1. Home
  2.  › Unternehmensprofile
  3.  › Antje Styskal – Die Bürgermeisterin aus dem Bio-Energiedorf
Antje Styskal – Die Bürgermeisterin aus dem Bio-Energiedorf
Antje Styskal Die Bürgermeisterin aus dem Bio-Energiedorf

Wer die Region rund um die Mecklenburgische Seenplatte schon bereist hat, dem ist vielleicht auch schon das Dorf Bollewick aufgefallen. Denn hier steht nicht nur die größte Feldsteinscheune Deutschlands, Bollewick gilt ebenso als Vorzeigeprojekt einer sehr erfolgreichen Strukturentwicklung im ländlichen Raum. Viele Politiker und internationale Delegationen besuchen die Scheune und informieren sich über Bio-Reaktoren, die mit Energiepflanzen und Kuhdung Strom sowie auch Wärme für das Nahwärmenetz erzeugen. Die Idee, aus Bollewick ein autonomes Bio-Energiedorf zu schaffen, stammt von Altbürgermeister Berthold Meyer. Nun hat es sich Antje Styskal zur Aufgabe gemacht, das Lebenswerk von Meyer fortzuführen und die Chancen der Bioenergie im ländlichen Raum weitervoranzutreiben.

Schon immer nachhaltig aus Überzeugung

Antje Styskal

Antje Styskal

Eigentlich hatte Antje Styskal nicht geplant die Karriere einer Bürgermeisterin einzuschlagen.

Ihre Kindheit verbrachte sie in Dresden, wo sie auch die Ausbildung zur Krankenschwester absolvierte. Nach dem Mauerfall zog sie nach Bayern bevor es sie in die Schweiz verschlug.

Hier absolvierte sie eine weitere Ausbildung in Traditioneller Chinesischer Medizin und lernte ihren Mann Roger Müller kennen. Mit ihm machte sie sich ein paar Jahre später auf die Suche nach einem schönen Haus, das über ausreichend Zimmer verfügte, um darin auch ein Bed & Breakfast, Hühner, Hund und Katze unterzubringen. Wie es der Zufall wollte, wurden sie in Bollewick fündig. Die Idee zum Bed & Breakfast brachten sie von ihren Reisen unter anderm nach England und Schottland mit.

Antje Styskals Lebensweg war schon immer nachhaltig geprägt. In ihrem Elternhaus wurde nichts verschwendet, beim Erwerb von neuen Kleidungsstücken auf Langlebigkeit geachtet und vieles wurde repariert und nicht gleich fortgeschmissen. Ein Auto kaufte sie erst nach dem Umzug nach Bollewick, da es hier kein Car-Sharing-Modell gibt und die Fortbewegung mit dem Nahverkehr nicht ganz so einfach ist hier auf dem Land. Der Kauf beim Bio-Bauer ist selbstverständlich und da Antje Styskal auch sehr naturverbunden ist, sind ihr Umwelt- und Artenschutz, CO2-Einsparung und Müllvermeidung wichtige Anliegen.

Drei Jahre war sie in der Gemeindevertretung aktiv tätig, bevor sie sich zur Bürgermeisterwahl im Mai 2019 stellte. Und diese gewann sie mit großem Zuspruch. Neben diesem politischen Mandat betreibt Frau Styskal auch eine Gesundheitspraxis mit den Schwerpunkten Akupunktur, chinesischen Heilkräutern und Ernährung nach den fünf Elementen.

