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Nachhaltige Mode für alle Lebenslagen
Nachhaltige Mode

Stilvoll und nachhaltig gekleidet im Beruf

Ob im Büro oder in der Küche: heute ist es möglich, für fast jeden Stil nachhaltige und ökologische Kleidung zu finden. Doch was passt eigentlich auf der Arbeit am besten? Und welche Berufe müssen auf ökologische Ware verzichten?

Die Kleiderwahl ist gerade für berufstätige Frauen, die auf Nachhaltigkeit und ökologisch saubere Herstellung achten, immer eine Gratwanderung. Einerseits soll ja das gesamte Spektrum der Mode für jede denkbare Gelegenheit abgedeckt werden. Andererseits schlägt fair produzierte Kleidung meistens etwas teurer zu Buche, als Stücke aus dem Discounter. Dass Nachhaltigkeit heute bei kaum einem Stil mehr ein Problem darstellt, zeigen diverse Labels und Firmen. Aber welche Stücke sollten wann zum Einsatz kommen? Dieser Ratgeber will etwas Klarheit schaffen.

Problem 1: Die Materialwahl 

Noch bevor sich Fragen nach Farbe, Schnitt und Anlass stellen, muss zunächst die Materialwahl ins Spiel gebracht werden. Denn sie ist ein wichtiger Faktor bei Nachhaltigkeit und fairer Herstellung. Grundsätzlich gilt: Alle nachfolgend genannten Stoffe sind auch aus unbedenklichen Quellen zu beziehen. Dennoch sollen die Probleme hier genannt werden, auch, weil selbst bei nachhaltiger Produktion längst nicht garantiert wird, dass die Kleidungsstücke auch unter hohen sozialen Standards und frei von Kinderarbeit hergestellt werden. Die einzige Möglichkeit lautet hier tatsächlich: Vergleichen, vergleichen und noch mehr vergleichen.

Baumwolle ist eine der vielseitigsten Grundlagen für Kleidung überhaupt. Sie ist pflegeleicht, fühlt sich angenehm auf der Haut an und lässt sich für fast jedes denkbare Kleidungsstück zurechtschneidern. Allerdings ist Baumwolle nicht gleich Baumwolle: Stammt sich nicht aus nachgewiesenem ökologischen Anbau, ist sie oftmals mit Pestizidrückständen verunreinigt. Und gleichzeitig benötigen die Pflanzen auch viel Wasser, denn Baumwolle wird oft in wasserarmen Regionen angebaut.

Bio-Baumwolle

Baumwolle ist nicht gleich Baumwolle.

Seide ist nur dann wirklich „Bio“, wenn die Seidenspinnerraupen mit Maulbeerblättern aus kontrolliertem Anbau gefüttert werden. Auch hier kommen aber oft noch Pestizide zum Einsatz.

Bei Wolle ist nachhaltige Herstellung am einfachsten zu erzielen: Die Schafe werden frei und artgerecht gehalten und gefüttert und nur zur Schur eingefangen und danach wieder freigelassen. Kleidungsstücke mit dem Label „kbT“ können bedenkenlos gekauft werden.

Leinen ist ebenfalls eine Naturfaser, die manchmal pestizidbelastet ist. Da die Flachsfaser seit einigen Jahren wieder stärker für die Herstellung von Materialien abseits von Kleidung (u.a. ökologische Dämmstoffe) nachgefragt wird, steigt auch automatisch die Vielfalt von Mode aus dieser schon seit Urzeiten genutzten Faser. Der große Vorteil zur Baumwolle liegt darin, dass die Leinenherstellung mit weniger Chemie und auch unter Verzicht auf moderne Technik in Entwicklungsländern möglich ist.

Kunstfasern sind zwar nicht wirklich nachhaltig, aber heute vor allem als Hilfe beim Recycling anzusehen: Es existieren beispielsweise technische Verfahren, bei denen aus Plastik-Getränkeflaschen Fasern und letztendlich Stoffe entstehen, die wiederum zu Kleidungsstücken gemacht werden. Der Nachteil: Zu oft geschehen vor allem die ersten Schritte dieser Aufbereitung in Billiglohnländern. Damit stimmt zwar die Ökobilanz, aber nicht die der fairen Herstellung.

