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Jürgen Trittin, Werder Bremen und Wisenhof

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen ist konsequent: Rücktritt als Werder-Bremen-Botschafter nachdem Wiesenhof zum Trikotsponsor wurde. (c) Bündnis 90/die Grünen

Trittin, Werder Bremen plus Wiesenhof = Rücktritt!

Jürgen Trittin, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/die Grünen, ist ein bekennender Werder Bremen-Fan. Letztere standen schon immer für Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit. Durch die kürzliche Wahl des umstrittenen Hähnchenzüchters Wiesenhof als Trikotsponsor zog Trittin seine Konsequenzen und sagte ‚Lebenslang Werder – kein Tag Wiesenhof‘.

Bereits am 20. August zog Jürgen Trittin, trotz enger Verbundenheit mit dem norddeutschen Erstligisten Werder Bremen seine Konsequenz. Heute erreichte sein Begründungsschreiben die Öffentlichkeit. Auszüge seine nachhaltigen Argumentation: „ Trainer und Management setzen auf einen mutigen Neustart, dem alle Werder-Fans nur die Daumen drücken können - auch wenn der Auftakt im Pokal bedauerlicherweise danebenging. Leider wird dieser hoffnungsvolle Saison-Start von Managemententscheidungen überschattet, die von umweltbewussten Werderfans nicht mit getragen werden können. Das Management des SV Werder hat sich nun trotz vieler Proteste für Wiesenhof als Sponsor entschieden. Für mich heißt das, dass ich meine Tätigkeit als Botschafter von "Lebenslang umweltbewusst" leider beenden muss. Zum Kernbestand von Umweltpolitik gehört der Klimaschutz.

Als Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/ Die Grünen streite ich auch deshalb für die Einführung nachhaltiger Landwirtschaft und die Abschaffung von Massentierhaltung. Das verbietet es als Umweltbotschafter für einen Verein tätig zu sein, der sich von einem der Marktführer der industriellen Billig-Fleischproduktion sponsoren lässt.

Wiesenhof kann kein Partner für einen umweltbewussten Verein sein. Es ist weder umweltfreundlich noch nachhaltig, mit importierten Futtermitteln, die auf gerodeten Regenwaldflächen angebaut werden, in Massentierhaltung billige Hühnerbrüste zu produzieren. Agrarindustrielle Betriebe wie Wiesenhof betrachten Tiere nicht als Lebewesen, sondern als Produktionsfaktor.

Wie viele andere Betriebe mit Massentierhaltung ist Wiesenhof darauf ausgerichtet, Unmengen von Fleisch und Wurstwaren zu Dumpingpreisen zu erzeugen. Die weitreichenden negativen Auswirkungen dieser Produktion werden dabei in Kauf genommen: Intensivtierhaltung bedroht unser Klima - sie ist für 18 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.

Zu viel Fleisch gefährdet die weltweite Ernährungssicherheit - schon heute wandern 30 Prozent der Weltgetreideernte in die Futtertröge, Deutschland nutzt bereits 2,5 Millionen Hektar Landfläche für Sojaanbau in Südamerika.

Zur Zeit erleben wir angesichts globaler Dürren eine Debatte über die wachsende Flächenkonkurrenz und daraus steigenden Preisen. Gegen die weltweit explodierende Flächennachfrage für Futtermittel ist die energetische Landnutzung eher bescheiden.

Futtermittelanbau gefährdet die biologische Vielfalt - durch den Umbruch von Grünland bei uns, die Rodung von Regenwald in den Tropen und den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen weltweit. Massentierhaltung ist nicht artgerecht - sie ist mit großen Tierleiden, Krankheiten und hohem Antibiotikaeinsatz verbunden. Industrielle Tierhaltung schadet den ländlichen Räumen - sie greift in gewachsene Wirtschaftsstrukturen ein, zerstört die Lebensqualität in den Dörfern. …

… Die Massentierhaltung in Deutschland hat zu Zuständen geführt, die das Ende des bisherigen Systems der Fleischproduktion erforderlich machen. Was in unseren Ställen stattfindet, ist nicht länger verantwortbar. … Wiesenhof ist Teil dieses agrarindustriellen Systems. Das Unternehmen will zwar nun auch Produkte aus artgerechter Haltung anbieten, doch das betrifft nur einen kleinen Bruchteil der Wiesenhof Produktion. Derweil werden die traditionellen Großschlachthöfe weiter aufgestockt und der für viele kleine Landwirte ruinöse Preiskampf mit den anderen großen Fleischindustriebetrieben geht weiter. All das ist dem Vorstand des SV Werder durch die Diskussionen und Proteste im Vorfeld der Entscheidung sicher bewusst gemacht worden. Dennoch ist die Entscheidung für Wiesenhof gefallen.

Unter diesen Umständen kann ich leider nicht weiter Umweltbotschafter des

Vereins bleiben.

Lebenslang Werder - kein Tag Wiesenhof.“

Wer wissen möchte, warum Jürgen Trittin diese konsequente Entscheidung traf sollte sich ein Peta-Video ansehen, das zeigt, worum es geht und was bei Wiesenhof Alltag zu sein scheint. Vorsicht, nichts für zarte Gemüter!