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Nachhaltig einkaufen
Preiserhöhungen

Können wir uns Nachhaltigkeit überhaupt noch leisten?

Im Moment merken wir es überall: Alles ist teurer geworden. Egal ob Lebensmittel, Kleidung oder Elektronikartikel, die Preise sind im vergleich zu früher deutlich angestiegen. Welchen Stellenwert hat da noch nachhaltiger Konsum? 

Wofür ist noch Geld da?

Bei den aktuellen Preiserhöhungen muss gut überlegt werden, für welche Anschaffungen Geld ausgegeben werden kann. Man würde deswegen vermuten, dass ein möglichst günstiger Preis bei Kaufentscheidungen gerade wichtiger ist als Nachhaltigkeit. Aber ist das wirklich so? Der GfK Nachhaltigkeitsindex hat das untersucht und zeigt, worauf Konsumenten gerade Wert legen. Die Aufgabe des GfK Nachhaltigkeitsindex ist es, anzuzeigen, welche Bedeutung Nachhaltigkeitsaspekte bei größeren Anschaffungen und sogenannte Fast Moving Consumer Goods haben. Er misst auch die Veränderungen und dafür wird alle drei Monate eine repräsentative Gruppe von 1.000 deutschen Konsumenten befragt.

So hat sich das Konsumverhalten verändert

Dauerkrise und hohe Inflation konnten demnach der Relevanz von Nachhaltigkeit bisher scheinbar noch nichts anhaben. Der GfK Nachhaltigkeitsindex konnte im Oktober einen Wert von 39,7 messen und ist somit stabil geblieben. Nur im vergangenen Sommer sank der Wert für kurze Zeit, inzwischen konnte er aber wieder das Niveau von April 2022 erreichen. Nachhaltigkeit ist laut dem Index für viele Konsumenten vor allem bei größeren Anschaffungen ein wichtiger Faktor. So haben 26 Prozent der Deutschen in den letzten zwölf Monaten bei größeren Käufen auf Nachhaltigkeitsaspekte geachtet. Die meisten davon waren Menschen zwischen 18 und 39 Jahren und Konsumenten, die über ein höheres Einkommen verfügen. Und auch zukünftig planen 27 Prozent der befragten Menschen bei großen Anschaffungen auf Nachhaltigkeit zu achten.

GfK Nachhaltigkeitsindex

Mit dem aktuellen Wert von 39,7 bleibt der GfK Nachhaltigkeitsindex stabil und ist nach einem etwas niedrigeren Wert von 39,2 im Juli sogar wieder auf das Niveau von April 2022 gestiegen.

Darauf legen Konsumenten wert

Der Index ergab außerdem, dass etwa ein Viertel der Deutschen im Oktober angaben, im letzten Monat nachhaltige Alltagsprodukte konsumiert zu haben. Im Juli war die Zahl etwas geringer und in den nächsten vier Wochen wollen 66 Prozent der Deutschen nachhaltige Alltagsprodukte kaufen, hier ist der Anteil stabil geblieben. Petra Süpitz, Expertin für Nachhaltigkeit und Consumer Insight bei GfK, beschreibt ihre Erkenntnisse so: „Trotz geringerer Budgets bleiben Konsumenten ihren Werten treu und kaufen weiterhin nachhaltig. Dennoch beobachten wir die Auswirkungen des kleineren Geldbeutels: Die Konsumenten greifen inzwischen etwas seltener zu nachhaltigen Produkten des täglichen Bedarfs als vor wenigen Monaten.“ Denn die Zahl derjenigen, die angaben, häufig nachhaltige Produkte zu kaufen, sank von 26 Prozent im Juli auf 23 Prozent im Oktober. Allerdings kauft inzwischen fast die Hälfte der Konsumenten ab und zu nachhaltig ein, im Juli waren es nur 40 Prozent.

GfK Nachhaltigkeitsindex

Bei größeren Anschaffungen wie energiesparenden Elektrogeräten steigt die Preisbereitschaft, doch bei Alltagsprodukten fällt es den Konsumenten schwer, mehr für Nachhaltigkeit zu bezahlen. (Quelle: GfK Nachhaltigkeitsindex Oktober 2022).

Hier wird gespart

Bei nachhaltigen Produkten liegt der Preis meist höher als bei der konventionellen Alternative. Erstere sind jedoch häufig energiesparender, was momentan ein klares Plus ist. „Wegen der explodierenden Energiepreise suchen die Konsumenten derzeit gezielt nach energiesparenden Produkten wie Haushaltsgeräten. „Für diese nachhaltigeren Produkte nehmen sie einen höheren Anschaffungspreis in Kauf“, erklärt Petra Süptitz das Wachstum. „Weniger Möglichkeiten zum finanziellen Ausgleich gibt es hingegen bei Lebensmitteln oder Hygieneartikeln, hier sparen die Verbraucher bei der Anschaffung.“ Bei Produkten des täglichen Bedarfs ist auch die Zahl der Konsumenten, die nachhaltige Produkte kaufen, von 69 auf 66 Prozent gesunken.

Quelle: GfK, Bild: Depositphotos/NataliaD, Text: Fatma Cevik