Problem 2: Der richtige Stil

Noch vor einigen Jahren war ökologisch unbedenkliche Mode in der Arbeitswelt nur sehr eingeschränkt möglich: Wer wollte (und konnte) schon mit den wenigen verfügbaren Gegenständen vom Jutebeutel bis zum handgenähten Maxi-Rock und der Strickjacke von heimischen Schafen im Büro erscheinen, ohne dass die Kolleginnen tuschelten? Das aber hat sich glücklicherweise gedreht: In der Tat gibt es heute für viele Berufe unbedenkliche Mode in zeitgemäßen Schnitten. Der Nachteil jedoch: Bio ist nach wie vor nicht in allen Branchen möglich, sondern zunächst einmal nur dort, wo Arbeitnehmerinnen selbst über ihr Outfit entscheiden können.

Hippie Look

Bis vor wenigen Jahren war Bio in der Berufskleidung wegen der geringen Zahl an Labels kaum möglich, wer sich unbedenklich kleidete, hatte schnell einen Ruf als „Büro-Hippie“ weg. Das hat sich zum Glück völlig geändert.

Denn: Sofern die Arbeitskleidung vom Chef gestellt wird, wird dieser andere Prioritäten setzen, als nachhaltige Herstellung. Etwa den Preis. Und dann gibt es für viele Berufe auch Gesetze, die der Kleidung eine bestimmte Schutzwirkung diktieren. Das wiederum schränkt die Möglichkeiten  der Nachhaltigkeit ein. Im Klartext: Nur wer in der riesigen Branche der Bürojobs sein Geld verdient, kann sich komplett ökologisch kleiden. Jedoch gilt auch dort immer: Grundsätzlich bestimmt der Vorgesetzte bzw. der Arbeitsvertrag, was getragen werden kann. Das bedeutet: Auch wenn das neue T-Shirt noch so biologisch einwandfrei und fair hergestellt wurde, wenn es der Chefin zu leger erscheint, muss es im Kleiderschrank bleiben.

Büro und Business

Im Büro herrscht je nach Branche die größte Freiheit bei der Mode. In Sachen Nachhaltigkeit ist das eine gute Nachricht, denn hier kann Frau aus den Vollen schöpfen. Dennoch gilt die oberste Regel: Kleiden Sie sich immer Ihrem Figurtyp entsprechend. Eine Hilfestellung zur Findung Ihres Typs finden Sie hier. Wichtig bei der Bestimmung ist dabei Ehrlichkeit sich selbst gegenüber Ein Kleidungsstück mag im Geschäft noch so gut aussehen, wenn es aber nicht zur Figur seiner Trägerin passt, wird es nie optimal wirken.

Nachhaltigkeit im Büro

Blazer, Bluse und Edeljeans: Der beliebte Smart Casual Look ist heute problemlos auch in Bio möglich.

Womit Frau im Büro immer gut fährt, ist das klassische „Business Casual“. Dieser Stil ist zwar formell, aber nicht zu streng und schmeichelt sogar den meisten Figurtypen durch seinen Grundsatz der etwas dunkleren Farben. Hierbei spielt es bei den Beinkleidern keine Rolle, ob in Form einer Hose oder eines Rockes. Wichtig ist nur, dass beide Stücke nicht zu gewagt geschnitten sind. Der Rock etwa sollte bei den Knien enden – kürzer ist in der Freizeit absolut erlaubt, aber nicht im Büro. Die Schuhe dürfen etwas hochhackiger sein, sollten aber außerhalb des Sommers die Zehen bedecken. Obenherum haben Frauen dann die Qual der Wahl zwischen passenden Blusen oder auch farblich neutralen und nicht zu wild gemusterten T-Shirts.

Eco Fashion fürs Büro

Wenn am Arbeitsplatz mehr Lässigkeit erlaubt ist, haben Frauen sogar eine noch viel größere Auswahl.

Auch Polohemden aus ökologisch unbedenklicher Baumwolle können eine Alternative sein. Dann aber bitte figurbetont und passend geschnitten. Wer lieber die dunkelblaue Bio-Edeljeans tragen will, sollte sie mit einem passenden Blazer kombinieren und beim Make-Up einen Gang zurückschalten. Kombiniert mit veganen Boots in Leder-Optik wird daraus der beliebte „Smart Casual“-Look, der gleichzeitig legerer aber dennoch professioneller wirkt. Eine gute Alternative zum Sakko kann an kalten Tagen auch eine Strickjacke sein. Bio gibt’s hier auch in Form von anschmiegsamer Feinstrick-Ware und nicht mehr nur als kratziger  „Öko-Grobstrick“.

Natürlich existieren auch Firmen, bei denen keinerlei Restriktionen in Sachen Mode existieren. Wenn es kein Büro-Outfit sein muss, darf nach Herzenslust alles getragen werden, was der Lieblings-Biomodeshop im Repertoire hat. Allerdings: Auch wenn die Arbeit keine Business-Mode erfordert, sollten Frauen immer die Grenzen des guten Geschmacks einhalten. Zu kurz oder zu sexy ist auch in lockeren Büros keine gute Idee. Lassen Sie sich von dem Grundsatz leiten, dass das passt, was Sie tragen würden, wenn Sie zu einem gemütlichen Abend bei Freunden eingeladen sind.

