Werden Wölfe jetzt auch uns Menschen gefährlich?
Wenn es nach Ursula von der Leyen geht, gehört der strenge Schutz von Wölfen in Europa bald der Vergangenheit an. Tierschützer kritisieren das und zeigen diese Lösungsmöglichkeiten, die den Artenschutz von Wölfen weiterhin ermöglichen.
Darf bald Jagd auf Wölfe gemacht werden?
Wölfe genießen in bisher in Europa einen besonderen Schutz. Ob das auch zukünftig so bleibt, ist aktuell allerdings unklar. Denn die EU-Kommission möchte den Schutz der Wildtiere jetzt überdenken. Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sei die Konzentration von Wolfsrudeln in Europa nämlich eine ernst zu nehmende Bedrohung für Nutztier und sogar für Menschen. Zukünftig könnte also ein schnelleres Abschießen der Tiere durch Jäger möglich sein, besonders dann, wenn die Wölfe Schafe gerissen haben. Bisher dürfen bei Übergriffen durch Wölfe nur vereinzelte Tiere abgeschossen werden, wenn sie eindeutig mit der Tötung von Schafen in Verbindung gebracht werden können. Dafür braucht es eine Ausnahmegenehmigung vonseiten der Behörden. Diese wird nur erteilt, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt, die Schafherde zu schützen. Landwirte beklagen die Herausforderungen, welche die Ausbreitung des Wolfes mit sich bringt. Denn sie reißen nicht nur Wildtiere, sondern auch Weidetiere und haben zumindest in Deutschland keine natürlichen Feinde. Einige Landnutzer und Weidetierhalter fordern deswegen, den Schutz von Menschen und Weidetieren in den Mittelpunkt zu stellen. Bevor die Regeln zum Schutz der Wölfe in Europa geändert werden können, müssen die EU-Mitgliedsstaaten zustimmen.
Betreibt von der Leyen „Wolfs-Populismus“?
Tierschützer bezeichnen von der Leyens Aussage als „Wolf-Populismus“ und sind der Meinung, dass Wölfe als Sündenböcke einer verfehlten Politik in der Landwirtschaft herhalten müssen. „Wölfe abzuschießen ist keine Politik, sondern Ablenkung davon, dass man Schafs- und Weidetierhalter mit ihren Herausforderungen und Problemen, von denen der Wolf nur eines ist, alleine lässt", sagt Moritz Klose, Programmleiter Wildtiere bei der Tierschutzorganisation WWF Deutschland. Tierschützer kritisieren zudem, dass es für die Äußerungen von Frau von der Leyen keine wissenschaftliche Grundlage gibt. Stattdessen gäbe es ausreichende Praxisbeispiele, die deutlich machen, dass ein Zusammenleben von Menschen, Wölfen und Weidetieren gut umsetzbar sei.
So kann gelungener Herdenschutz aussehen
Ein Beispiel für das gelungene Zusammenleben soll das NABU-Projekt „Herdenschutz Niedersachsen“ darstellen, welches auch vom WWF unterstützt wird. Hier wurden seit 2017 über 350 Weidetierhalter bei der Umsetzung von effektiven Herdenschutzmaßnahmen beraten sowie mehr als 160 von ihnen bei dem Bau von wolfsabweisenden Zäunen unterstützt. Insgesamt wurden so bei dem Projekt bisher über 350 Weiden mit fast 1700 Hektar Fläche durch etwa 400 km wolfsabweisende Zäune geschützt. Auch in Sachsen-Anhalt existier ein Projekt zum Schutz des Wolfes, der von WWF unterstützt wird. Dabei handelt es sich um die „Interessensgemeinschaft Herdenschutz plus Hund“. Die Interessensgemeinschaft hat 54 Mitglieder, welche die Hälfte der 57.000 in Sachsen-Anhalt lebenden Schafe halten. Bisher hat keiner der Mitgliederbetriebe, die sich gegenseitig beraten und bei der Errichtung von wolfsabweisenden Schutzmaßnahmen helfen, einen Verlust durch Wölfe erlitten.
Was kann zukünftig die Lösung sein?
Eine Alternative zur Lockerung des Schutzstatus von Wölfen in Europa stellt laut den Tierschützern eine bessere Unterstützung für den Herdenschutz und die Weidetierhaltung. Herdenschutzzäune und Herdenschutzhunde können dafür sorgen, dass Nutztiere nicht von Wölfen getötet werden. Die aktuelle EU-Gesetzgebung ermöglicht es auch, diese Schutzmaßnahmen sowie die Entnahme von besonders verhaltensauffälligen Wölfen umzusetzen. Mehr Informationen zum Thema Artenschutz von Wölfen finden Sie unter wwf.de.
Quellen: WWF, Bild: Unsplash/Milo Weiler, Text: Fatma Cevik