1. Home
  2.  › News
Green Teams im Unternehmen aufbauen

Die grüne Superpower für einen nachhaltigen Kulturwandel

Das geflügelte Wort des Managementvordenkers Peter Drucker hat nichts von seiner Gültigkeit verloren: "Kultur frisst Strategie zum Frühstück". Das gilt auch für die nachhaltige Transformation eines Unternehmens: Ohne einen Kulturwandel in der Organisation wird es ein mühsames Unterfangen, Geschäftsmodelle, Produkte und Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Da kann die Nachhaltigkeitsstrategie noch so klug formuliert sein. Entscheidend für eine erfolgreiche Transformation zur Nachhaltigkeit ist es, Mitarbeitende für eine Beteiligung zu sensibilisieren.

Ein neues Narrativ für die Zukunft schaffen

Erfolgreicher betrieblicher Klimaschutz braucht das Engagement aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn die Klimakrise kann nicht von Einzelnen gelöst werden. Im Unternehmen bedeutet dies, dass sich alle am Klimaschutz beteiligen müssen, nicht nur die Geschäftsleitung oder ausgewählte Personen. Zudem steigt die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nachweislich, wenn sie sich wertgeschätzt und gehört fühlen. Das Thema Klimaschutz bietet daher eine ideale Grundlage, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv in Entscheidungsprozesse sowie in die Maßnahmenentwicklung und -umsetzung einzubeziehen und gleichzeitig einen Kulturwandel aktiv mitzugestalten. So schaffen Sie ein neues Narrativ für die Zukunft. Mit welchen Schritten Sie ein erfolgreiches Green Team in Ihrem Unternehmen aufbauen, erfahren Sie hier.

Nachhaltige Unternehmenskultur: Den Wandel planvoll angehen, ohne die Wurzeln zu kappen.

Die Green Roots Bewegung bei der Deutschen Telekom ist ein Beispiel dafür, wie Mitarbeiterinitiativen nachhaltige Veränderungen in einem großen Unternehmen bewirken können. Durch Engagement, Zusammenarbeit und innovative Projekte trägt die Bewegung dazu bei, die Umweltauswirkungen des Unternehmens zu minimieren und eine nachhaltige Unternehmenskultur zu fördern. Es handelt sich um eine Initiative, die sich auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Unternehmen konzentriert. Sie wurde von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ins Leben gerufen und hat sich zu einem wichtigen Bestandteil der Unternehmenskultur entwickelt. Die Bewegung begann als Graswurzel-Initiative von Mitarbeitenden, die sich für nachhaltige Praktiken und Umweltschutz einsetzen wollten. Innerhalb der Green Roots Bewegung gibt es ein Netzwerk von so genannten Green Pioneers, die als Botschafter und Multiplikatoren für Nachhaltigkeit im gesamten Unternehmen fungieren. Sie setzen sich für umweltfreundliche Projekte ein und sensibilisieren ihre Kolleginnen und Kollegen für Nachhaltigkeitsthemen. Dazu gehören Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs, zur Verbesserung des Abfallmanagements, zur Förderung des Recyclings und zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Die Projekte sind oft praxisorientiert und zielen auf konkrete Verbesserungen im Arbeitsalltag ab.

Zentrale oder dezentrale Kommunikation?

In vielen Unternehmen arbeiten Green Teams bereichsübergreifend und vernetzt, um Synergien zu schaffen und Best Practices auszutauschen. Diese Zusammenarbeit fördert innovative Lösungen und trägt zur Verbreitung nachhaltiger Praktiken im gesamten Unternehmen bei. „Ein wichtiger Baustein ist die Aufklärung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zum Beispiel durch Workshops und Informationskampagnen, um sie für Umweltthemen zu sensibilisieren und ihnen das Wissen und die Instrumente für nachhaltiges Handeln an die Hand zu geben“, erklärt CSR-Experte Joachim Sandt. „Die zentrale Frage bleibt, wie und wo die Kommunikation innerhalb des Nachhaltigkeitsmanagements gesteuert wird. Das kann zentral durch die CSR-Abteilung oder die Unternehmenskommunikation sein oder dezentral in den Green Teams“, so Sandt weiter.

Soziales und ökologisches Engagement spielerisch fördern und incentivieren

Die Media Plan GmbH hat ein Programm für ihre Mitarbeitenden entwickelt: die green points. Im Laufe eines Jahres werden unterschiedliche Projekte zur Teilnahme angeboten, von Spendenläufen über Learning Sessions, die Teilnahme an Aktionstagen wie dem World Clean Up Day bis hin zu Charity-Aktionen. Jede Teilnahme wird mit einem green point belohnt. Ein green point hat einen Wert von 5 Euro. Am Ende des Jahres wird der gesammelte Betrag an eine NGO gespendet, die von den Mitarbeitenden per Online-Abstimmung ausgewählt wird.  Zuletzt waren dies die SOS-Kinderdörfer weltweit.Dies trägt dazu bei, die Motivation der Beteiligten zu stärken und das Engagement für Nachhaltigkeit weiter zu fördern.

