Der Packesel
Mit dem Opel Zafira Tourer Sport unterwegs
Etwas Besonderes muss an diesem Familien-Van von Opel dran sein, wenn Väter nicht nur beim Packen das breite Grinsen im Gesicht haben, sondern wenn sie auch allein unterwegs sind. Spätestens dann vermissen etliche aus den Revoluzzerschuhen heraus gewachsene Männer ihren ersten, lange zusammen gesparten Sportwagen. Nicht wenige hatten einst ihren heiß geliebten Opel GSi gegen einen zwar praktischen, aber anfangs eher langweiligen Kombi eingetauscht beim Händler des Vertrauens mit dem Blitz im Markenlogo.
Zwar gab es auch einen Astra als Kombi mit dem GSi-Motor, aber da legten nicht selten die werdenden Mütter ihr Veto ein. Spätestens, als die Rüsselsheimer vor Jahren den Opel Zafira präsentierten. Von Beginn an ein Bestseller mit bis zu sieben Plätzen und einem gigantischen Raumangebot bei gleichzeitig nur den Außenmaßen eines herkömmlichen Familienkombis. Bei allem Erfolg kam der erste Zafira optisch etwas bieder daher. Väter führten seine Vielseitigkeit ins Feld, optisch jedoch blieb es eben einer dieser Mainstream-Gebilde, auf deren getönten (immerhin) Heckscheiben „Kevin und Dörte an Bord“ prangte. Und dass die Dieselversionen von Anfang an gigantische Reichweiten boten, brachte am Stammtisch anerkennendes Nicken ein. Mehr aber nicht. An die Stimmung der Performance-Gespräche aus seligen GSi-Zeiten konnte man nicht mehr anknüpfen. Das ist spätestens seit der Präsentation des neuen Opel Zafira Tourer Sport vom (Stamm-)Tisch. Der Tester staunte nicht schlecht, als ihm die freundliche Mitarbeiterin von Delta-Automobile in Mainz-Wiesbaden die Schlüssel in die Hand drückte. Beim Drücken der Fernbedienung leuchtete den erstaunten Mann eine Fahrzeugfront an, die schon beim ersten Blick anmachte.
Der moderne Opel-Tourer mit den GSi-Genen
Der Opel Zafira Tourer Sport hat die Gene zur sprichwörtlich goldene Eier legenden Wollmilchsau in die Ingenieurs- und Designerwiege gelegt bekommen. Besonders im in der Sonne betörend glänzenden Schwarzmetallic lässt dieser Opel die Schmetterlinge Amok flattern. Das Beraterteam von Delta-Automobile schubst sich mit dem wissenden Lächeln der Auguren an. Der Zafira Tourer Sport hat vorne in der Maske links wie rechts einen Designkeil ähnlich eines australischen Bumerangs, der auch die Scheinwerfer inne hat. Das lässt den Tourer Sport schon im Stand (Blitz)schnell aussehen. Serienmäßig ab Listenpreis 28.000 € kommt das hochwertige Stück bereits mehr als reichhaltig ausgestattet daher. Die Rückleuchten erstrahlen beeindruckend in LED-Technik. Die Solar-Wärmschutzverglasung ist im Fond – nicht nur modisch, sondern auch gegen Langfingeraugen – stark getönt. Die Nebelscheinwerfer fügen sich harmonisch ins Design ein.
Wer angesichts der Leistungsfähigkeit und der möglichen Soundkulisse des Radios CD 400 Plus inklusive sechs Lautsprecher, Doppeltuner und Graphic Info-Display nach akustischem Tuning ruft, hat schlichtweg etwas an den Ohren. Die Zwei-Zonen-Klimatisierungsautomatik inklusive Partikel- und Aktivkohlefilter sowie Luftauslassdüsen für die hinteren Seitenfenster an den B-Säulen ist sowohl unabhängig von der Außentemperatur Wellness pur als auch passive Sicherheit par excellence. Die Dachreling fügt sich bis auf das leuchtende Silber nahezu unsichtbar in die Silhouette ein. Die Mittelkonsole wartet mit einer gemütlichen Armlehne, einer manuellen Handbremse, die super anzupacken ist, und einer praktischen 12-Volt-Steckdose auf für zum Beispiel eine praktische Kühlbox. Sieben Einzelsitze stehen zur Verfügung. In Reihe zwei und drei lassen sich deren fünf im Handumdrehen versenken, so dass der Opel Zafira Tourer Sport zum Raumwunder generiert.
Fahrersitz im Zafira mit AGR-Gütesiegel
Der Beifahrersitz vorne ist in der Länge ebenso verstellbar wie das Gestühl des Fahrers, welches wiederum auch in der Höhe regulierbar ist. Fahrerin oder Fahrer sitzen zudem ergonomisch perfekt mit dem Gütesiegel AGR. Die Ambientebeleuchtung im Dachhimmel lässt einen nach Einbruch der Dunkelheit schon mal die ein oder andere Minute länger im Auto verweilen als eigentlich nötig wäre. Unterwegs kann der Zafira Sport Tourer schon mal als Übernachtungsmöglichkeit dienen, da schaut man gerne in den „Sternenhimmel“ im Innern. Allerbestens in der Hand liegt das Sportlederlenkrad mit bildhübscher Chromspange und der integrierten Radiofernbedienung. Ebenfalls in Serie ist dieser sportliche Van mit vier Leichtmetallrädern in sage und schreibe achtzehn Zoll im 5-Speichen-Doppeldesign ausgestattet, aufgezogen sind bombastische 235-Schluffen. Da vermisst kein Kerl seinen GSi.
