Meningitis Impfung: So gefährlich ist sie!
Regelmäßig hört man von tragischen Fällen, bei denen kleine Kinder und Jugendliche an einer Meningokokken Infektion sterben. Und tatsächlich, jede sechste bis neunte Person die an Meningitis erkrankt ist, findet in Deutschland den Tod. Ist eine Impfung gegen die verhängnisvolle Hirnhautentzündung Meningitis tatsächlich notwendig oder sogar lebensgefährlich?
„Kita-Kind an Bakterien-Infektion gestorben“, „Meningokokken-Infektion endete tödlich“ und „Meningokokken-Erkrankungen: Die unterschätzte Gefahr“: Immer wieder kursieren Schreckensmeldungen wie diese regelmäßig in den Medien. Alarmierend, beängstigend und furchtbar.
Erschütternde Nachrichten über Meningokokken-Infizierte
Was besonders betroffen macht: Die meisten Fälle treten bei Kindern und Babys auf. Einige Nachrichten, in denen an Meningokokken erkrankte Menschen in den vergangenen Jahren den Tod fanden:
- Im September 2017 verstarb ein Junge im Alter von nur 15 Jahren in Mönchengladbach an einer Hirnhautentzündung - ausgelöst durch Meningokokken. Im Anschluss gab es einen Aufruf seitens der Stadt an alle, die Kontakt zu dem Jungen hatten, sie sollen schnellstmöglich zum Arzt gehen.
- Seit dem 24. April 2009 gibt es ihn, den Welt-Meningitis-Tag 2017. Ins Leben gerufen wurde der Tag damals, als in Bad Bentheim die kleine Jule innerhalb weniger Stunden mit nur einem Jahr verstarb. Todesursache Meningitis.
- Zwei Jahre alt wurde Nurhan-Eliza aus Köln. In diesem Fall lag die Inkubationszeit bei 12 Stunden, die Meningitis wurde nicht rechtzeitig diagnostiziert.
Kaum vorstellbar, was Eltern durchmachen müssen. Jede Person mit einem eigenen Kind, möchte ihm ein schönes und behütetes Leben ermöglichen. Den Gedanken, dass das eigene Kind unaufhaltsam vor den eigenen Augen stirbt, schiebt man – wann immer er sich in den Kopf setzt – schnellstmöglich weg.
Doch wie gefährlich ist eine Meningitis Impfung? Beschäftigen wir uns zunächst mit der Frage, für welche Personengruppe und in welchen Gebieten eine durch Meningokokken ausgelöste Hirnhautentzündung gefährlich werden kann.
Für wen ist eine Meningokokken-Infektion gefährlich?
Vor allem bei Kindern und Babys kann die als Grippe getarnte Meningitis schnell gefährlich werden
Eine Meningitis, deutsch für Hirnhautentzündung, entwickelt sich schleichend. Als Grippe getarnt wird diese Infektionskrankheit vor allem für ein Baby oder ein Kind schnell sehr gefährlich.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlicht jedes Jahr ein Infektionsepidemiologisches Jahrbuch. In diesem wird genau aufgeschlüsselt, wie sich meldepflichtige Krankheiten entwickeln.
Das Ergebnis der Menschen, die an Meningokokken erkrankt sind: Die Anzahl ist vergleichbar mit der Anzahl der Erkrankungen der letzten Jahre. Wie in den Vorjahren sind insbesondere Säuglinge und Kinder in den ersten Lebensjahren betroffen sowie Personen der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen. Jungs und Mädchen beziehungsweise Männer und Frauen erkranken in etwa gleich oft. Das Jahrbuch des Instituts zeigt zeitgleich, dass die Anzahl der Erkrankungen seit Jahren bei den 1- bis 9-jährigen Kindern gesunken ist. Die Ursache: die Einführung der Meningokokken Impfung der Serogruppe C für einjährige Kinder im Jahr 2006. Insgesamt gesehen, stiegen die Erkrankungen der drei genannten Serogruppen (Gruppe von Mikroorganismen) C, W und Y aber im Vergleich zu den Vorjahren leicht an.
Auffallend ist, dass besonders in Berlin 2016 deutlich mehr Menschen an Meningokokken erkrankt sind als in den Jahren davor. Betrachtet man die Jahre 2013 bis 2016, sind Berlin, Rheinland-Pfalz, Bremen und Thüringen stets auf einem hohen Erkrankungs-Niveau.