Das Programm wurde im Sommersemester 2024 von Studierenden der Hochschule Offenburg im Rahmen einer Projektarbeit für das Innovationsnetzwerk THINK NEW weiterentwickelt.

Nina Winter-Labinsky, als assoziiertes Board Member verantwortlich für die CSR-Themen bei Media Plan freut sich über das Fazit der Studierenden: Das green point Programm macht einen echten Unterschied. Unternehmen, die solche Programme für Mitarbeitende anbieten, sind besonders attraktive Arbeitgeber. Und noch etwas ist aus der Zusammenarbeit entstanden: Zweimal im Jahr wird das Unternehmen künftig Mitarbeitende für einen halben Tag freistellen, damit sie sich ehrenamtlich in sozialen Projekten engagieren können.


Die Media Plan GmbH hat ein Programm für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwickelt: die green points.

Mitarbeiterbeteiligung gewünscht

Bei der raumobil GmbH hatten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit, sich von Anfang an in die Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie einzubringen. Diese wurde in Zusammenarbeit mit der Agentur für nachhaltige Kommunikation im Rahmen von Workshops entwickelt und gliedert sich in 5 Handlungsfelder. Innerhalb dieser Handlungsfelder haben sich Green Teams organisiert, um kurz-, mittel- und langfristige Nachhaltigkeitsziele und Maßnahmen abzuleiten. „Im ersten Schritt war es uns wichtig, das Thema Nachhaltigkeit mit all seinen Facetten kennenzulernen. Dabei haben wir festgestellt, dass viele Themen in unserer Arbeit bereits aktiv gelebt werden oder eine Ergänzung darstellen. Deshalb haben wir die Herangehensweise geändert und in einem interaktiven Workshop Green Teams für die Handlungsfelder gebildet, die uns für das nächste Halbjahr am wichtigsten waren. Für jedes Handlungsfeld hat eine Person den ‚Hut auf‘, aber alle können mitarbeiten und einen Beitrag leisten.  Jedes Handlungsfeld ist Bestandteil einer bereits bestehenden Rolle, z.B. das Thema Weiterbildung gehört zur Personalentwicklung, das große Thema ‚KI für alle und alles?‘ könnte in jeder Rolle verankert sein und auch unsere Teilnahme an der CO2-Challenge beim Cyberforum wird uns begleiten. In regelmäßigen Workshops tauschen wir uns aus und informieren über die jeweiligen Fortschritte, so dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingebunden sind. Das wichtigste Fazit für uns ist, dass das anfangs ‚große‘ Thema Nachhaltigkeit längst bei uns angekommen ist und durch die Fokussierung auf die Handlungsfelder spannend weiterentwickelt werden kann“, erklärt Gabi Knoll, die bei raumobil für Nachhaltigkeitsthemen zuständig ist. Bemerkenswert ist, dass der Geschäftsführer Teil eines Green Teams ist und so direkt erfährt, welche Erfahrungen seine Kolleginnen und Kollegen machen. „Die Einbindung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Nachhaltigkeitsprozess ist Teil unserer Unternehmenskultur und der Agilität, mit der wir andere Projekte angehen. Dabei ist es wichtig, dass wir unsere flache Hierarchiestruktur beibehalten. Dennoch liegt es in der Verantwortung der Geschäftsführung, die von den Green Teams erarbeiteten Nachhaltigkeitsziele und -maßnahmen zu validieren, bevor die nächsten Umsetzungsschritte eingeleitet werden“, sagt Michael Böttger, geschäftsführender Gründer der raumobil GmbH.

Nachhaltigkeitskultur wird über Werte und Erfahrungen geprägt

Beim Thema Kulturwandel durch Nachhaltigkeit darf nicht unterschätzt werden, dass der schwierigste Teil die ungeschriebenen Regeln in der Organisation sind. Sie machen den größten Teil der Kultur aus, während Aspekte wie Richtlinien, Strukturen oder Corporate Identity im Vergleich dazu verblassen. Nachhaltigkeitskultur wird vor allem über Werte und Erfahrungen in der Organisation etabliert. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss erlebbar sein, dass das Unternehmen Nachhaltigkeit ernst nimmt und nachhaltigkeitsorientiertes Handeln tatsächlich erwünscht ist. Wesentlich ist dabei, dass Green Teams den notwendigen Freiraum für völlig freie und auch losgelöste Entscheidungen erhalten, um das große Kreativitätspotenzial zu nutzen.


Ulrike Stöckle, Geschäftsführerin der Agentur für nachhaltige Kommunikation berät Unternehmen bei der Organisation von Green Teams. 

Wie baue ich Green Teams im Unternehmen auf?

