden.

Zu wenig Blutspenden: Das passiert im schlimmsten Fall

Die wertvollen Spenden sind für die Versorgung von Patienten in Krankenhäusern unverzichtbar. Nicht nur Menschen, die durch einen Unfall große Mengen an Blut verloren haben, brauchen sie dringend. Auch Patienten in Chemo- und Strahlentherapien sind langfristig auf sie angewiesen, um die Nebenwirkungen der Therapien bewältigen zu können. So wird ein Fünftel der Blutpräparate für Krebspatienten verwendet. Es reicht schon aus, wenn eine Woche lang kaum oder zu wenig Blut gespendet wird, um die unbedingt notwendige Versorgung der Patienten nicht mehr gewährleisten zu können. Das liegt an der kurzen Haltbarkeit vieler Präparate. Die Folgen wären dramatisch, da wichtige Operationen verschoben werden müssten oder Krebspatienten während der Chemotherapie zusätzlich gefährdet wären. Daran ändert sich auch durch die Coronapandemie nichts, denn die Spenden sind wichtiger, den je.

Angst vor Infektion führt zu gefährlichem Spendenmangel

Doch während der Corona-Pandemie konnte bereits mehrmals ein deutlicher Rückgang der Spendenbereitschaft in der Bevölkerung festgestellt werden. Auch in der vierten Welle war es wieder deutlich weniger. Viele Menschen haben bei hohen Infektionszahlen scheinbar Angst, sich beim Blutspendetermin mit dem Virus anzustecken. Schließlich heißt es ja immer, dass Kontaktbeschränkungen der sicherste Weg zur Eindämmung des Infektionsgeschehens sind. Schon vor der Pandemie kam es immer wieder zu Engpässen bei der Versorgung mit den wichtigen Blutkonserven. Die Situation wird nun aber noch zusätzlich verschärft. So gab es zum Beispiel in der saarländischen Region Saar-Pfalz im November und Dezember 2021 nur halb so viele Spenden wie sonst um diese Jahreszeit. Wäre die Zahl noch weiter zurückgegangen, hätte es zum ernsthaften Problem bei der Versorgung von Patienten kommen können. Dass medizinische Einrichtung ihre Behandlungen überhaupt noch weiter wie gewohnt ausführen können, liegt nur daran, dass während der Pandemie weniger operiert wird, da nicht dringende Operationen oft verschoben werden.

So sicher ist Blutspenden

Blutspenden

Bei Blutspendeterminen wird stets auf ausreichenden Infektionsschutz durch die Einhaltung von Hygieneregeln geachtet. Daher muss man sich keine Sorgen machen, durch einen Spendetermin einem erhöhten Risiko ausgesetzt zu werden. An den Blutspendenstellen des Roten Kreuzes herrscht die 3G- sowie eine FFP-2 Maskenpflicht, es wird Desinfektionsmittel bereitgestellt und auch für den nötigen Abstand wird gesorgt. Spenden kann nach wie vor jeder, der sich fit genug dazu fühlt und keine Krankheitssymptome aufweist. Auch kurz nach einer Impfung mit einem Impfstoff gegen Corona kann wie gewohnt gespendet werden, sofern keine Impfreaktionen aufgetreten sind.

Nur wer innerhalb der letzten 4 Wochen mit dem Coronavirus infiziert war, innerhalb der letzten 4 Wochen unter grippeähnlichen Symptomen litt, in den letzten zwei Wochen Kontakt zu infizierten Personen hatte oder in den letzten 10 Tagen aus einem Hochrisikogebiet zurückgekehrt ist, muss von der Spende noch absehen. Eine Infektion mit dem Coronavirus über eine Blutspende ist übrigens nicht möglich.

Wo Termine für Blutspenden in Ihrer Nähe stattfinden, erfahren Sie auf der Seite des Deutschen Roten Kreuzes

Noch immer gibt es ungerechtfertigte Ausgrenzungen bei der Blutspende: Das sind die Kritikpunkte

Die Pandemie macht aktuell für jeden deutlich, wie überlebenswichtig Blutspenden für viele Patienten sind. Und auch in Zeiten vor Corona waren die Vorräte oft schon kurz davor knapp zu werden. Da sollte man meinen, dass jeder Spender mit offenen Armen empfangen wird, doch dem ist nicht so. So wurden beispielsweise homosexuelle Männer lange überhaupt nicht als Spender zugelassen, mit der Begründung, dass sie durch ungeschützten Geschlechtsverkehr ein höheres Risiko habe, mit HIV infiziert zu sein. Die Betroffenen wurden durch diese Regelung diskriminiert und pauschal wegen ihrer sexuellen Orientierung ausgegrenzt. Erst 2017 kam es dann zu einer Änderung: Ab da durften homosexuelle Männer, die innerhalb eines Jahres keinen Geschlechtsverkehr mit einem Mann hatten, Blut spenden. Doch diese unrealistische Regel brachte kaum etwas und schloss immer noch die meisten aus. Und das sogar auch noch ohne triftigen Grund, denn diese Regelung hatte nicht einmal eine wissenschaftliche Grundlage. 2021 kam es dann erneut zu einer Änderung, inzwischen dürfen homosexuelle Männer, welche in einer monogamen Beziehung leben, regulär spenden. Sollte es außerhalb dieser Beziehung zu einem sexuellen Kontakt kommen, werden sie allerdings wieder für 4 Monate ausgeschlossen. Übrigens sind auch Transsexuelle mit wechselnden Sexualpartnern und heterosexuelle Frauen und Männer mit häufig wechselnden Partnern nicht zu Blutspenden zugelassen. Die neue Regelung, die es monogam lebenden Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung möglich macht, Blut zu spenden, ist ein Fortschritt im Vergleich zu früher. Die Zeiten, in denen potenzielle Spender pauschal abgewiesen wurden, ohne auf ihre jeweiligen Lebensumstände zu achten, sind damit inzwischen vorbei. Trotzdem gibt es immer noch zu Recht laute Kritik an den unklaren Regeln. Jeder kann zwar ehrlich über das eigene Sexualleben Auskunft geben, aber es gibt keine Garantie dafür, dass der Partner oder die Partnerin mehrere sexuelle Kontakte hatte, Monogamie kann so nie wirklich gewährleistet werden. Und was bedeutet eigentlich häufig wechselnde Sexualpartner wirklich? Wieso gilt die Sperrfrist von vier Monaten, wenn HIV-Infektionen auch schon früher nachgewiesen werden können? Warum wird bei der Regelung immer noch nur von zwei Geschlechtern ausgegangen? Eine realistische Eingruppierung in Risiko- oder Nicht-Risiko-Gruppe ist gar nicht möglich, wenn die eigene geschlechtliche Realität ausgeblendet werden muss.

Die Regelungen mangeln eindeutig immer noch an Kenntnissen über Lebenswelten und Verhaltensweisen der Menschen, die von ihnen besonders betroffen sind. Menschen, die nicht in monogamen heterosexuellen Beziehungen leben, werden immer noch an den Rand gestellt und müssen um Gleichberechtigung kämpfen. Gerade wenn es um so ein wichtiges Thema wie medizinisch dringend notwendige Blutspenden geht, können wir uns so ein Verhalten nicht leisten.

Quelle: Deutsches Rotes Kreuz, SWR, Deutsche Aidshilfe, Bilder: Depositphotos/AntonMatyukha, Wavebreakmedia, Text: Fatma Cevik