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Swaantje Güntzel Kunst für den Klima- und Umweltschutz
Swaantje Güntzel Kunst für den Klima- und Umweltschutz

 

Swaantje Güntzel

Portrait mit „Schönheitsmaske“, bestehend aus Mikroplastikpartikeln die im Kontext der Intervention „MIKROPLASTIK“ im Mai 2016 auf Lanzarote gesammelt wurden. Foto: Henriette Pogoda

Swaantje Güntzel hat sich schon früh mit den Themen Klima- und Umweltschutz beschäftigt. Die in Hamburg lebende Künstlerin bezeichnet sich selbst als Konzeptkünstlerin, die sich mit der entfremdeten Beziehung zwischen Mensch und Natur befasst. Ihre künstlerische Praxis lotet dabei den Widerspruch zwischen ästhetischem Reiz und verstörenden globalen Fragen aus und stellt eine beunruhigende Kritik des modernen Lebens im 21. Jahrhundert dar. In Zusammenarbeit mit ihrem Kollegen und Partner Jan Philip Scheibe bildet sie das Künstlerpaar Scheibe & Güntzel.

„Die 80er waren deprimierend für uns“

Aufgewachsen ist Swaantje Güntzel (Jahrgang 1972) in Detmold, das sie als Mittelstadt beschreibt mit entsprechender Enge, doch auch mit einem ausgeprägten Kulturbetrieb. So kam sie schon sehr früh in Kontakt mit Musik, Künstlern und einem gelebten kulturellen Umfeld, das auch in ihrer Familie Platz fand. Bei Themen rund um den Klima- und Umweltschutz jedoch fühlte sie sich eher so, als müsste sie allein die Welt retten. Denn im Vergleich zur Fridays for Future Bewegung gab es in den 80er Jahren noch nicht die globale Vernetzung durch Smartphone, Social Media. Damals wurde das Thema Umweltschutz mehrheitlich seitens der Politik und Gesellschaft verdrängt, und die Lösungen oftmals auf die junge Generation abgewälzt. "Es wurde uns schwer gemacht weiter an einen lebenswerten Planeten glauben zu können. Zurück blieben Machtlosigkeit und ein Kampf gegen Windmühlen“, so Güntzel.


 

PRESERVED von Scheibe und Güntzel

Bild oben: Das Künstlerpaar Scheibe & Güntzel realisierte 2019 ein Projekt zu der Frage, welche Bedeutung der Grünkohl für die Menschen in Westfalen hat. Foto: Moritz Köller.
Bild unten: Herkömmliche Einwegverpackung für Take away-Menüs, überzogen mit Blattgold. Foto: Tobias Hübel

Nachhaltigkeit im Kontext der Kunst

Während ihres Studiums der Ethnologie in Bonn hatte Kunst immer eine große Bedeutung für Swaantje Güntzel und sie schaffte es immer wieder auch einen Bezug zwischen Kunst und ihren Lernfächern zu finden. Doch der Entschluss, ihren beruflichen Weg als Künstlerin weiter zu beschreiten, kam erst 2002, als sie ihre Festanstellung am Goethe-Institut La Paz in Bolivien für ein Kunststudium an der Hochschule für bildende Kunst in Hamburg tauschte. Keinen unwesentlichen Einfluss auf ihre weitere künstlerische Entwicklung hatte das Zusammentreffen mit dem Künstler Jan Philip Scheibe. Mit ihm bildet sie seit 2009 das Künstlerpaar Güntzel & Scheibe, das seitdem zahlreiche nationale und internationale Projekte realisierte. So initiierten Scheibe und Güntzel die Projektreihe PRESERVED, die an verschiedenen Orten in Europa durchgeführt wurde. Das Projekt zeigt, auf welche Weise Menschen einer bestimmten Region in der Vergangenheit und heute von ihrer Umgebung ernährt wurden. Ein Selbstportrait von Güntzel, mit dem sie auf Mikroplastik in der Kosmetik aufmerksam machte, hat die Meeresschutzorganisation „Ocean Now“ zu ihrer Kampagne „In your Face“ inspiriert. Diese inszeniert in gleicher Optik und Weise wie das Selbstportrait von Güntzel viele Prominente, die sich für Umwelt- und Klimaschutz engagieren.

