Illegale Jagd auf Luchse
Luchse galten im Grenzgebiet zwischen Deutschland, Tschechien und Oberösterreich als ausgestorben. Nachdem in den 70-iger und 80-iger Jahren 25 Luchse ausgesetzt wurden stieg der Bestand auf circa 50 Tiere an. Eine aktuelle Studie untersuchte, weshalb sich Luchse nicht in anderen benachbarten Regionen ansiedeln.
Luchse sind Europas größte Raubkatze und gehören in Europa zu den selten Tierarten. Nur mit Hilfe eines Aussetzprogramms konnte ein kleiner Bestand der Tiere Aufrecht erhalten werden. Schwerpunkt des Lebensraums der ansässigen Raubkatzen sind die beiden Nationalparks Bayerischer Wald und in Tschechien der Sumava. „Von diesem Vorkommen ausgehend hoffte man, dass der Luchs neue Lebensräume zum Beispiel im Erzgebirge oder Thüringer Wald erobert“, erklärt Dr. Jörg Müller vom Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie an der Technischen Universität München (TUM) und Forschungsleiter des Nationalparks Bayerischer Wald. „Nur so kann sich in Mitteleuropa langfristig eine große, stabile Population bilden.“?Doch die Ausbreitung der Luchs ging nur schleppend voran. Dies war der Anlass für eine Studie, an der sich neben der TUM die Universität Zürich und das Bayerische Landesamt für Umwelt beteiligten, mit dem Ziel herauszufinden, weshalb die Luchse ihren Lebensraum nicht erweiterten. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Biological Conservation veröffentlicht. So wurde unter anderem herausgefunden, dass sich die Tiere selten mehr als 70 Kilometer vom Zentrum der beiden Parks entfernen. „Wir wissen, dass Luchse sehr scheu sind und sich überwiegend von Rehwild ernähren“, sagt Müller. „Daher untersuchten wir, inwieweit menschliche Einflüsse und die Beutedichte eine Rolle spielen.“
Mindestens 62 Tötungen in Tschechien
Die Studie zeigte, dass Siedlungen und Straßenverkehr die nachtaktiven Luchse keinesfalls störten und die Umgebung ideale Lebensbedingungen darstellten. „Der Grund für ihre geringe Verbreitung liegt daher woanders: Wir gehen davon aus, dass illegale Abschüsse den Bestand dezimieren“, so Jörg Müller. Leider kann Wilderei nur schwer nachgewiesen werden, doch immer wieder verschwinden dokumentierte Jungtiere. 2012 und 2013 wurde ein Luchs vergiftet und ein trächtiges Weibchen erschossen.
Laut Müller haben die Behörden in Tschechien 62 Tötungen registriert, die Dunkelziffer sei vermutlich höher.Der TUM-Lehrstuhl für terrestrische Ökologie und der Nationalpark Bayerischer Wald haben eine Zusammenarbeit in Forschung und Lehre vereinbart. „Die Arbeit zeigt, wie bedeutend Nationalparks für den Artenerhalt sind - und verweist auf die Notwendigkeit, auch außerhalb von Schutzzonen die Artenvielfalt aktiv zu fördern“, sagt Ordinarius Prof. Wolfgang Weißer.
Textquelle: Biological Conservation, Technische Universität München / Nationalparkverwaltung, Technische Universität München?Lehrstuhl für terrestrische Ökologie
Bildquelle: NP Bayerischer Wald/TUM
Text: Ulrike Rensch