Katastrophale Arbeitsbedingungen in Indien
Es passiert weit weg und ist uns doch ganz nah: Eine neue Studie über Zulieferer der Schuh- und Lederproduktion zeichnet ein erschreckendes Bild der Arbeitsbedingungen in Indien. Besonders europäische Marken stehen im Fokus und müssen dringend etwas ändern.
Dass für unsere Kleidung Menschen am anderen Ende der Welt schuften müssen, ist kein Geheimnis. Wie schlecht die Arbeitsbedingungen in Indien aber tatsächlich sind, zeigt jetzt eine neue Studie der Kampagne Change Your Shoes, einer Initiative von 18 Menschenrechts- und Arbeitsrechtsorganisationen, die sich für eine nachhaltige und ethische Schuhlieferkette einsetzen.
Gravierende Mängel in indischen Schuhfabriken
Die Studie „Auf der Stelle (ge)treten“ wurde auf der Grundlage einer Ende 2015 durchgeführten Befragung von Beschäftigten aus mehreren Schuh- und Lederfabriken in Ambur in Südindien und Agra in Nordindien erstellt. Demnach herrschen in vielen indischen Zuliefererfirmen, die unter anderem europäische Marken beliefern, katastrophale Zustände. Die Arbeiter sind Gesundheits- und Sicherheitsrisiken ausgesetzt, weil in diesem Bereich gravierende Mängel herrschen. Für ihre harte Arbeit erhalten sie Löhne weit unter dem Existenzniveau und sind darüber hinaus Diskriminierung und Ausbeutung aufgrund traditioneller Geschlechter- und Kastennormen ausgesetzt.
Die Herausgeber der Studie, das Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene und das gemeinnützige Inkota-Netzwerk aus Berlin, fordern von den internationalen Unternehmen, Verantwortung zu übernehmen und für menschenwürdige Bedingungen in ihren Zuliefererfirmen zu sorgen. Nach China ist Indien das Land mit der weltweit größten Schuhproduktion, deren wichtigstes Produkt Lederschuhe sind. In der indischen Lederindustrie sind mehr als 2,5 Millionen Menschen beschäftigt, davon über eine Million in der Schuhproduktion. Interessierte können sowohl die Studie als auch ein zusammenfassendes Fact Sheet herunterladen oder die gedruckte Version beim Südwind-Institut anfordern.
Quelle: SÜDWIND e.V. - Institut für Ökonomie und Ökumene, Bild: depositphotos agiampiccolo, Text: Ronja Kieffer