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Inszenierung zum Nachdenken

Sweatshop statt Umkleide

Lust auf einen ausgiebigen Fast Fashion-Einkaufsbummel? Der wäre Ihnen im Amsterdamer The Mad Rush Concept-Store möglicherweise schneller vergangen als Ihnen lieb ist. Statt in die Anprobe ging es zwischen dem 11. und 15. Mai mit der Ware nämlich direkt in einen Sweatshop. Was dahinter steckte? Wir haben nachgeforscht.

Kleidungsstücke angesagter Labels im Schaufenster, Aufkleber mit Rabattversprechen an der Eingangstüre und volle Regale im Innenbereich - im The Mad Rush Concept-Store sah erst einmal alles nach Fashion-Business as usual aus. Zumindest solange bis es ans Anprobieren ging. Dann nämlich landeten die Shopper statt in der Umkleidekabine direkt in einem nachgestellten, stickigen Sweatshop ohne Fenster, in dem Arbeiterinnen dicht gedrängt an ihren Nähmaschinen saßen. Verantwortlich für die Inszenierung war die Clean Clothes Campaign (Kampagne für Saubere Kleidung) und Mama Cash, der internationale Fonds für Frauen, die damit auf die nach wie vor unhaltbaren Zustände aufmerksam machen wollten unter denen Bekleidungsnäherinnen weltweit häufig arbeiten müssen. Zwar scheinen sich die Bedingungen langsam zu ändern, gleichwohl produzieren nach wie vor Millionen von Menschen Mode zu Löhnen, die lange nicht ihre Lebenshaltungskosten decken. „Mode bewegt sich zunehmend schneller, was zu schnelleren Produktionsraten führt. Wir wollten holländische Verbraucher mit den Konsequenzen davon konfrontieren“, führt Tara Scully, Koordinatorin der Clean Clothes Campaign zum The Mad Rush-Projekt aus. Ausgewählte Bekleidungsarbeiterinnen erzählten den Besuchern unter dem Motto ‚WomenPowerFashion’ von ihrem persönlichem Background, ihrem Kampf für mehr Rechte und den Schwierigkeiten beim Aufbau von Gewerkschaften. In Diskussionsrunden wurden zudem Fragen beantwortet und Tipps zum Aufbau von Kleidertauschparties und Fashion-Upycling gegeben. Das gesamte Projekt wurde zudem vom Amsterdamer Filmproduktionshaus Vigics mit Kameras begleitet und soll jetzt zu einem Dokumentarfilm zusammengestellt werden. Und damit die Kunden den Shop nicht gänzlich mit leeren Händen verlassen mussten, konnte man einen Leinenbeutel kaufen und dabei selbst über den Preis entscheiden. Allerdings wurde darauf hingewiesen, dass bei Materialkosten von 2,50 Euro, die regulären Löhne bei lediglich 20 Cent pro Stunde liegen.

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Quelle: Fashion United, Bild: Andreas Grüter, Text: Andreas Grüter