Dass sie ihr Studium und Erfahrungen aus der Ethnologie auch auf ihre Kunst anwenden könnte, merkte sie bei ihren akribischen Beobachtungen der Gesellschaft und deren Entwicklung - auch im Kontext der Nachhaltigkeit und Natur. Denn der Mensch hat sich in den vergangenen Dekaden eher von der Natur distanziert, diese durch unersättlichen Konsum zerstört und erst seit wenigen Jahren wieder seine Aufmerksamkeit auf ein anzustrebendes Gleichgewicht gerichtet. Nie war die Sehnsucht nach dem Erlebnis Natur so groß wie gerade jetzt. Denn die Auswirkungen des Klimawandels lassen sich nicht mehr leugnen und das Bewusstsein, jetzt alles daran zu setzen die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, wird immer stärker. Diese Entwicklung ist auch in der Kunstszene zu beobachten, die sich immer mehr auch für nachhaltige Themen öffnet.


 

SEESTÜCK II

Im August 2020 inszenierte sich Swaantje Güntzel in der Hamburger Kunsthalle vor dem Werk „Das Eismeer“ von Caspar David Friedrich. Die Künstlerin betrachtet die arktische Seelandschaft während sie zwischen Plastikflaschen sitzt, die zuvor aus der Elbe und anderen Gewässern Hamburgs gefischt wurden. Foto: Henriette Pogoda ©Swaantje Güntzel

„Das Bewusstsein für meine Konzeptkunst hat sich verändert“

In den Arbeiten und Performances von Swaantje Güntzel geht es vorwiegend um das Verhältnis zwischen Mensch und Natur sowie der Verantwortung eines jeden, diese für weitere Generationen zu schützen. Ein Schwerpunkt dabei bildet das Thema Plastikmüll und Klimawandel, die ja auch direkt miteinander gekoppelt sind. So inszenierte sich die Künstlerin in der Kunsthalle Hamburg vor dem Werk „Das Eismeer“ von Caspar David Friedrich in einem Meer von Plastikflaschen. Bei der Frage, ob denn Kunst diese Aufgabe postulieren kann, kommt ein klares „Ja“, insbesondere seitens der Kuratoren. Dabei gab es eine Zeit, da waren diese politischen Statements in der Kunst nicht allen recht. „Doch Kunst ist eben genau der Kanal der uns berühren und Perspektiven aufzeigen kann. Für meine früheren Müll-Performances wurde ich teilweise auf der Straße beschimpft, nun merke ich, wie Rezeption und Akzeptanz dafür immer größer werden. Kunst kann diesen wichtigen Themen auch mit Ästhetik und Emotionen entgegentreten“, so Güntzel weiter. Und dass dies auch im Trend liegt zeigen die zahlreichen Ausstellungsanfragen die sie momentan erreichen.

 

Termine

„Gegen Gewalt?“ Markuskirche Hannover
21. Februar bis 28. März 2021

„Können Sie nicht mal was Schönes machen?“ Galerie Holthoff, Hamburg
9. April 2021 bis 15. Mai 2021

„Ich hasse die Natur!“ Schiller Museum, Weimar
11. April bis 29. August 2021

Ferne Welten? Naturansichten in Zeiten des Klimawandels Schloß Agathenburg
1. Mai bis 27. Juni 2021

Kontakt

Website: www.swaantje-guentzel.de

Instagram: @swaantje_guentzel

Facebook: Swaantje Güntzel

Twitter: @SGuntzel

 

Quellen: Bilder: Henriette Pogoda, Moritz Köller, Text: Ulrike Stöckle