Jetzt reichts! Syngenta lässt sich Tomate patentieren
Ist es möglich, Patente – also Schutzrechte auf Erfindungen – für natürlich vorkommende Lebensmittel zu verleihen? Wenn es nach dem Europäischen Patentamt geht, offenbar schon. Denn das hat jetzt dem Schweizer Agrarkonzern Syngenta das Patent auf eine bestimmte Tomatensorte verliehen. Ein Skandal, der leider weder zum ersten noch zum letzten Mal geschieht.
Schon im März hatte das EPA die Grundsatzentscheidung getroffen, dass konventionell gezüchtete Pflanzen und Tiere patentiert werden dürfen. Diese Entscheidung ist insofern vollkommen paradox, als dass die Patentierung von Pflanzensorten und von Verfahren zur konventionellen Züchtung nach wie vor verboten ist. Verstehen lässt sich diese Widersprüchlichkeit eigentlich nur, wenn man sich vor Augen führt, dass das Europäische Patentamt letztlich ein Dienstleister der Lebensmittelindustrie ist, also für die Verleihung von Patenten bezahlt wird. Hinzu kommt, dass es keinem unabhängigen Kontrollgremium unterstellt ist, sondern für die Kontrolle der Gesetze selbst zuständig ist und diese entsprechend frei auslegen kann.
Petition gegen Patente
Die Syngenta-Tomate ist also nur ein Beispiel für einen Skandal, der massive Auswirkungen auf unsere Lebensmittel hat. Denn ein solches Patent spricht den schon jetzt marktbeherrschenden Agrarriesen Syngenta, Monsanto oder Dupont die exklusiven Rechte zur Zucht und zum Verkauf der entsprechenden Pflanze zu. Das wird in absehbarer Zeit zwangsläufig dazu führen, dass eben diese Konzerne nicht nur die Entscheidungs- sondern auch die absolute Preishoheit über unsere Lebensmittel haben werden. Sowohl Landwirte als auch Lebensmittelhersteller und letztlich auch wir Verbraucher werden also vollkommen abhängig sein von Monsanto und Co. Ecowoman sagt klar und deutlich: Es kann nicht sein, dass Konzernriesen wie Syngenta sich auf Kosten der Umwelt, der Landwirte und der Verbraucher bereichern und dabei auch noch von europäischen Organisationen unterstützt werden. Es ist höchste Zeit, dass die Politik Verantwortung übernimmt und klare gesetzliche Regelungen trifft, um diese Machenschaften zu beenden!
Die Initiative no patents on seeds (Keine Patente auf Saatgut!) setzt sich für ein Verbot der Patentierung von Pflanzen und Tieren ein. Dabei wird sie von zahlreichen Organisationen und Verbänden weltweit unterstützt, zu den Initiatoren gehören unter anderen Greenpeace und Misereor. Helfen auch Sie mit und unterzeichnen Sie jetzt die Petition von no patents on seeds!
Quellen: no patent on seeds; Greenpeace, Bilder: Thinkstock © ChamilleWhite, Thinkstock © decisiveimages, Text: Ronja Kieffer