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Rooibos-Farm, Copyright: ZDF/Julia Jaki
Biopiraterie und Raubbau

Das sind die Piraten unserer Zeit

Stevia ist inzwischen auch in Europa wegen seiner Kalorienlosigkeit ein beliebtes Süßungsmittel als Alternative zu herkömmlichen Haushaltszucker. Denn wer möchte nicht süßes essen können und gleichzeitig schlank bleiben? Doch nicht alle profitieren davon. 

Rücksichtsloser Diebstahl von traditionellem Wissen

Stevia-Süße gehört zusammen mit Rooibostee und Umckaloabo-Tropfen zu den traditionellen Heilmitteln von indigenen Völkern in Afrika oder Südamerika. Von den Profiten, die zum Beispiel mit den Tees oder den Süßungsmitteln erzielt werden, bekommen die Völker aber nicht das Geringste ab. Internationale Großkonzerne erzielen alleine Millionengeschäfte damit, indem sie sich genetische Ressourcen oder traditionelles Wissen für Forschung und Entwicklung zunutze machen. Den indigenen Völkern, von denen die Ressourcen oder das Wissen stammen, erhalten keinerlei Ausgleich für die Nutzung ihrer Entdeckungen. Bei diesem Verhalten spricht man auch von sogenannter Biopiraterie. Unter dieser Form der Ausbeutung leiden beispielsweise die Pai Tavytera im Nordosten von Paraguay, welche die süßende Wirkung von Stevia als erste entdeckt haben. Von den enormen Gewinnen, die mit dem Süßungsmittel erzielt werden könne, sehen sie bis heute nichts. Unter Biopiraterie leiden auch Ureinwohner Südafrikas, die als erste Rooibos als Lebensmittel verwendet haben. Auch sie werden nicht am Geschäft mit der weltweit beliebten Teesorte beteiligt.

Doch bei der Biopiraterie spielen nicht nur Geld und Patentrechte eine Rolle, es geht um noch viel mehr. Urvölker besitzen ein umfangreiches Wissen und viel Naturverständnis und tragen so einen wichtigen Teil zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Deshalb werden indigene Völker auch von der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation als Bewahrer von Biodiversität anerkannt. Zukünftig soll dafür gesorgt werden, dass auch indigene Völker an den Geschäften, die mit ihren genetischen Ressourcen gemacht werden, teilhaben können. Internationale Abkommen sollen daher einen Vorteilsausgleich garantieren. Bisher geschieht dies kaum, denn Industrie und Politik sehen sich nicht in der Verantwortung und weigern sich, den Ausgleich zu zahlen. Aber nur so kann Biopiraterie endlich Einhalt geboten und der Schutz der Biodiversität, vor allem im globalen Süden, sichergestellt werden.

ZDF-Dokumentation klärt über Missstände auf

Über dieses wichtige Thema möchte die ZDF-Umweltdokureihe „planet e.“ Aufklären. Am Sonntag, 13. Februar 2022, 16:30 wird in der Sendung „Bio-Piraten. Wie Stevia&Co. Geplündert werden“ geht es um das Phänomen der Biopiraterie. Hier wird gezeigt, wie indigene Völker in Südafrika und Paraguay um Anerkennung und den Schutz von Lebensräumen kämpfen. Ab Freitag, 11. Februar 2022 ist die Dokumentation bereits in der ZDFmediathek verfügbar und ist dort fünf Jahre lang abrufbar.

Quelle: ZDF, Bild: ZDF/Julia Jaki; Text: Fatma Cevik