Übermittelte Meningokokken-Erkrankungen pro 100.000 Einwohner nach Bundesland, Deutschland, 2016 (n=338) im Vergleich mit den Vorjahren
Übermittelte invasive Meningokokken-Infektionen pro 100.000 Einwohner nach Alter und Geschlecht, Deutschland, 2016 (n=338)
Fälle von Meningokokken-Erkrankungen | Davon im Krankenhaus behandelt (in %) | Todesfälle | Ergänzendes | |
2016 | 338 | 332 (99%) | 21 (6%) | Rund 70 Prozent der Fälle treten bei Kindern unter fünf Jahren, vor allem Säuglingen auf. |
2015 | 289 | 273 (99%) | 28 (9%) | Von den 28 Todesfällen 2015 waren 15 Kinder im Alter von 15 Jahren oder jünger. |
2014 | 275 | 265 (98,5%) | 24 (9%) | |
2013 | 341 | 333 (98,5%) | 29 (8,5%) | Ein abnehmender Trend ist zu beobachten. Im Vergleich: Noch in den Jahren 2001 bis 2003 waren zwischen 736 und 782 Erkrankungen bekannt. |
Übermittelte Meningokokken-Erkrankungen nach Meldequartal, Deutschland, 2011 bis 2016 (n=1.971)
Meningitis: Kurze Inkubationszeit, Symptome und Folgeschäden
Das Fatale ist: Aufgrund der kurzen Inkubationszeit kann sich innerhalb weniger Stunden die vermeintliche Grippe zu einem schweren, lebensbedrohlichen Krankheitsbild entwickeln. Wie die Statistik zeigt, stirbt von circa 100 Meningokokken infizierten Patienten in Deutschland jede sechste bis neunte Person. Der Krankheitsverlauf muss nicht immer tödlich enden. Werden die Symptome rechtzeitig erkannt, können die Meningokokken mit Antibiotika behandelt werden.
Charakteristisch sind folgende Symptome für eine durch Meningokokken ausgelöste Entzündung
- Kopfschmerzen
- Nackensteifigkeit
- Fieber
- Übelkeit
- Erbrechen
- Nackensteife
- Reizbarkeit
- Schüttelfrost
- Schwindel
- Verwirrtheit
- Überempfindlichkeit gegen Licht und Geräusche
- Ein charakteristischer Hautausschlag (Purpura)
Die Folgeschäden der Krankheit Meningitis sind verheerend
Falls es nicht zu einem Tod kommt, können Folgeschäden aus der Erkrankung entstehen – diese sind unabhängig von einer Impfung.
- Bewusstseinsminderung
- Intelligenzminderung
- Entwicklungsstörungen
- Lähmungen
- Epilepsie
- Krampfanfälle
- Schädigungen des Innenohrs
Meningitis Ursachen: Darmbakterien, FSME und Lyme-Borreliose
Eine Hirnhautentzündung oder auch Meningitis kann verschiedene Ursacher wie Viren, Bakterien Pilzen oder Parasiten haben und zu Mumps, Herpes oder zu Borreliose führen. Die bakterielle Meningitis ist grundsätzlich lebensbedrohlich. Neben der durch Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) ausgelösten Entzündung gehören auch die Meningokokken (Neisseria meningitidis) zu der bakteriellen Meningitis.
Diese Arten der Meningitis gibt es
- Bakterielle Meningitis
Diese Bakterien können neben der lebensbedrohlichen Hirnhautentzündung auch eine gefährliche Blutvergiftung auslösen. Hier gibt es weitere Unterteilungen in die
a. Eitrige Meningitis
b. Nicht-eitrige Meningitis
Bei der eitrigen Meningitis lagert sich Eiter im Großhirn ab, so wie es bei der Meningokokken-Meningitis der Fall ist. Hierbei führen größtenteils die Bakterien Unterarten (Serogruppen) B und C (neben den Typen A, W135 und Y) zur Meningitis.
Die nicht-eitrige Meningitis ist ein zusätzliches Krankheitsbild einer bereits bestehenden Erkrankung wie zum Beispiel: Tuberkulose oder Syphilis.
- Abakterielle oder auch virale Meningitis
Infektionen, Strahlenschäden, Pilze oder Viren sind der Auslöser für diese Art der Meningitis.
