Golden Rice mit seiner namensgebenden Farbe. Quelle: www.thinkstock.de
Golden Rice, der Hulk unter den Reissorten
Wieso sollten wir uns der Gefahr aussetzen die von genetisch verändertem Essen ausgeht? Wir brauchen keine Tomaten die weniger schnell matschig werden und wir brauchen keinen Reis der mit Vitamin A angereichert wurde, also wozu Geld in Forschung investieren und Gott spielen? Aus einem einfachen Grund: Menschen in weniger entwickelten, ärmeren Ländern sind darauf angewiesen.
In großen Teilen der Welt verhungern täglich Menschen oder sie erliegen anderen, durch Mangelernährung vorgerufene, Krankheiten. Das Problem ist nicht, dass es zu wenig Nahrung auf der Welt gibt, sondern dass sie nicht optimal unter den Menschen verteilt werden kann. Eine vielseitige, abwechslungsreiche Ernährung ist unerlässlich für die gesunde Entwicklung eines Menschen, aber nicht jeder Mensch hat Zugang zu dem was er zum Leben braucht. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erblinden jährlich rund 250.000 bis 500.000 Kinder aufgrund eines Vitamin A Defizits, außerdem werden sie anfälliger für andere Erkrankungen. Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Nüsse sollten als Vitamin A Lieferanten ausreichen, aber was soll man tun wenn man keinen oder nur sehr unregelmäßigen Zugang zu diesen Lebensmitteln hat? Man muss versuchen sein Vitamin A mit anderen Lebensmitteln aufzunehmen. Hier kommt der «Golden Rice» ins Spiel. Dieser goldene Reis, so benannt wegen seiner auffällig gelben Farbe, fungiert als kostengünstiger, zuverlässiger Vitamin A Lieferant.
Gentechnik hat es den Menschen ermöglicht ein Nahrungsmittel zu entwickeln, das den Vitaminhaushalt eines Menschen auffüllt, das kostengünstig zu erwerben und anzubauen ist und das auf langen Transportwegen nicht verdirbt. Die Veränderung im Reis beschränkt sich auf ein Gen, das natürlich in Maispflanzen vorkommt und die beta-Carotin Produktion im Korn anregt. Es werden also von Vornherein keine für Menschen schädlichen Zusatzstoffe verwendet. Auch die Zucht funktioniert ohne Bestrahlung oder weitere Eingriffe; einmal gezüchtet kann der genetisch veränderte Reis einfach angebaut werden. Der optimale Nahrungsersatz für Menschen in Entwicklungsländern, deren Küche ohnehin sehr reislastig ist. Theoretisch wäre es mit «Golden Rice» möglich, 25 % der Kinder zu retten, die jährlich in Folge von Mangelernährung sterben.
Gentechnik-Gegner zeigen sich von diesen Zahlen unbeeindruckt. Viele gentechnisch Veränderte Lebensmittel sind zu neu um bei deren möglichen Auswirkungen auf Langzeitstudien zurückzugreifen. Kritiker führen an, dass es zu gefährlich sei Menschen mit etwas zu füttern von dem nicht bewiesen ist, dass es auf lange Sicht unschädlich ist. Fakt ist aber, dass negative Folgen des Gen-Food-Konsums bei Menschen noch nie aufgetreten sind. Eine nachweisbare Gefahr besteht momentan nur für gentechnisch unveränderten Reis, denn sollte der Golden Rice nicht auf klar abgegrenzten Nutzflächen angebaut werden, so ist es unvermeidbar, dass sich das Erbgut beider Sorten vermischt.
Dass eine gentechnisch veränderte Reissorte nicht die Lösung aller Probleme sein kann muss jedem klar sein, da es momentan aber keine billigere und wirkungsvollere Art gibt, Menschen weltweit alle wichtigen Nährstoffe zuzuführen, sollte man Gentechnik nicht prinzipiell ablehnen. So wichtig es ist an den grundlegenden Problemen wie dem Welthunger zu arbeiten, so wichtig ist es auch in der Gegenwart zu agieren und den Menschen zu helfen bei denen andere Hilfe nicht ankommen kann.
Wir haben das Glück wählen zu können, ob wir uns den unbekannten Gefahren des Gen-Foods aussetzen möchten. Wir sind nicht darauf angewiesen, also fällt es uns leicht Gentechnik einfach abzulehnen und es als Russisches-Roulette zu bezeichnen. Wenn wir aber aufgrund von Mangelernährung langsam erblinden und immer schwächer werden würden, würde diese Debatte in Deutschlang wahrscheinlich anders ablaufen.
Text: Lena Schmitt