Berufe außerhalb des Büros

Uniformen können nicht individuell gekauft werden

Ordnungshüterinnen haben bei der Arbeitskleidung kaum eine Möglichkeit, auf Bio zu achten.

Wer seinen Berufsalltag nicht in selbst gewählter Kleidung verbringt, der hat es leider wie erwähnt schwer, auf Nachhaltigkeit zu achten: Polizistinnen, Handwerkerinnen, Köchinnen und weitere Berufsgruppen verlangen aus mehreren Gründen bestimmte Kleidungen, die sich nur selten mit Nachhaltigkeit und ökologischer Herstellung vereinbaren lassen. Einige Beispiele:

  • Uniformen von Polizistinnen, Soldatinnen usw. werden vom Arbeitgeber gekauft und gestellt. Da diese genormte und festgelegte Schutz- und Signalwirkungen haben müssen, können Frauen leider nicht davon abweichen: Schusssichere Westen aus Bio-Baumwolle gibt es ebenso wenig wie fair gehandelte Ausrüstungsgürtel aus Leinen.
  • Berufsbekleidung im Handwerksbereich wird meist ebenfalls in einem einheitlichen Look über einen zentralen Händler beschafft. Sofern es gelingt, hier eine Firma zu finden, die die Latzhose in den Firmen-Farben aus unbedenklicher Herstellung anbietet, ist Bio realisierbar, aber schwer. Zumal in vielen dieser Berufen ebenfalls Schutzwirkung eine große Rolle spielt.
Nachhaltige Kleidung zieht auch ins Gastro Gewerbe ein

In der Gastronomie bieten mittlerweile einige Hersteller unbedenkliche Arbeitskleidung an.

  • Bei der Gastronomie ist Bio noch am ehesten machbar, da dort sowieso meistens robuste Naturfasern zum Einsatz kommen. Wer nur Schürze und Co vom Arbeitgeber vorgeschrieben bekommt, kann bei der Kleidung nach ökologischen Grundregeln agieren. Und auch in der Küche ist die Wahl von Stücken aus unbedenklicher Herstellung heute möglich.
  • Auch im Pflegebereich lässt sich mittlerweile viel Bio realisieren, aber ebenfalls immer mit dem Grundsatz: Die Kleidung muss wegen der Hygiene sehr oft und heiß gewaschen werden, daher sollte hier das größte Augenmerk liegen.

 

Nachhaltige Bio Unterwäsche

Im Bereich Unterwäsche können alle Frauen auf Bio-Mode achten, selbst wenn es bei der Oberbekleidung aus Berufsgründen unmöglich ist.

Tipp: Untendrunter geht Bio immer

Selbst wenn die Art der Berufskleidung es nicht ermöglicht, auf Nachhaltigkeit zu achten, so haben selbst Polizistinnen und alle anderen Berufsgruppen immer die Möglichkeit, sich dennoch ein bisschen ökologisch unbedenklich zu kleiden: Dort, wo der Arbeitgeber keinen Einfluss auf die Kleidungswahl hat, bei der Unterwäsche. Das bedeutet, selbst wenn Ihr Arbeitsalltag Sie zwingt, in feuerfester Kleidung Leben zu retten, können Sie bei der Unterwäsche trotzdem auf biologische Unbedenklichkeit achten. Und auch lange Verwendung ist eine Form der Nachhaltigkeit: Auch Arbeitskleidung kann beim Schneider x-male repariert werden, bevor sie ein Fall für die Altkleidersammlung ist. Dieses Vorgehen reduziert produziert werden muss. Auch das ist durchaus ökologisch korrektes Vorgehen.

Fazit: Etwas Bio ist fast überall möglich

Fein heraus sind alle Frauen, die im Beruf ihre Kleidung selbst beschaffen können. Denn das ermöglicht es fast überall, sich aus dem auch in Nischenberufen steigenden Angebot an biologisch einwandfreier Ware zu bedienen. Hierbei kann es auch durchaus von Nutzen sein, nicht gleich das Erstbeste zu kaufen, sondern zu vergleichen. Und selbst wenn die Oberbekleidung aus unterschiedlichen Gründen nicht frei bestimmbar ist, sollte mindestens darauf geachtet werden, dass das, was untendrunter getragen wird, nach Maßstäben der Nachhaltigkeit hergestellt wurde.

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