Besonders bei Kindern oder Menschen mit einer Immunschwäche besteht eine hohe Ansteckungsgefahr. Die grundlegende Ursache einer Meningitis ist in der Regel eine Abwehrschwäche, die besonders in der kalten Jahreszeit vermehrt auftritt. Durch die Tröpfcheninfektion werden die Krankheitserreger über die Luft transportiert und übertragen. Kuscheln oder ein einfacher Kuss kann auslösend für eine Infektion sein.
Meningitis: Soll ich mich und mein Kind gegen Meningokokken impfen lassen?
Viele Eltern sind der Überzeugung, dass eine Impfung ihrem Kind nicht gut tut
In den letzten Jahren wurde viel über verschiedene Impfstoffe debattiert. Viele Eltern sind der Überzeugung, dass eine Impfung ihrem Kind nicht gut tut.
Sein Kind vor der, auch für Erwachsene ansteckenden, Hirnhautentzündung zu schützen, ist das Bestreben aller Beteiligten. Doch wann ist eine Impfung wirklich sinnvoll?
Es gibt verschiedene Meningokokken-Typen mit verschiedenen Serogruppen, die Gruppen B und C sind am häufigsten. In Deutschland empfiehlt die Ständigen Impfkommission (STIKO) seit Juli 2006 eine Impfung gegen eine Meningokokken hervorgerufene Meningitis der Serogruppe C für alle Kinder im 2. Lebensjahr, im Alter von 12 bis 23 Monaten. Auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit erhöhtem Risiko für Meningokokken-Erkrankungen sollten sich impfen lassen. Detaillierte Informationen zu dem Thema „Welche Personen sollten wann geimpft werden?“ finden Sie auf der Website des Robert Koch-Instituts.
Impfungen gegen weitere Serogruppen, wie der Serogruppe B gelten nicht als Standardimpfung für Kinder. Für bestimmte Risikogruppen wird eine Impfung aber empfohlen: Das sind vor allem Menschen mit angeborener Immunschwäche oder mit engem Kontakt zu Meningitis-Patienten – auch Laboranten, die dem Erreger im Labor ausgesetzt sind, Reisende in Länder mit vielen Meningokokken-Erkrankungen und Pilgerreisende nach Mekka sollten eine Impfung in Erwägung ziehen.
Vorsicht bei Verdacht auf Meningitis: Sie ist ansteckend
Stellen Sie bei Ihrem Kind oder sich selbst die oben genannten Meningitis Symptome fest, reagieren Sie schnell! Innerhalb weniger Stunden kann sich eine lebensbedrohliche Situation ergeben. Hegen Sie also einen Verdacht, rufen Sie unverzüglich einen Rettungswagen. Schon auf dem Weg ins Krankenhaus können die Notärzte überlebensnotwendige Maßnahmen treffen.
Da die Meningokokken-Infektion hochgradig ansteckend ist, sind Sie verpflichtet, jeden Verdacht zu melden, um sich und andere zu schützen.
Leider kann es auch bei einer bereits diagnostizierten Meningitis zu Komplikationen kommen. Diese können sowohl im Anfangsstadium als auch als Folge einer Hirnhautentzündung auftreten. Eine Sepsis (Blutvergiftung) ist im Zusammenhang mit den Meningokokken keine Seltenheit. In einigen Fällen kann es sogar zu einer Blutunterversorgung kommen, sodass einzelne Gliedmaßen nicht mit ausreichend Blut versorgt werden – schlimmstenfalls müssen einzelne Körperteile in diesem Zuge amputiert werden. Es muss nicht soweit kommen, entdecken Sie beispielsweise kleine Blutpunkte an den Knöcheln und Oberschenkeln in Zusammenhang mit anderen Symptomen, reagieren Sie am besten wie folgt.
Grippe oder Meningitis? Lieber einmal zu oft zum Arzt
Sind Sie sich nicht sicher, ob Sie oder Ihr Kind möglicherweise an einer Meningitis erkrankt sind? Suchen Sie prophylaktisch einen Arzt auf. Dieser kann Präventionsmaßnahmen ergreifen und schnell reagieren. Wichtig ist, dass Sie handeln, um Schlimmeres zu verhindern. Zwar ist eine Meningitis nicht zwingend mit einem tödlichen Ausgang verbunden, jedoch sind die Folgen nicht zu unterschätzen.
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Quellen:, Bilder: Depositphotos/IgorVetushko, Yaruta, LenaMiloslavskaya, Text: Jasmine Barendt