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VW führte Diesel-Abgas-Tests an Affen und Menschen durch
Tierversuche bei VW

VW führte Diesel-Abgas-Tests an Affen und Menschen durch

Der VW-Abgasskandal wird immer bizarrer: jetzt kam ans Licht, dass VW in den USA sogar Diesel-Abgastests an Affen durchführte um zu beweisen, dass diese nicht gesundheitsschädlich seien. Bei den Tierversuchen mussten die Primaten die Abgase des VW Beetle einatmen.

VW wollte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beweisen, dass sie irrt und Dieselabgase nicht krebserregend seien. Dazu führte ein Labor im US-amerikanischen Albuquerque im Jahr 2014 folgendes Experiment durch: Zehn Affen wurden vier Stunden lang in eine Kammer gesperrt und durch eine Öffnung mit der Abgasluft des VW Beetle beatmet. Zur Beruhigung durften die Tiere einen Cartoon anschauen. Angeblich führte der Test zu keinerlei Schäden bei den Tieren.

VW gab Tests zu

Laut Süddeutscher Zeitung bestreitet VW das Experiment nicht, gibt aber an nicht alleine an dem Test beteiligt gewesen zu sein. Organisiert wurde der Versuch von der "Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor" (EUGT) – ein von den deutschen Autobauern BMW, Daimler, Volkswagen und Bosch gegründeter und finanzierter Lobbyverband. Das offizielle Ziel des EUGT lautete, die Auswirkungen von Schadstoffemissionen auf die Gesundheit zu erforschen und "Wege zu finden, um mögliche gesundheitliche Folgen zu vermeiden". 

VW führte Diesel-Abgas-Tests an Affen und Menschen durch

Zehn Affen wurden für die Tests vier Stunden lang in eine Kammer gesperrt durch eine Öffnung mit der Abgasluft beatmet

Das Märchen vom „Clean Diesel“

Diesel-Abgas-Tests mit VW-Beetle

Bei den Tierversuchen mussten die Affen die Abgase des VW Beetle einatmen.

Obwohl es in der Autoindustrie schon längst Erkenntnisse über die hohe Schadstoffbelastung durch Diesel-Motoren gab, wollte der EUGT unbedingt das Märchen vom „Clean Diesel“ erzählen und zweifelte die bisherigen Untersuchungsergebnisse an. Der damalige Vizechef des Vereins, Hans-Jürgen Schäfer forderte "realitätsnähere Forschungsergebnisse". Seiner Meinung nach waren die meisten Basisdaten veraltet und ließen vor allem die Innovationen der vergangenen 15 Jahre unberücksichtigt. Die Tests mit den Affen waren Teil einer neuen Studie, die beweisen sollte, dass die Diesel-Schadstoffbelastung dank moderner Abgasreinigung erheblich abgenommen hat. Was damals noch geheim war: Der getestete Beetle hatte jene Software zur Abgas-Manipulation an Bord, die Volkswagen im darauffolgenden Jahr in eine der tiefsten Krisen der Konzerngeschichte stürzen sollte.

Auch bei BMW und Daimler dementiert man nicht, dass eigene Leute im Verein von dem Test mit den Affen wussten.

Tests an Menschen

Laut eines Tätigkeitsberichts für die Jahre 2012 bis 2015 wurde sogar eine "Kurzzeit-Inhalationsstudie mit Stickstoffdioxid bei gesunden Menschen" an einem Institut des Universitätsklinikums Aachen durchgeführt. Dazu wurden 25 Personen untersucht, nachdem sie jeweils über mehrere Stunden Stickoxid (NO2) in unterschiedlichen Konzentrationen eingeatmet hätten. Laut der EUGT wurde keine Wirkung festgestellt.

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Quellen: Bilder: Depositphotos/wrangler, Deerphoto, fany, Text: Meike Riebe