EU erlaubt hormonell wirksame Chemikalien
Endokrine Disruptoren – so heißen die hormonell wirksamen Chemikalien, die dank der industriefreundlichen Entwürfe der EU-Komssion weiterhin in Verbraucherprodukten, Lebensmitteln und Pestiziden zu finden sind. Die Hormon-Chemikalien schaden der Gesundheit von Mensch und Umwelt. Was bedeutet die skandalöse Entscheidung für Sie?
Das Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany) und WECF Deutschland kritisieren die neuen Entwürfe der EU-Kommission für die Kriterien zur Identifizierung hormonell wirksamer Schadstoffe aufs Schärfste! Der Ansatz verstößt gegen Recht, Gesetz und Schutz von Mensch und Umwelt. Dank der neuen Vorschläge kann die Industrie ungehindert mit dem Einsatz von Pestiziden und Bioziden mit hormoneller Wirksamkeit fortfahren und Produkte verkaufen, die unserer Gesundheit schaden. Bei krebserregenden, das Erbgut verändernden oder reproduktionstoxischen Stoffen reicht es demnach weiterhin aus, eine plausible Wahrscheinlichkeit aus Tierversuchen abzuleiten. Hier wird das Vorsorgeprinzip mit Füßen getreten! Auch die Ausnahmeregelungen hat die EU-Kommission weiter ausgeweitet. Welche Konsequenzen hat so viel Leichtsinn im Umgang mit Mensch und Natur?
Spätfolgen jetzt noch nicht absehbar
Vorsicht ist besser als Nachsicht – die Vorschläge der Kommission bedeuten aber, dass es wohl erst ein Verbot der hormonell wirksamen Chemikalien geben wird, wenn sich Schäden bei Menschen nachweisen lassen. Dann wird es aber wahrscheinlich zu spät sein, um die Bedrohung aufzuhalten, die von den Hormon-Chemikalien ausgeht. Besonders für Schwangere und Kinder besteht ein hohes Risiko, denn sie reagieren am empfindlichsten auf die Endokrinen Disruptoren. Die Schäden können auch erst bei den Nachkommen sichtbar werden. So können die hormonell wirksamen Chemikalien in Zusammenhang mit Krankheiten wie Brustkrebs, Hodenkrebs, Unfruchtbarkeit, Diabetes, Adipositas und Verhaltensstörungen gebracht werden – eine alarmierende Anzahl gesundheitsschädlicher Auswirkungen, die die Bundesregierung dazu zwingen, sich gegen den skandalösen Vorschlag der Kommission auszusprechen, sofern sie ernsthaft am Schutz unserer Gesundheit interessiert ist. Wenn die schädlichen Chemikalien in die Umwelt gelangen, können sie auch das Hormonsystem von Wildtieren stören, wodurch sich beispielsweise das Geschlechterverhältnis in Populationen drastisch ändern kann. Die deutsche Bundesregierung muss hierzu Stellung beziehen und sich an die Seite von Schweden, Frankreich und anderen Mitgliedsstaaten stellen, die sich für eine nachhaltige Pflanzenschutz- und Chemiepolitik einsetzen!
Quelle: WECF, Bild: Text: Isabel Binzer