1. Home
  2.  › Unternehmensprofile
  3.  › Olivia Müsseler – Die mit den Hühnern spricht
Olivia Müsseler – Die mit den Hühnern spricht
Olivia Müsseler Die mit den Hühnern spricht

Markanter Federschopf, frecher Blick und buntes Gefieder – diese Hühner sind nicht nur äußerlich etwas Besonderes. Denn alte Hühnerrassen, wie die Altsteirer oder die Ostfriesischen Möwen, spielen heute in der Landwirtschaft praktisch keine Rolle mehr. Das soll sich ändern, findet Olivia Müsseler. Daran arbeitet sie mit dem Projekt „RegioHuhn“. Im Interview erklärt die 29-Jährige, warum die Arbeit mit alten Rassen und das Thema Tierwohl ganz eng miteinander verknüpft sind und wie der Weg in eine nachhaltigere Hühnerhaltung aussieht. 

 

Olivia Müsseler

Olivia setzt sich bei Naturland für artgerechte Hühnerhaltung ein.

Wie bist du zum Öko-Landbau gekommen?

Das war eher Zufall. Ich wollte gerne im Bereich Zweinutzungshühner arbeiten und Naturland hat zu diesem Zeitpunkt mit dem Projekt RegioHuhn gestartet. Mit dem Naturland-Team war ich sofort auf einer Wellenlänge und da ich die ökologische Landwirtschaft schon immer toll fand, musste ich nicht lange überlegen, ob ich den Job annehme oder nicht.

Wie sieht ein typischer Tag als Naturland-Beraterin und ecowoman bei dir aus?

Typisch gibt es eigentlich nicht. Mein Job ist ein Mix aus Büro und Außendienst. Ich betreue das Projekt RegioHuhn, bei dem ich deutschlandweit Landwirt:innen unterstütze. Dort beschäftige ich mich mit alten, einheimischen Hühnerrassen, die vom Aussterben bedroht sind. Die früher einmal wichtigsten Hühnerrassen wurden in den 60er Jahren durch spezialisierte Mast- und Legehühner verdrängt. Heute legt die Gesellschaft zum Glück wieder viel mehr Wert auf eine artgerechte Haltung, Tierwohl und Nachhaltigkeit. Deshalb sehen wir den ökologischen Landbau in der Vorreiterrolle, diese Rassen wieder in die Landwirtschaft zu integrieren. Zusätzlich stehe ich unseren Mitgliedern Rede und Antwort zum Thema Zweinutzungshühner. Im Büro kümmere ich mich vor allem um die Datenaufbereitung und Analyse.

 

Naturland Hühner

 

Was fasziniert dich an diesen Tieren?

Das Interesse für Hühner hat sich während meines Studiums der Tierwissenschaften entwickelt. Inzwischen halte ich sogar 16 Hennen und einen Hahn im Garten meiner Eltern. Besonders fasziniert mich das Verhalten der Hühner. Zum Erkunden nutzen sie Schnabel und Füße. Vom ersten Picken gegen die Eischale bis hin zum Nahrungssuchverhalten und der Gefiederreinigung spielt der Schnabel eine elementare Rolle für das Huhn. Auch die „Sprache“ der Hühner ist komplex. Sie haben verschiedene Laute für unterschiedliche Situationen und Gefahren.

In der Legehennenhaltung sind die männlichen Nachkommen ein Problem. Hier gilt seit Jahresbeginn das Gesetz, dass diese nicht mehr einfach getötet werden dürfen.
Das bedeutet aber nicht automatisch, dass diese sogenannten Bruderküken nun ein artgerechtes Leben bekommen. Naturland will echte Gleichberechtigung. Das heißt, dass Bruderküken – genau wie Hennen – artgerecht und ökologisch aufgezogen werden. Sie bekommen Bio-Futter, ausreichend Platz und Möglichkeiten, um die arteigenen Verhaltensweisen ausleben zu können und natürlich auch Auslauf auf der „Hühnerweide“.

Als vielversprechender Lösungsansatz wird die Haltung von Zweinutzungsrassen gesehen. Hier legen die Hühner weniger Eier, setzen aber mehr Fleisch an als die typischen Legehennen.
Genau. Traditionelle Zweinutzungshühner bleiben in der Leistung weit hinter den modernen Lege- und Mastlinien zurück. So legt die reinrassige Altsteirer Henne höchstens 180 Eier pro Jahr – im Vergleich zu über 300 Eiern, auf die ein modernes Hochleistungshuhn kommt. Wir versuchen nun mittels Kreuzungszucht eine gute Mitte zwischen Eier- und Fleischproduktion zu finden und gleichzeitig den Bestand dieser alten und robusten Rassen zu sichern.

Nebenbei hast du auch einen Blog. Wie kam es dazu?

Ich bin schon einige Jahre auf Instagram unterwegs. Mit der Zeit fragten mich immer mehr Leute dort oder privat um Rat. Sogar Kollegen von mir haben mich nach Tipps für die Gartenhühner gefragt. Dann kam die Idee, das ganze etwas professioneller zu gestalten und ich habe meinen Account in @dein_gartenhuhn umbenannt. Hier reichte aber einfach der Platz nicht aus um über längere und komplexe Themen zu schreiben. Deshalb habe ich mit dem Blog und später mit dem Onlineshop gestartet. All das mache ich in meiner Freizeit als Kleinunternehmen. Es ist ein schöner Ausgleich ganz frei über Themen speziell für die Gartenhuhn-Community zu schreiben.

Welchen Beitrag können Verbraucher:innen leisten, damit künftig alle Brüder von Legehennen aufwachsen können?

Beim Kauf von Eiern sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass klar auf der Verpackung steht, dass die Bruderhähne aufgezogen werden. Nur so können Verbraucher:innen sicher sein, dass sie wirklich zum Tierwohl beitragen.

Quellen: Bilderr: Olivia Müsseler, Text: red