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Nutzlose Beautyprodukte
Nutzlose Beautyprodukte

Nutzlose Beautyprodukte - das braucht keine Frau

Jugendliche Haut, lange Wimpern, glatte Beine und die so wichtige Extraportion Pflege – viele Produkte aus der Schönheitsindustrie versprechen mehr als sie halten. Wir wollten wissen, ob sich die Anschaffung von Anti-Aging-Cremes, Wimpernseren und Co. wirklich lohnt und haben die Produkte unter die Lupe genommen.

Die Werbung präsentiert uns am laufenden Band neue Produkte und suggeriert durch den Einsatz vermeintlich makelloser Models eine perfekte Scheinwelt. Dadurch entsteht die Illusion, man könne mit dem Kauf dieser Produkte ebenfalls „Perfektion“ erreichen. Nach dem Motto: „Du möchtest glatte Haut, wie Cindy Crawford? Dann benutze die gleiche Creme, wie sie!“ So banal die Werbemethoden klingen, so wirksam sind sie. Mit mehr als 10 Milliarden Euro Umsatz im Jahr liegen Körperpflegemittel in Deutschland hoch im Kurs. Doch was ist eigentlich dran an den Werbeversprechen? Brauchen wir die zahlreichen Beautyprodukte, die jedes Jahr den Markt überschwemmen, wirklich?

Anti Aging Creme

Anti-Aging-Cremes wirken nicht besser als eine normale Feuchtigkeitscreme

Die Anti-Aging-Creme

„Willst du ewig jung aussehen, solltest du ab 25 Jahren mit Anti-Falten-Cremes beginnen“, lautet die allgemeine Empfehlung seitens der Kosmetikindustrie. Im Alter zwischen 25 und 30 verlangsamt sich die Zellregeneration und die Haut verliert nach und nach Collagen und Feuchtigkeit. Dem Irrglauben aufgesessen, die natürliche Hautalterung von Anfang an wegcremen zu können, greifen immer mehr junge Frauen zu Cremes, die eigentlich auf ältere Haut abgestimmt sind. Eine Umfrage hat gezeigt, dass jede zweite Frau glaubt, Falten ließen sich mindern. Doch wie sinnvoll sind Anti-Falten-Cremes wirklich?

Verschiedene Studien, unter anderem eine Untersuchung von Stiftung Warentest, konnten belegen: Anti-Aging-Cremes wirken nicht besser als eine normale Feuchtigkeitscreme. Zu den bekanntesten Anti-Aging-Stoffen zählen das Co-Enzym Q10, Vitamin A (Retinol), Vitamin E, C und B sowie Hyaluronsäure und Kollagen. Dabei sollen Co-Enzym Q10 und die Vitamine vor allem die hautschädigende Wirkung der freien Radikale hemmen, während Hyaluronsäure und Kollagen vorhandene Falten auffüllen. In den Studien stellte sich heraus, dass nur ein Wirkstoff die Fähigkeit hat, kleine Fältchen sichtbar zu kaschieren, nämlich die Vitamin A-Säure. Diese hat aber Nebenwirkungen und darf in Kosmetika in der EU nicht eingesetzt werden. Weniger wirksame Verbindungen wie Pro-Retinol A sind dagegen erlaubt.

Worauf stützt die Kosmetikindustrie ihre Werbeversprechen?

Die Anti-Aging-Branche stützt sich auf Studien, die die Wirksamkeit einzelner Substanzen belegen sollen. In den Studien wird der Wirkstoff jedoch isoliert betrachtet und nicht in der Gesamtrezeptur einer Creme. Für den Effekt spielt aber vor allem die Konzentration der Stoffe eine Rolle. Eine ausreichend hohe Menge, die wirklich etwas bewirken würde, kommt in den meisten Cremes jedoch nicht vor.

Frühe Anti-Aging-Pflege kann sogar schädigen

Antifalten-Cremes sind für junge Haut meistens zu reichhaltig. Sie enthalten Öle oder Fette, die auf der Haut einer jungen Frau bewirken können, dass der Schweiß nicht mehr aus den Poren treten kann und die Schweißdrüsen verstopfen und entzünden – die Folge sind Pickel. Das geschieht vor allem bei konventionellen Cremes, die Silikone enthalten.

Ein schwerwiegenderes Problem kann zudem die hohe Konzentration von Pro-Retinol A für die Haut haben. Pro-Retinol A beschleunigt die Zellerneuerung, die junge Menschen noch nicht brauchen, da sich ihre Zellen noch schnell genug erneuern. Das Retinol kann sogar die natürliche Fähigkeit der Haut, Wasser zu speichern, stören. Rötungen, Juckreiz und Schuppen sind dann die Folge. Sobald die Creme abgesetzt wird, verschwinden die Symptome meistens wieder. Es stellt sich aber die Frage, ob Retinol nicht letztendlich mehr schadet als es hilft. Die Haut wird zwar optisch geglättet, der Wasserentzug und die beschleunigte Zellerneuerung machen sie jedoch dünner und lichtempfindlicher. Vorzeitige Hautalterung, Altersflecken, unregelmäßige Pigmentierung und sogar Falten können dann die Folge sein.

