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Ethik in der Textilwirtschaft

Anfangs für viele Teilnehmer noch nicht sehr greifbar, gewann das Thema durch acht Vorträge schnell an Kontur. Dr. Daniel Dietzfelbinger gliederte den Ethik-Begriff zunächst in drei Ebenen. Demnach ist Ethos das individuelle Verhalten: Wie ist meine eigene Haltung und wie setze ich gelernte und reflektierte Werte in meinem Handeln um? Auf der Institutionsebene gibt es außerdem die Unternehmensethik und auf der Systemebene die Werteethik. Ob eine Entscheidung ethisch vertretbar ist, können sich jeder mit dem Schnelltest beantworten. Dieser besteht aus folgenden Fragen: „Erstens: Kann ich danach noch in den Spiegel schauen? Zweitens: Kann ich damit vor meinen Chef / meine Chefin treten? Und drittens, die wohl wichtigste Frage: Kann ich die Entscheidung vor der Öffentlichkeit vertreten?“ 

Ethik sei das Verhältnis zu sich selbst, sagte Hubert Kögler. Denn: „Das Richtige liegt in mir!“ Und was haben Unternehmen davon, sich mit dem Ethikbegriff auseinanderzusetzen? Kögler brachte es auf den Punkt: „Der Lohn der ethischen Verhaltens ist Vertrauen.“ Und Vertrauen wiederum die Basis eines jeden erfolgreichen Unternehmens. Doch Studien zufolge misstrauten die Deutschen ihrer Elite. Nun gelte es, das verlorene Vertrauen wieder aufzubauen, so Dietmar Kokott. Aber wozu sind wir in einem globalen Markt überhaupt verpflichtet? Handeln Unternehmen nicht nur zu ihrem eigenen Vorteil? Können wir die komplexe textile Wertschöpfungskette auf dem Weg zu mehr Verantwortung und Fairness überhaupt komplett im Blick haben? Ist nicht die Komplexität Schuld für strukturelle Ungerechtigkeit? Fragen wie diesen, widmete sich Mark Starmanns. Auch die Sicht der evangelischen Kirche wurde mit einbezogen. Dr. Michael Hartmann skizzierte in seinem Vortrag das biblische Menschenbild und die Marktkritik der Kirche.

Und welche Rolle spielen die Konsumenten? Christoph Harrach beleuchtete den Begriff der Unternehmensethik aus Konsumenten- und Gesellschaftssicht. In der aktuellen Krise sieht er eine Chance. Konsum ist nach seinem Verständnis ein erster, einfacher Weg, besser zu leben. Er ruft auf zu einem Mainstreaming der Nachhaltigkeit. Konkrete Beispiele für Unternehmensethik in der Textilwirtschaft stellten Felix Rauer von Otto und Olaf Schmidt von der Messe Frankfurt vor. Beide Unternehmen haben sich auf ihre Weise auf den Weg gemacht, um ethisches Handeln zu einem Teil ihrer Unternehmensstrategie zu machen. Wie wichtig das ist, zeigen auch die Ergebnisse der Otto-Studie. Demnach hat die Lifestyle-Orientierung der Konsumenten im Vergleich zu den Vorjahren weiter abgenommen, während die Wertorientierung steigt. Kunden gehe es immer mehr um Orientierung, Pragmatismus und Glaubwürdigkeit. Rauer spitzte es zu und bezeichnete Vertrauen gar als die neue Währung. Bei der abschließenden Podiumsdiskussion ging es noch einmal zur Sache. Die Teilnehmer der Tagung brachten sich aktiv mit ein und heizten die Diskussion mit kritischen Fragen an die Referenten an. Fredericke Winkler von Beyond Berlin moderierte die Veranstaltung.

Quelle: Green Forum des IVN