Ulrike Stöckle ist Geschäftsführerin der Agentur für nachhaltige Kommunikation und ESG-Expertin. Seit mehr als 15 Jahren berät sie Unternehmen unter anderem zu Fragen des Mitarbeiterengagements im Kontext von Nachhaltigkeit. „Es ist wichtig, dass das Management die Initiative unterstützt und fördert. Dies kann durch die Bereitstellung von Ressourcen und das Setzen von Zielen und Richtlinien geschehen. Ein erfolgreiches Green Team sollte Mitglieder aus verschiedenen Abteilungen und Hierarchieebenen umfassen. Dies bringt unterschiedliche Perspektiven und Fähigkeiten zusammen und fördert die unternehmensweite Zusammenarbeit. Mitarbeiterbefragungen helfen Ihnen, schnell herauszufinden, wer sich (auch privat) nachhaltig engagiert und damit eine hohe Bereitschaft mitbringt, sich im Unternehmen einzubringen. Dies führt zu engagierteren und motivierteren Teammitgliedern.

Weiterhin rät sie zu folgenden Umsetzungsstrategien:

Definieren Sie klare Aufgaben und Ziele

Das Team sollte konkrete, messbare, erreichbare, relevante und terminierte (SMART) Ziele haben. Dies gibt den Teammitgliedern eine klare Richtung und ermöglicht es ihnen, ihren Fortschritt zu verfolgen.

Treffen Sie sich regelmäßig und vertiefen Sie ihr Wissen

Planen Sie regelmäßige Treffen, um Fortschritte zu besprechen, neue Ideen zu entwickeln und Probleme zu lösen. Effektive Kommunikation innerhalb des Teams und mit der gesamten Organisation ist entscheidend. Ein offener Kommunikationskanal für alle Beteiligten kann dabei helfen. Schulungen und Workshops zu nachhaltigen Praktiken und Umweltbewusstsein können das Wissen und die Fähigkeiten von Teammitgliedern verbessern und ihr Engagement stärken. Gemeinsames Lernen fördert die Motivation der Teilnehmer und verbessert die Fachkompetenz im Unternehmen.

Sinnvolle Projekte und Initiativen umsetzen, messen und kommunizieren

Entwickeln und implementieren Sie Projekte, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Dies können Energieeinsparungen, Abfallvermeidung, Recyclingprogramme oder die Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel sein. Green Teams können einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen leisten. Daher ist es wichtig, den Fortschritt und Erfolg der einzelnen Initiativen regelmäßig zu messen. Berichten Sie intern und extern über die Ergebnisse, um Transparenz zu schaffen und das Engagement zu fördern.

Schaffen Sie Anreize und Anerkennung

Schaffen Sie eine Unternehmenskultur, die Nachhaltigkeit in den Alltag integriert. Dies kann durch die Integration nachhaltiger Praktiken in die Unternehmensstrategie und -richtlinien unterstützt werden. Mitglieder von Green Teams investieren Arbeitszeit und zum Teil auch Freizeit. Daher ist es wichtig, die Anstrengungen und Erfolge entsprechend zu würdigen und zu honorieren. Dies kann durch öffentliche Anerkennung, Auszeichnungen oder andere Anreizsysteme geschehen.


raumobil Geschäftsführer Michael Böttger ist selbst Teil eines Green Teams.

„Der Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeitenden ist ein relativ neues Forschungsgebiet, doch es gibt bereits Hinweise auf positive Effekte. Green Teams tragen oft zur Verbesserung der physischen Arbeitsumgebung bei, indem sie beispielsweise Maßnahmen zur Reduzierung von Umweltverschmutzung, zur Verbesserung der Luftqualität oder zur Verringerung von Lärmbelastung initiieren. Eine gesündere Arbeitsumgebung kann direkt das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeitenden fördern. Verschiedene Unternehmen haben bereits erfolgreich Green Teams integriert und eine Unternehmenskultur der Nachhaltigkeit aufgebaut, z.B. Telefónica, Vaude, Google und Microsoft. Die Größe des Unternehmens spielt dabei keine Rolle, auch kleinere Unternehmen können sich an diesen Beispielen orientieren und von Best Practice lernen“, so Ulrike Stöckle.

Steigerung des sozialen Zusammenhalts

Green Teams fördern die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt unter den Mitarbeitern. Starke soziale Netzwerke am Arbeitsplatz sind ein bekannter Faktor für psychische Gesundheit und Wohlbefinden, da sie Unterstützung bieten und das Gefühl der Zugehörigkeit stärken. Nachhaltigkeitsinitiativen, die von solchen Teams vorangetrieben werden, können auch Maßnahmen zur Förderung eines gesunden Lebensstils umfassen, wie z.B. die Ermutigung zu mehr Bewegung (z.B. durch Radfahren zur Arbeit) oder gesunder Ernährung (z.B. durch die Einführung von Bio- und Fair-Trade-Produkten in der Kantine). Diese Maßnahmen können direkt zur körperlichen Gesundheit der Mitarbeiter beitragen. 

Bildquellen:

​Bild 1 Opener: Gemeinsam mit Studierenden der Hochschule Offenburg hat Media Plan ein eigenes Green Teams Programm entwickelt.
Bild 2: Die Media Plan GmbH hat ein Programm für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwickelt: die green points.
Bild 3: Ulrike Stöckle, Geschäftsführerin der Agentur für nachhaltige Kommunikation berät Unternehmen bei der Organisation von Green Teams.
Bild 4: raumobil Geschäftsführer Michael Böttger ist selbst Teil eines Green Teams.