Sie ist Mitte 20 und fasziniert von alten Schweine-, Schaf-, Ziegen- Kuh- und Eselrassen: Johanna Mehringer betreibt in Niederbayern einen Öko-Hof im Nebenerwerb.

Die Leidenschaft von Johanna Mehringer: die Züchtung alter Rassen, wie z.B. Mangalitza-Wollschweine.
Wenn Johanna Mehringer auf dem Vierseithof in Oberschneitberg aus dem Fenster blickt, sieht sie: Wollschweine. Waldschafe. Alpine Steinschafe. Tauernschecken-Ziegen. Zwei Murnau-Werdenfelser-Kühe. Zwei Grand-Noir-du-Berry-Esel. Allesamt vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen. Eine Haselnussplantage und viel Grün. Jeden Tag nach der Arbeit in der Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub fährt die junge Frau mit dem Auto knapp eine Stunde hinaus auf den Hof im Landkreis Landshut und kümmert sich um die Tiere.
In der bayerischen Weißbierstadt ist sie geboren und aufgewachsen und lebt hier mit ihren Großeltern und Eltern zusammen in einem Haus. Vater Rainer und Mutter Michaela gehen ebenfalls Vollzeit-Jobs nach. Doch seit gut 20 Jahren leben sie nebenbei ihren Traum von biologischer Vielfalt und ökologischer Landwirtschaft. Auf ihrem Bauernhof in Niederbayern züchten sie seltene Nutztiere und pflegen eine Bio-Haselnussplantage. Als perfekt passenden Partner entschieden sie sich für den Bio-Verband Naturland. Seither signalisiert das Naturland Zeichen auf ihren Produkten den Kund*innen auf den ersten Blick: Ganzheitliche, geprüfte Öko-Qualität.

Seit gut 20 Jahren lebt Familie Mehringer ihren Traum von biologischer Vielfalt und ökologischer Landwirtschaft.
Als Erlebnisbäuerin das Wissen über alte Rassen weitergeben
„Alpine Steinschafe finde ich so toll, weil sie so ruhig, zutraulich und mit ihren verschiedenen Farben und Gesichtszeichnungen auch so schön sind und perfekt zu meinen Plänen als Erlebnisbäuerin passen“, schwärmt die Mittzwanzigerin. Auf 25 Tiere ist ihre Herde bislang angewachsen. Die eigenen Erfahrungen auf dem Hof bestärkten sie zusätzlich, dass die Bewirtschaftung nach den Naturland Richtlinien der beste Weg in die Zukunft ist. „Denn nur durch ökologische Landwirtschaft können wir erhalten, was wertvoll ist und keinen Raubbau an der Natur betreiben“, sagt die studierte Landwirtin.

Familie Mehringer mit ihren Ziegen
Ökologisches Wirtschaften mit alten Nutztierrassen sei auch deutlich einfacher als mit Hochleistungstieren. „Denn die alten Rassen sind robust, langlebig, genügsam, gesund und resistent gegen Krankheiten und Stress. Sie sind fruchtbar, haben gute Mutterinstinkte und dienen noch dazu der Landschaftspflege und dem Naturschutz“, erläutert die Schafexpertin. Außerdem ist es in der Tierhaltung genauso wie in der Pflanzenzucht. „Genetische Vielfalt ist ein großer Vorteil und macht die gesamte Landwirtschaft unabhängiger“, ergänzt Annegret Schrade, Beraterin für Naturland.
Weil sie so viele Leute danach fragen, erklärt Johanna den Unterschied zur konventionellen Landwirtschaft gerne anhand des ökologischen Kreislaufs auf ihrem Öko-Hof: „Die Haselnuss ist eigentlich ein Strauch, der zum Baum gezogen wird, indem die unteren Äste und das Gras darunter entfernt werden. Dieses wird konventionell meist mit Spritzmitteln und Maschinen gemacht. Bei uns übernehmen diese Arbeit die Schafe. Gleichzeitig düngen sie mit ihrem Kot den Boden und neuer Humus wird aufgebaut.
Die Schafe werden nach dem Prinzip „nose-to-tail“ vermarktet – das heißt, das ganze Tier wird genutzt: Das Fleisch für die Fleisch- und Wurstproduktion sowie Milch, Wolle und Fell für weitere Produkte. Mehringers überzeugte die Möglichkeit, ein Tier so ganzheitlich nutzen zu können, sodass sie sich dazu entschieden, eine weitere alte Tierrasse zu halten: ungarische Mangalitza-Wollschweine. „Das sind ganz fette Schweine mit viel Speck, die vor knapp 200 Jahren gezüchtet wurden, um die Mangelware Fett in Notzeiten zu liefern. Fettes Fleisch war irgendwann nicht mehr angesagt, aber wir brauchen ihren Speck für unsere Schafwürste“, erklärt Johanna. Die wollartigen Borsten machen Wollschweine kälteresistent, schützen sie vor Hitze und ermöglichen somit eine ganzjährige Freilandhaltung. „Sie fressen alles, was von den Bäumen fällt und bekommen etwas Hafer – nur Futtermittel, welche die ökologische Landwirtschaft abwirft. Zugekauft wird nichts.“ Die Tiere wachsen deshalb langsamer, sind nach Johannas Erfahrung aber gute Futterverwerter und auch widerstandsfähiger: „Alte Rassen wie unsere Schafe und Schweine kommen gut mit magerem Futter klar. Unsere Steinschafe haben viel Nierenfett, wovon sie in Notzeiten zehren können. Bei modernen Fleischschafen wurde das Nierenfett aus Gewichtsgründen weggezüchtet. Wegen des hochwertigen Futters müssen sie darauf nicht mehr zurückgreifen.“ Lämmer werden auf ihrem Hof erst im Alter von zehn bis zwölf Monaten geschlachtet und nicht wie üblich mit vier Monaten.

Insgesamt 25 Alpine Steinschafe zählt Johannas Herde inzwischen.
Die Wollschweine leben bis zur Schlachtung zwei Jahre statt nur sieben Monate. Was sich die Familie auch deshalb leisten kann, weil sie den Öko-Hof nur im Nebenerwerb betreibt. Wie bei den Schafen gilt auch hier „nose-to-tail“ - das ganze Schwein wird verarbeitet. Ihre Produkte verkauft die Agrarwissenschaftlerin direkt auf dem Hof und auf einem regionalen Bio-Bauernmarkt in München.
Quellen: Bilder: Dirk Bruniecki, Text: red