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Frau mit Leinen
Nachhaltige Textilien

Leinen: Die Lösung für nachhaltige Mode?

Unser Hang zu „Fast Fashion“ ist ein echter Klimakiller – rund 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen gehen aktuell auf das Konto der Modebranche. Bei Designern, Textilproduzenten und Händlern besteht viel Nachholbedarf im Bereich Nachhaltigkeit. Doch wo setzt man am wirkungsvollsten an? Hier bilden umweltfreundliche Materialien die Basis einer ressourcenschonenden Textilbranche. Welches Potenzial hat dabei Leinen als alternative Naturfaser?

Leinen und Mode: Ist das vereinbar?

Leinengewebe zeichnet sich durch Langlebigkeit und Strapazierfähigkeit aus. Deshalb wird es seit je her für die Herstellung von Kleidung, Bettwäsche und anderen Textilien genutzt. Der Stoff ist atmungsaktiv und feuchtigkeitsregulierend, wodurch er den Träger im Sommer angenehm kühl und im Winter warm hält. Als pflanzliche Naturfaser hat Leinen den Ruf, besonders hautverträglich zu sein, und eignet sich deshalb ideal für Allergiker. Doch für welche Kleidungsstücke taugt das traditionelle Gewebe besonders gut?

  • Blusen: Blusen aus Leinen haben im Sommer entscheidende Vorteile gegenüber der Variante aus Baumwolle: Sie leiten die Feuchtigkeit auf der Haut des Trägers nach außen ab, sodass keine nassen Schweißflecken entstehen. Auch bei heißen Temperaturen kann man sich mit einer edlen Leinenbluse im Job und bei seriösen Anlässen gut angezogen fühlen, ohne zu leiden.
  • Hosen: Wenn bei Hitze eigentlich nur noch Shorts erträglich sind, geht aber immer noch eine lange Leinenhose. Der Vorteil: Der luftige Stoff klebt nicht an der Haut, sodass beim Träger keine Scheuerstellen auftreten, wie sie manche Jeans im Sommer verursacht.
  • Sakkos: Leinensakkos bieten eine adäquate Alternative zum klassischen Sakko. Der Vorteil im Sommer erstreckt sich nicht nur auf das angenehme Körperklima. Bei Leinengewebe verzeiht man auch die eine oder andere Knitterfalte – das gehört zum lässigen und natürlichen Look des Stoffes.

Tipp: Obgleich Leinen hohen Temperaturen standhält, sollte man bunte Leinenkleidung lieber bei niedrigen Temperaturen und ohne Weichspüler waschen. Wenn sie feucht in Form gezogen wird und auf der Leine trocknet, verlangt Leinenkleidung auch kein intensives Bügeln.

Leinen: Was ist das genau und wie wird es hergestellt?

Flachs

Die Herstellung von Leinenstoff beginnt mit der Anpflanzung von Flachs, einer Pflanze, die zur Familie der Hanfgewächse gehört. Flachs wird in kühleren Klimazonen angebaut als Baumwolle und benötigt wenig Dünger und Pestizide. Die Faser bildet sich nicht in der Samenkapsel wie bei Baumwolle, sondern umgibt als Bastfaser die Stängel der Pflanze. Nachdem die Flachspflanzen geerntet werden, werden ihre Fasern gedämpft und geschlagen; danach werden sie gereinigt und zu langen Strängen gesponnen. Anschließend verdrillt man die Stränge zu Garn und verwebt das Garn zu Stoff. Dies geschieht entweder auf einem Webstuhl oder mithilfe von maschineller Webtechnik.

Leinenstoff kann auf verschiedene Weise gefärbt werden, entweder mithilfe von synthetischen Farbstoffen oder natürlichen Pflanzenfärbemitteln. Nach dem Färben wird der Stoff gewaschen und getrocknet, um ihm seine endgültige Form und Weichheit zu verleihen. Der Herstellungsprozess von Leinenstoff ist arbeitsintensiv und zeitaufwendig, aber das Ergebnis ist ein langlebiger und vielseitiger Naturstoff.

Wie nachhaltig sind Flachs und Mode aus Leinen?

Leinen

Leinen ist ein recht anspruchsloses Produkt, wächst an fast allen Orten und benötigt wenig Dünger.

Als heimische Naturfaser ist Flachs grundsätzlich ein nachhaltiges Erzeugnis. Im Gegensatz zu Baumwolle braucht er wenig künstlichen Dünger und Pflanzenschutzmittel, was ihn für den Bio-Anbau prädestiniert. Im Vergleich zum Baumwollanbau wird für Flachs auch deutlich weniger Wasser verbraucht. Seine Kultur laugt den Boden nicht so stark aus wie andere Pflanzen. So bleibt etwa bei der Ernte das Stroh der Flachspflanze auf dem Acker liegen, wobei Nähstoffe in den Boden zurückgeführt werden. In Kombination mit Zwischenfrüchten wie Senf oder Klee gelingt ein Anbau, der nicht auf synthetische Mineraldünger bzw. die Zugabe von Stickstoff und Phosphor angewiesen ist. Die wechselnden Fruchtfolgen helfen außerdem dabei, die negativen Folgen von Monokulturen auf das Ökosystem zu verhindern.

In der Verarbeitung spart Flachs CO2 ein, weil der Rohstoff keine langen Transportwege zurücklegen muss. Beim Recycling punktet die Naturfaser schließlich damit, dass sie zu 100 Prozent biologisch abbaubar ist.

Fazit: Leinen ist eine nachhaltige Alternative

Es lohnt sich, beim Modekauf über nachhaltige Materialien nachzudenken. Zwar kosten lokal produzierte Kleidungsstücke aus Naturfasern wie Leinen meist mehr als importierte Billigmode – doch der Preis spiegelt sich auch in der hohen Qualität wider. Auch die Beständigkeit eines Kleidungsstücks bestimmt schließlich seine Nachhaltigkeit: Wer jahrelang Freude an einem guten Stück hat, kann währenddessen auf etliche Schnäppchen verzichten.

Quellen: Bilder: Depositphotos/derepente, Pixabay/Couleur, Unsplash/Svitlana, Text: red