Jocelyn Kotulla

Jocelyn Kotulla: mit Leidenschaft dabei

Jocelyn Kotulla lernte früh, was es heißt, Unternehmerin zu sein: Aufgewachsen ist sie auf dem elterlichen Obsthof, wo sie bereits in jungen Jahren mit anpacken durfte. Nach ihrem Studium im Bereich Mode- und Textilmanagement, arbeitete sie als Brandmanagerin in zwei großen Textilunternehmen und konnte dabei aus erster Hand miterleben, was aus einem Familienunternehmen wird, wenn nur die Zahlen im Mittelpunkt stehen. Sie erkannte schnell: Das möchte ich anders machen. Sie wollte etwas bewegen und Gutes in der Welt tun und realisierte, dass sie so in einem großen, profitorientierten Unternehmen nicht glücklich werden würde. Also machte sie sich zum ersten Mal selbstständig und verkaufte Taschen über Amazon. Aber erst mit Josea Surfwear konnte sie ihrer eigentlichen Leidenschaft folgen und fand den Sinn, den sie in ihrer beruflichen Laufbahn bisher vergeblich gesucht hatte.

Ihr Ziel für die nächsten Jahre ist mal nebenbei die Welt zu retten. Das Unternehmen widmet sich deswegen weiterhin der Aufklärungsarbeit gegen den Massenkonsum und möchte das Bewusstsein für unsere Kaufentscheidungen stärken.

Josea Surfwear

Der perfekt sitzende Bikini

Als begeisterte Kitesurferin hat Jocelyn lange nach dem passenden Bikini gesucht. Er sollte richtig gut sitzen und sie in ihrem Hobby unterstützten, schön designt sein und am besten auch noch nachhaltig produziert werden. Leider blieb ihre Suche immer erfolglos. Dank ihrem Studium im Textilbereich kam sie aber auf die Idee, ihren eigenen Bikini zu entwerfen und zu nähen. Vor einer Surf-Reise nach Brasilien im Jahr 2014 sprach sie daher ihre ehemalige Dozentin an und entwickelte mit ihr zusammen den ersten Bikini. Dieser wurde dann beim Surfen ausgiebig getestet und kam auch bei ihren Freundinnen gut an. Und so war die Geschäftsidee für Josea Surfwear geboren.

Weil sie bereits seit ihrer Kindheit beobachten konnte, wie sorgsam man mit der Natur umgehen musste, um langfristig davon profitieren zu können, wollte Jocelyn diese Naturnähe auch in ihrem Unternehmen widerspiegeln. Ihre zahlreichen Surf-Reisen in die verschiedensten Länder hatten ihr zudem vor Augen geführt, wie sehr unsere Umwelt und unsere Weltmeere unter dem wachsenden Mengen an Plastikmüll leiden. Von Anfang an war deswegen für Jocelyn klar, dass ihr Unternehmen möglichst nachhaltig produzieren sollte: Die Bikinis sollten aus recyceltem Material bestehen und erst nach der eingegangenen Bestellung gefertigt werden – und damit ein klares Statement gegen den heutigen Massenkonsum und die Wegwerfkultur setzen. Das Garn für die Josea-Bikins wird heute aus einem Granulat aus recycelten Fischernetzen und Abfällen der Teppichindustrie gewonnen.

Unternehmen mit Herz und Verstand

Jocelyn gründete das Unternehmen Josea Surfwear im Jahr 2016 mit dem Ziel, den perfekt sitzenden Surf-Bikini herzustellen, der Frauen auch bei fordernden Sportarten richtig unterstützt und sitzt wie ein Sport-BH. Inzwischen umfasst das Angebot Surf-Bikinis, Surf-Suits, Leggins und seit neuestem auch Badeanzüge in modernen, farbenfrohen Designs. Die große Auswahl an verschiedenen Größen und Schnitten bietet für jede Körperform genau das Richtige. Jedes Design wird ausgiebig beim Surfen, Kitesurfen und Wakeboarden getestet, bevor es zum Verkauf angeboten wird. Die inzwischen zehn festen, vorwiegend weiblichen Mitarbeiter*innen fertigen noch immer jedes Teil per Hand. Und die Qualität der Produkte ist so überzeugend, dass Kunden ihre Bikini-Teile zur Reparatur einschicken können, sollte sich doch mal eine Naht lösen. Inzwischen verschickt das Unternehmen seine beliebten Bikinis von Hamburg aus an unzählige Adressen weltweit. Diese Kundennähe gehört für Jocelyn zu den Grundpfeilern des Unternehmens: die Kommunikation mit dem Kunden ist sehr eng und Feedback wird hier ernstgenommen.

Denn bei Josea Surfwear steht vor allem eines im Mittelpunkt: der Mensch. Die Mitarbeiter sind für Jocelyn das Kapital der Firma. Sie sollen sich mit dem Unternehmen und der eigenen Tätigkeit identifizieren können. Auch wenn jeder andere Kenntnisse und Fähigkeiten mitbringt, ist man sich bei Josea Surfwear über die geteilten Grundwerte einig. Diese Empathie, die man auch im Umgang mit den Kunden feststellt, ist nicht zuletzt auf die weibliche Herangehensweise zurückzuführen. Denn Josea Surfwear möchte zeigen, dass man auch mit Weiblichkeit Erfolg haben kann. Diesen großen Vorteil sieht Jocelyn in vielen anderen Unternehmen verschenkt: „Frauen sind oft empathischer und haben eine bessere Menschenkenntnis. Das macht sich einfach bemerkbar.“ Dazu gehört auch, dass man auf den Produktseiten vergeblich digital überzeichnete Models sucht: Alle Fotos zeigen begeisterte Mitarbeiterinnen oder Freundinnen aus der Surf-Szene. Diese Authentizität und Selbstliebe sollen sich auch auf die Kundinnen übertragen. Denn nur wer sich selbst liebt, kann auch seine Umwelt lieben – und damit die Welt ein bisschen besser machen. 

Quellen: Text: Julia Lucas, Bilder: Josea Surfwear