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Wunderwerk: Grüne Mode von Düsseldorfer Eco-Fashion-Label
Die beiden Düsseldorfer Spezialisten für Ecofashion, Tim Brückmann und Heiko Wunder, sind im Modebusiness keine Unbekannten. Mit ihrem Label Wunderwerk machen sie grüne Mode mit gutem Gewissen.
Hallo Tim. Ich war ein bisschen irritiert als du mir vom Ende von 667 erzählt hast. Eigentlich lief doch alles ganz gut für Euch oder?
Ja, in der Tat war finanziell alles soweit okay aber mit 667 kam ich irgendwann an eine Grenze – sowohl stilistisch als auch in Sachen Nachhaltigkeit. Das Label ist ja auch eher durch Zufall entstanden. Wir haben anfangs nur ein paar Shirts bedruckt, dann kamen irgendwann Sweater und dann eins zum anderen und plötzlich waren wir Brandinhaber mit eigenen Läden und einem angeschlossenen Vertrieb für weitere Marken. Als Geschäftsmann natürlich super aber für die Privatperson Tim Brückmann, der Umweltschutz und nachhaltiges Denken und Handeln wichtig ist war das manchmal schon ein ziemlicher Spagat. Ich muss dir ja nicht erzählen was für Sauereien in der Textil- und Bekleidungsindustrie so laufen. Ich hatte also schon seit einer ganzen Weile die Idee einen Reset zu machen und ein Freund von mir empfahl mir mich doch mal mit Heiko kurzzuschließen, der sich zu der Zeit in einer ähnlichen Situation befand. Wir kannten uns vom Windsurfen, haben uns dann getroffen und weil unsere Sichtweisen und Ideen wie Faust auf Auge passten haben wir 2012 Wunderwerk gegründet.
Im Gegensatz zu 667 ist Wunderwerk wesentlich fashionlastiger. Was macht das Label neben der Stilistik sonst noch aus?
Mit ein wenig Abstand verstehe ich 667 als die Schule, durch die ich gehen musste um Wunderwerk überhaupt starten zu können. Wir arbeiten mit hier auf allen Ebenen nachhaltig. Das fängt im Kleinen bei der ausschließlichen Nutzung von ökologischem Bürobedarf und Ökostrom an, geht über das Re-Use und Recycle von Kisten und Materialien die wir zugeschickt bekommen sowie die Wahl einer Ethikbank und hört im Großen bei Fragen der sozialen Standards und der Nutzung von Bio-Baumwolle, Wolle aus kontrollierter biologischer Tierhaltung und fast ausschließlich zertifizierten Rohstoffen noch längst nicht auf. Zudem verzichten wir komplett auf erdölbasierende Materialien. Wir nutzen Horn- oder Steinnuss- statt Plastikknöpfe und auch die Reißverschlüsse und Label haben keine Plastikanteile. Gleiches gilt dann natürlich auch für die Verpackung. Wunderwerk arbeitet zum Großteil mit GOTS-zertifizierten Materialien wie z.B. Wolle und Baumwolle und ist Mitglied im Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN).
Auf den ersten Blick ausgefallen, doch lassen sich die Stücke von Wunderwerk wunderbar mit anderen Accessoires und Farben kombinieren © wunderwerk.com
"Unsere Standards werden zum Status Quo der Modeszene"
Wo lasst ihr produzieren?
In Italien, Portugal, Griechenland, Peru und in einer Manufaktur in Tunesien. Das gilt übrigens nicht nur für die Kleidung sondern auch für die Stoffe. Vielleicht noch etwas zu unseren Waschungen. Da arbeiten wir zum Beispiel mit Sauerstoffbleiche und viel Handarbeit um authentische Used-Effekte zu erzielen was nicht nur wesentlich umweltschonender ist sondern auch den Vorteil hat, dass pro Hose lediglich 3-9 Liter Wasser verbraucht werden statt den 100 – 160 Litern die beim gängigen Verfahren mit Chlorbleiche und Kaliumpermanganat anfallen.
Ihr zeigt eure Kollektionen auf den regulären Mode- statt auf den Ecofashion-Messen. Warum?
Aus dem gleichen Grund warum wir unsere Entwürfe als Fashion und nicht als Eco-Fashion verkaufen. Erstens sind wir davon überzeugt, dass unsere Herangehensweise sich in absehbarer Zeit zum Status Quo der Branche entwickeln wird, zweitens möchten wir durch unser Design überzeugen und drittens wollen wir uns mit den Großen der Casualwear messen – allein schon um zu zeigen, dass Stil und Nachhaltigkeit perfekt Hand in Hand gehen können. Es soll keine Ausreden mehr geben!
Und das funktioniert?
Ja, wir haben einen echten Raketenstart hingelegt und beliefern mit unseren vier Kollektionen im Jahr aktuell bereits 140 Kunden in Deutschland sowie Shops in Holland, Belgien, Luxemburg, Österreich und der Schweiz.
Wie sieht die Zukunft für Wunderwerk aus?
Wir wollen langsam wachsen, setzen weiter auf hohen modischen Anspruch und werden vor allem weiter an Möglichkeiten forschen, den Prozess der Bekleidungsherstellung noch nachhaltiger zu gestalten. Wir wollen hier absoluter technologischer Vorreiter sein. Aktuell arbeiten wir daran alle Prämissen des IVN Best-Standards zu erreichen.
Viel Glück dabei. Wir drücken die Daumen.
Mehr Informationen finden Sie auf www.wunderwerk.com
Das Interview führte Andreas Grüter für ecowoman.de