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Kaltwasserkorallen gefangen in einem Fischernetz. © Veerle A.I. Huvenne, National Oceanography Centre, University of Southampton

© Veerle A.I. Huvenne, National Oceanography Centre, University of Southampton

Gefahr für Umwelt, Tiere & Menschen

Studie zeigt: Plastikmüll im Meer auch in Europa ein großes Problem für Umwelt, Tiere & Menschen

Die Vermüllung der Meere ist ein großes Problem. Auch in Europa schadet Müll im Meer, gerade aber auch Plastik im Meer, der Natur, den Tieren und damit auch uns Menschen. Eine neue Studie zeigt die verheerenden Ausmaße.

Von küstennahen Gewässern bis hin zu Tiefseegebieten – überall stieß das internationale Forscherteam rund um Christopher Pham vom Meeresforschungs-Institut der Universität der Azoren auf die Überreste unserer Wegwerfgesellschaft. Bei einer großangelegten Untersuchung wurde in jeder Region Müll im Meer gefunden. Die Auswirkungen auf Mensch und Meeresbewohner sind bislang noch nicht einschätzbar.

Kamera- und Schleppnetz-Einsätze beförderten bei fast jedem Tauchgang Abfälle ans Tageslicht. Selbst in der Arktis oder dem mittelatlantischen Rücken stießen die Wissenschaftler auf Müllreste, so die Meeresbiologin Dr. Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung.

Zusammen mit Forschern aus 15 europäischen Forschungseinrichtungen sammelte sie Daten darüber, wie viel Abfall bereits in den Meeren rund um den Kontinent abgelagert ist. Beinahe 600 Aufnahmen und Proben wurden dabei ausgewertet. Das Forschungsgebiet erstreckte sich über 32 Meeresregionen im Mittelmeer, im Nordost-Atlantik und im Arktischen Ozean.

lastiktüte am AWI-Tiefseeobservatorium HAUSGARTEN  Diese Aufnahme stammt vom OFOS-Kamerasystem aus 2500 Metern Tiefe. © Melanie Bergmann, OFOS, AWI

lastiktüte am AWI-Tiefseeobservatorium HAUSGARTEN  Diese Aufnahme stammt vom OFOS-Kamerasystem aus 2500 Metern Tiefe. © Melanie Bergmann, OFOS, AWI

Müll auch in der Tiefsee

Auf Müll im Meer stießen die Wissenschaftler dabei überall: sowohl in Festlandnähe als auch am Kontinentalsockel, in den untermeerischen Gebirgen und sogar in den entlegensten Meeresregionen in 4500 Metern Tiefe. Am meisten Abfall fanden die Wissenschaftler nahe von Ballungsräumen und erstaunlicherweise in Tiefseegräben. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass diese Gräben oft eine Verbindung zwischen den flachen küstennahen Regionen und der Tiefsee sind. Der Müll treibt durch sie hindurch zu den tieferen Meeresgebieten.

Plastik im Meer ist das größte Problem

Neben weggeworfenen Fischereiutensilien, Glasflaschen und Metall war der Hauptbestandteil der gefundenen Müllberge das Plastik, so Christopher Pham. Bei Ansammlungen von größeren Plastikteilen sollen zudem zunehmend Mikrokunststoffpartikel vorkommen. Das Plastik wird über die Jahre hinweg in immer kleinere Teilchen zerrieben, die ein willkommenes Transportmittel für unterschiedliche fettliebende Giftstoffe sind. Da sie von Meerestieren mit Nahrung verwechselt werden, gelangt das Plastik so auch in die Nahrungskette.

Topographische Gegebenheiten, Strömungen und der Schiffsverkehr tragen dazu bei, dass der Müll von unseren Ballungsräumen zu abgelegenen Meeresgebieten transportiert wird. Hier ist das Plastik aufgrund seiner Leichtigkeit und Beständigkeit im Vorteil.

Was tun gegen die Müllflut?

Recycling von Plastik, bewusste Vermeidung von Müll und die Verwendung von biologisch abbaubaren Produkten – Ansätze gibt es viele, um der Müllflut, die in unsere Ozeane strömt, entgegenzuwirken. Da gerade das sehr resistente Plastik im Meer ein großes Problem für die Ökosysteme darstellt, können abbaubare Biokunststoffe aus Zellulose ein Weg der umweltfreundlicheren Verpackung sein. Aber auch Geschäftsmodelle, wie jenes von Marie Delaperrière aus Kiel, in deren Laden „Unverpackt“ man ganz ohne Verpackungsmüll einkaufen kann, zeigen Möglichkeiten für eine bessere Zukunft der europäischen Meere.

Quelle: Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, http://www.awi.de/
Text: Kathrin Heiler