Nachtcreme und Tagespflege unterscheiden sich kaum

Nachtcreme und Tagespflege unterscheiden sich kaum, die hohen Preisunterschiede sind deswegen nicht gerechtfertigt

Die Nachtcreme

Die meisten Kosmetikhersteller bieten eine Tages- und Nachtcreme an. Häufig kommen auch noch Nachseren und Nachtkonzentrate hinzu, so dass man mit der Auswahl der Produkte schnell überfordert ist. Mit dem Argument, die Haut brauche nachts besondere Unterstützung bei der Regeneration, verkaufen sich Nachtpflegeprodukte sehr gut. Besonders im Schlaf produziert der Körper Wachstumshormone, die dafür sorgen, dass neue Hautzellen gebildet werden. Wir müssen ausreichend schlafen, damit sich die Haut erneuern kann, aber müssen wir sie auch besonders pflegen?

Worin unterscheiden sich Tages- und Nachtcremes?

Nachtcreme und Tagespflege unterscheiden sich kaum. Die einzigen Unterschiede sind, dass Nachtcremes keine UV-Filter haben und etwas reichhaltiger sind, als Tagescremes. Die meisten wertvollen Inhaltsstoffe, wie hochwertige Pflanzenöle, Vitamine und Feuchtigkeitsspender sind auch in einer guten Tagescreme bereits enthalten und unterstützen die Haut rund um die Uhr, unabhängig von Tag und Nacht. Kurz gesagt: Nachtcremes versorgen die Haut auch nicht besser, als es eine gute Tagespflege tut. Die hohen Preisunterschiede sind deswegen nicht gerechtfertigt.

Die Ausnahme

Es gibt nur zwei Gründe, die für eine Nachtcreme sprechen:

  1. Bei sehr trockener Haut macht eine reichhaltige Creme Sinn, das kann aber auch eine reichhaltige Tagescreme erfüllen.
  2. Einige wenige Inhaltsstoffe funktionieren tatsächlich besser, wenn sie keinem Tageslicht ausgesetzt sind. Dazu gehört Pro-Retinol A, das zur Behandlung von Akne und Falten s.o. eingesetzt wird, sowie die Fruchtsäuren Glycol- und Salicylsäure, da sie die Haut empfindlicher für UV-Strahlung machen können.

Warum wirken Wimpernseren nicht?

Die meisten Inhaltsstoffe, aus denen Wimpernseren bestehen, haben in Bezug auf Haarwachstum keinerlei Wirkung

Das Wimpernserum

Für viele Frauen sind lange Wimpern wichtige Werkzeuge zum Klimpern, Zwinkern und Flirten und so macht sich bei manchen Unzufriedenheit breit, wenn das Haar um die Augen nicht der gewünschten Länge entspricht. Das hat auch die Kosmetikindustrie mitbekommen und überschwemmt den Markt mit Wimpernseren. Diese sollen nicht nur regenerieren und pflegen, sondern vor allem den Wimpernwuchs aktivieren. Nach sechs Wochen – so das Versprechen der Hersteller – lassen sich erste Erfolge sehen. Doch siehe da, auch nach sechs Wochen sieht man nichts!

Warum wirken Wimpernseren nicht?

Die meisten Inhaltsstoffe, aus denen Wimpernseren bestehen, haben in Bezug auf Haarwachstum keinerlei Wirkung. Einzig der Abkömmling des Gewebehormons Prostaglandin hat die Eigenschaft, die Wimpern wachsen zu lassen. Dieses Phänomen konnten Ärzte bei Grünen Star Patienten beobachten, die das Medikament Lumigan einnahmen, welches Prostaglandin enthält.

Die Eigenschaft des hormonellen Stoffs blieb auch der Kosmetikindustrie nicht verborgen, die seitdem Prostaglandin und seine Abkömmlinge (Derivate), vor allem bekannt als Bimatroprost, für Wimpernseren verwendet. Ausschließlich Seren, die Bimatoprost-ähnliche Wirkstoffe enthalten, könnten theoretisch das Haarwachstum anregen. Garantieren lässt sich das jedoch nicht, denn wissenschaftliche Studien dazu gibt es noch nicht.

Wimpernserum mit Nebenwirkungen

Bislang ist Bimatoprost nur in den USA als Wachstumsmittel zugelassen. Auch wir raten von der Verwendung von Hormonderivaten wie Prostagladin ab, da sie unterschiedliche Nebenwirkungen hervorrufen können. Dazu gehören: brennende, tränende und rote Augen, Kopfschmerzen, bleibendes Verfärben der Wimpern bis hin zu Sehstörungen bei Augenkontakt. 

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Quellen: Bilder: Depositphotos/polinef, Dmyrto_Z, vadimphoto1@gmail.com, zastavkin, Text: Meike Riebe