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Nachhaltige Kleidung: Kaffeesatz für Funktionsfasern recycelt

 

Kaffeesatz in Textilien

Kleidung mit Geruchskiller: Funktions-Textilien aus Kaffeesatz

Was vielleicht Großmutter noch wusste: Kaffeesatz bindet Gerüche beispielsweise im Kühlschrank. Nicht zuletzt durch den Konkurrenzdruck aus China machte ein taiwanesisches Textilunternehmen die Entdeckung, dass diese Eigenschaft auch für High-Performance-Textilien nutzbar ist. Singtex kreierte eine hochfunktionale, sehr nachhaltige Textilie mit optimalen Eigenschaften.

Geschäftiges Treiben herrscht auf Taiwans Straßen, denn die Kaffeesatzsammler sind wieder unterwegs. Jeden Tag sind die Mitarbeiter des innovativen Unternehmens unterwegs und durchkämmen Bars, Cafés oder Kioske nach einem wertvollen Rohstoff – Kaffeesatz von Latte, Espressi und Co. Denn dieser ist durch eine Zufallsentwicklung von dem nachhaltig arbeitenden Unternehmen Singtex als ideal für Sport- und Funktionskleidung entdeckt worden, heute eine wertvolle, patentierte Entwicklung.

Wie täglich etwa 500 Kilogramm Kaffeesatz – der sonst auf dem Müll landen und zur asiatischen Müllproblematik beitragen würde – zu Textilien verarbeitet werden, ist ein streng gehütetes Geheimnis. Nur so viel: Der eingesammelte Kaffeesatz wird sehr fein gemahlen und mit Kunstfasern verschmolzen. Anschließend kann hieraus ein Stoff nach Wunsch gestrickt oder gewoben werden, selbst in den beliebten Softshell-Stoffen kann der Kaffeesatz eingearbeitet werden.

Kaffeesatz in Textilien: Funktionalität pur

Wie zu Großmutters Zeiten als Geruchskiller im Kühlschrank eingesetzt, so reduziert der mikroskopisch klein gemahlene und in Fasern eingearbeitete Kaffeesatz tatsächlich Gerüche. Doch, die Stoffe mit Kaffee-‚Kern‘ können noch weitaus mehr. Sie bieten UV-Schutz, sind wasserabweisend und schnell trocknend, bieten damit alles, was moderne, sehr beliebte Funktionsfasern beispielsweise für Outdoor-Bekleidung so alles leisten müssen. Und dass das Ganze kein Gag ist, zeigt die Tatsache, dass bereits einige Sport- und Outdoor-Bekleidungshersteller die Faser bereits für ihre Kollektionen ordern.

Wahr oder nicht: Lustige Geschichte führte zur Erfindung. Und Erfolg

Jason Chen, Vorstandsvorsitzender der Firma Singtex war mit seinem Unternehmen eines von vielen. Er produzierte billige Textilien in China. Und jedes Mal wenn er einer neuen Erfindung auf der Spur war, konnte er sich sicher sein, dass diese umgehend von Konkurrenten kopiert wird. Eine Tatsache, unter der übrigens alle taiwanesischen Unternehmen leiden, mit der Ausnahme des Fahrradspezialisten Giant und dem Mobiltelefonproduzenten HTC. Eine Tatsache, unter der übrigens alle taiwanesischen Unternehmen leiden, mit der Ausnahme des Fahrradspezialisten Giant und dem Mobiltelefonproduzenten HTC.

Nachhaltige Kleidung: Kaffeesatz für Funktionsfasern recycelt

Mehr als 100 Bekleidungshersteller schwören mittlerweile auf die Kaffeefaser, insbesondere die Outdoor-Bekleidungsbranche profitiert von der einmaligen Funktion. (c) Thinkstockphotos

Da kam es 2006 zu einem Ereignis, dass so heute zumindest von dem Firmenchef augenzwinkernd erzählt wird. „Wir gingen in ein Café und sahen eine ältere Dame zum Barrista laufen und um Kaffeesatz bitten. Nachdem die Dame gegangen war fragte ich den Mitarbeiter des Cafés für was um Himmels Willen die Dame denn den unnützen Kaffeesatz brauche und die Antwort war, dass sie diesen als Geruchsstopper für ihren Kühlschrank nutze. Das sei eine Tradition aus Europa und diese wirke bestens. Da sagte meine Frau ‚so wie du immer riechst, solltest du mal eine Faser mit dem Kaffeesatz machen, vielleicht hilft das‘“. Die Idee war geboren und nach viereinhalb Jahren hielt Chen die erste, hochfunktionale und sehr nachhaltige Textilie auf Basis von letztlich Abfall in seinen Händen. Nebenbei produziert das nachhaltig wirtschaftende Unternehmen Polyester-Fasern ausschließlich aus recycelten PET-Flaschen und nutzt Biogas für die Versorgung seiner Fabrik.

Heute hat Singtex mehr als 100 Textilhersteller als Abnehmer zu denen deutsche Modekonzerne genauso zählen wie Global-Player der Sport- und Outdoor-Bekleidungsindustrie. Prominentes, sehr aktuelles Beispiel für Träger der nachhaltigen Kaffeetextilien: Der Premier-League-Club FC Liverpool stellte gerade eine neue Trikot-Kollektion vor, die ihre Funktionalität auf der Basis von Kaffeesatz erhält. Auch für den Sportclub scheint die Faser alles andere als kalter Kaffee zu sein. Übrigens, auch aus sonst weggeschütteter Bio-Milch werden funktionale, hautfreundliche und allergikergeeignete High-Tech-Fasern für nachhaltige Mode.

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Quelle: Singtex, Bilder: Depositphotos/Marcopolo9442, VadmiVasenin, Text: Jürgen Rösemeier