Schon gar nicht angesichts dieses Sahnestücks hessischen Motorenbaus. Downsizing nennen das die Ingenieure wenig breite Brust versprechend. Doch dahinter versteckt sich eine Raupe, die sich zu einem bildschönen Schmetterling entpuppt. Auf die vier Zylinder verteilen sich gerade mal 1.362 Kubikzentimeter, die sich aber im Alltag schon von Leerlaufdrehzahl ab über den gesamten Drehzahlbereich bis hin zur Nenndrehzahl bei 6.000 Umdrehungen pro Minute. Dann stehen nicht weniger als 88 kW respektive 120 PS an. Das Ganze fühlt sich jedoch nach mindestens 2,2 Litern Hubraum an, und schon gar nicht nach Turbolader, der jedoch ein Teil des genialen Motorenmixes darstellt. Kein typisches Anfahr- und Drehmomentloch wie einst. Der Opel Zafira Tourer Sport zieht schon aus dem Drehzahlkeller wie ein Bodybuilder. Schnurrt inmitten wie ein Kätzchen. Obenrum mit einem Hauch von Fauchen.
Superb gelungenes Downsizing mit 1,4-Liter und Turbolader
Zwischen 1.850 und 4.200 Umdrehungen pro Minute liegt ein Drehmomenttableau von zweihundert Newtonmetern an. Opel verspricht für einen außer- und innerstädtisch bewegten Tourer Sport einen Verbrauch von 6,6 Liter Superbenzin. Auf einer 1.500 Kilometer-Zour vom Rhein-Main-Gebiet an den Lago Maggiore, Italien, kam das Testteam auf einen Schnitt von 8,3 Litern- Allerdings war der Opel Zafira Tourer Sport auf dem Hin- und Rückweg stets bis unters Dach voll besetzt mit sechs Personen, einem Hund plus Reisegepäck. Speziell in Deutschland zeigte der Tacho auf der erfreulicherweise weites gehend freien Piste nie weniger als 160 km/h an, öfter 180 km, manchmal auch mehr. Aufwärts über die Alpen und den Gotthard-Pass zog der 1,4er-Turbo-Motor Mann und Maus kraftvoll voran. Bergab gaben sich die vier Scheibenbremsen keine Blöße, auch beim zigsten Bremsen kein bisschen Fading.
Das Sechsgang-Getriebe hätte in diesen acht Tagen am meisten Urlaub machen können, so antritts- und durchzugsstark ist der Downsizing-Motor der Opelaner. Doch das Schalten macht mit dem Zafira Tourer Sport eine Riesengaudi. Weich und kurz schaltet es sich von unten nach oben und wieder zurück. Das Fahrwerk schafft den schier unglaublichen Spagat zwischen sportlich satt auf der Straße liegend und komfortabel über Bodenwellen schwebend. Das gilt auch für die präzise und keinesfalls nervöse Lenkung. Die Tagfahrleuchten sehen schlicht rattenscharf aus. Die serienmäßigen Schweinwerfer lassen keinen Ruf nach Xenonschweinwerfern aufkommen. Sowohl das Abblend- als auch das Fernlicht setzen in der herkömmlichen Scheinwerfertechnik Maßstäbe. Und sind günstiger zu ersetzen als Xenonlechten. Bei Bedarf in engen Gassen lassen sich die Außenspiegel elektrisch anklappen.
Beim Opel Zafira Tourer Sport bekommt jeder, was er braucht
Am Ende kann das Fazit nur lauten, dass den Rüsselsheimer Opelbauern ein ganz großer Wurf gelungen ist. Der aktuelle Zafira Tourer Sport ist ein begeisterndes Automobil. Da kommt jeder auf seine Kosten. Vater, Mutter, Kinder, Haustiere. Ein Fahrzeug für alle Fälle, egal ob geschüttelt oder gerührt. Fern, schnell, saugut! Und auch noch sparsam. Bei diesem Benziner braucht es wahrhaftig keinen Diesel mehr. Danke an Delta Automobile (www.delta-autombile.com) in Mainz-Wiesbaden fürs spontane zur Verfügung stellen des Opel Zafira Tourer Sport für den kurzzeitig anberaumten Redaktionstest und den mit einher gehenden Reisebericht zum Lago Maggiore in Italien. Der beste GSi mit Van, oder Van mit GSi, den es derzeit unterm Blitz zu kaufen und zu fahren gibt! Insofern passte auch der spontane Besuch beim Headquarter von Traditionshersteller MV Agusta, die u.a. mit den „Brutale“-Modellen den Motorradmarkt bereichern, am Lago di Varese. Sport meets Sport! Für den Fall der Fälle passte eine nackte Brutale auch in den Opel Zafira Tourer Sport.
Fotos: Barbaretta von Messingstein
Text: Mike de la Garden