 


 

Die Scheune – ein Dorf unter einem Dach

Akupunktur

 

Die Gesundheitspraxis ist direkt in der 125 Meter langen und 34 Meter breiten Scheune untergebracht, wo Antje Styskal sich den Platz mit einem Hotel, einer Kerzenmanufaktur, Bekleidungsläden, Cafés, Ateliers, Handwerksbetrieben, der Feuerwehr und Veranstaltungsräumen teilt. Nebenan liegen die gläsernen Landwerkstätten mit Bio-Metzgerei und Käserei. Um die Scheune werden die Bollewicker von ihren Nachbargemeinden beneidet, denn hier finden regelmäßig tolle Kulturveranstaltungen, Handwerker- und Ostermärkte mit bis zu 6.000 Besuchern, Workshops u.v.m. statt. „Die Scheune ist ein echtes Schmuckstück und Asset für uns, doch wir müssen das Konzept weiterentwickeln und noch mehr Leben hineinbringen“, so Styskal. Dabei wird sie von Berthold Meyer weiterhin unterstützt, der sein Wissen um die Themen Energiewende, Chancen der Bioenergie im ländlichen Raum und Fördermittel an sie weitergibt. Außerdem ist er noch aktiv für die Akademie für Nachhaltige Entwicklung Mecklenburg-Vorpommern (ANE) tätig. Die ANE ist eine gemeinnützige Stiftung zur Förderung der Nachhaltigen Entwicklung in Balance von Ökonomie, Ökologie und Sozialem durch kulturellen Wandel. Infolge der intensiven Begleitung von Projekten und ihren Akteuren ist mit dem „Garten der Metropolen“ ein Leitbild entstanden, dass es einerseits ermöglicht, Projekte in Schwerpunkten zu fördern, und andererseits, eigene Projekte anzustoßen und im ländlichen Raum. „Wir haben es geschafft, unser ökonomisches System so umzustellen, dass die Wertschöpfung für die Region steigt und gleichzeitig CO2 eingespart wird“, erklärt Meyer. Allein in Bollewick sind das im Jahr 4.300 Tonnen CO2, dank LED Straßenbeleuchtung, Solarpanelen auf den kommunalen Gebäuden und autonomer Bio-Energieversorgung.
 

Scheune Bollewick

Scheune Bollewick

Auch die Dorfstruktur hat sich in den letzten Jahren verändert, denn viele junge Menschen kommen wieder zurück ins Dorf sobald sich zum Beispiel Nachwuchs ankündigt. Denn die Attraktivität der Landschaft, sowie die Infrastruktur mit Direktversorgern und ökologischer Landwirtschaft macht das Dorf auch für Städter wieder attraktiv. Das war nicht immer so, denn noch vor der Wende war der Landstrich für seinen Kuhmist und den davon ausströmenden Geruch bekannt. Auch die Scheune roch nach Gülle und musste in einer sehr langwierigen Entkernungs-, Auf- und Umbauphase „gesäubert“ werden. Davon ist nun nichts mehr zu sehen und zu riechen - der Industriebau könnte auch in einer Start-Up-Metropole stehen und Co-Working-Spaces beherbergen. Doch dazu fehlt die junge Szene, obwohl das Konzept der Nachhaltigkeit mittlerweile jüngere Menschen in die Region zieht, so dass die Zahl der Bollewicker Einwohner in den letzten Jahren wieder gestiegen ist und ein dritter Kindergarten gebaut werden musste. „Es wäre uns ein wichtiges Anliegen, wenn wir es schaffen würden, auch die Star-Ups zu uns zu holen, die sich z.B. dem Thema Digitalisierung der Landwirtschaft oder auch Berthold Meyers Thema der Bio-Energie mit innovativen Ideen weiter beleben würden. Diese jungen Zellen fänden einen wunderbaren Platz in unserer Dorfgemeinschaft und ein Dach über dem Kopf in unserer Scheune“, erläutert Styskal.

 


 

Kontaktdaten:

Antje Styskal
Bed & Breakfast „Achtern Bäuken“
Wildkuhler Straße 10
17207 Bollewick
Telefon: 039922-826181

Website:
www.diescheune.de
www.diescheune.de/gemeinde-bollewick

 

Quellen: Bilder: Portraitfotos: Anja Preussner, Akupunktur: Depositphotos/tankist276, Scheune: Gemeinde Bollewick, Autor: Ulrike Stöckle