© iStockphoto/ Thinkstock
Die Meere als Müllkippe: mehr Plastik als Plankton
Die Meere vermüllen, das ist gewiss. Drei Viertel des Mülls besteht dabei aus Plastik, das bis zu 450 Jahre im Meer verbleiben kann und somit zahlreiche Tiergenerationen bedroht. Unzählige Tiere verenden. Jetzt gilt es zu Handeln!
Die Quellen und Formen des Mülls in den Meeren sind vielfältig. Zu den bekannten Verursachern gehören die Fischerei (durch das Entsorgen oder Verlorengehen von Fischereigerätschaften, beispielsweise "Geisternetze"), die Schifffahrt (Entsorgen von Abfall, Verlust von Containern oder Ladung), der Eintrag durch unzureichende Abfallentsorgung an Land und der Tourismus. Über sogenannte diffuse Quellen wird Müll über Flüsse oder Winde eingetragen. Geschätzte 20 Prozent des Meeresmülls kommen aus seeseitigen Quellen, 80 Prozent der Abfälle kommen von Land.
Müll aus dem Weltraum sichtbar
Gerade der langlebige Plastikmüll (300 bis 450 Jahre) ist es zu einer kumulativen Bedrohung für die Meeresumwelt geworden. Während 50 bis 70 Prozent der Müllpartikel auf den Meeresboden sinken, findet sich der Meeresmüll nicht nur an den Stränden, sondern verteilt sich schwimmend von den Polarregionen bis hin zur Tiefsee (im Durchschnitt 46.000 Teile pro Quadratkilometer). So ist der Meeresmüll mittlerweile vom Weltraum aus zu erkennen: Hochrechnungen gehen in diesen Regionen (Müllstrudeln) von 6-mal mehr Plastikteilen als Planktonorganismen aus.
Die Auswirkungen auf die Ökosysteme des offenen Meeres und des Meeresbodens sind immens. Mehr als 300 Tierarten verenden durch den Kontakt mit Meeresmüll, etwa durch das Verwickeln in Schnüren und anschließende Ertrinken (Wale, Seehunde) oder durch das Verschlucken, das zu Vergiftung oder Verstopfung des Nahrungstraktes führt. Betroffen sind unter anderem Albatrosse, Meeresschildkröten und Miesmuscheln. Gerade tauchende Seevögel sind besonders anfällig: 93 Prozent der Eissturmvögel (Fulmarus gracilis) in der Nordsee hatten laut einer OSPAR-Studie verschluckten Meeresmüll in ihren Mägen, im Durchschnitt waren es 27 Partikel pro Vogel mit einem Gewichtsanteil von etwa 0,3 Prozent. Auch viele andere Seevögel und Meerestiere leiden unter den 6,4 Millionen Tonnen Müll, die jährlich im Meer landen.
Jetzt ist die EU-Kommission aufgefordert: Das Problem Müll muss innerhalb einer Generation zu lösen sein, d.h. bis 2035!
Quelle: BUND / Text: Christina Jung