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«Grüner Knopf» auf dem Weg zur Verbrauchertäuschung
Grüner Knopf: Verbrauchertäuschung?

«Grüner Knopf» auf dem Weg zur Verbrauchertäuschung

Im Dschungel verschiedener Siegel für nachhaltig produzierte Kleidung mangelt es an Klarheit und Glaubwürdigkeit für den Verbraucher. Für eine deutliche Orientierung soll ab 2019 der "Grüne Knopf" als Verbrauchersiegel sorgen. Die geplanten Bewertungskriterien kritisiert UnternehmensGrün jedoch schon jetzt als verwässert.

Wenig Klarheit beim Kauf nachhaltiger Produkte, insbesondere bei Textilien, bieten die verschiedenen Umwelt- und Sozialsiegel. Dies soll sich 2019 ändern. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller kündigte an, ein staatliches Siegel für fair produzierte Kleidung einzuführen. Der "Grüne Knopf" als "staatliches Bewertungsorgan" soll zukünftig deutlich erkennbar machen, wie glaubwürdig die einzelnen Verbrauchersiegel in Bezug auf Transparenz, Produktionsbedingungen und Kontrollen sind. Die Ankündigung zur Einführung der Orientierungshilfe "Grüner Knopf" kommentierte Enrico Rima, Vorstand von UnternehmensGrün, Geschäftsführer des Textilunternehmens Lebenskleidung und Mitglied im Textilbündnis kritisch. 

„Hartnäckigkeit beim Thema faire und saubere Textilien finden wir grundsätzlich gut. Aber mit den Erfahrungen, die wir als eines der wenigen verbliebenen nachhaltigen Unternehmen im Textilbündnis machen, stelle ich fest:

  • Der „Grüne Knopf“ darf nicht zu einer Verwässerung von Nachhaltigkeit und Fairness in der textilen Kette führen.
  • Für die Aussage von Minister Müller, wer Kleidung mit dem grünen Knopf kaufe, könne zu 100 % sicher sein, dass sie fair und nachhaltig produziert wurde, fehlt die Definition von „fair“ und „nachhaltig“. Es muss daher endlich klar und deutlich ausgearbeitet und definiert werden, was der grüne Knopf konkret bedeutet, welche Kriterien angelegt werden.
  • Der Zeitplan, dies in den nächsten sechs Monaten zu erarbeiten, ist vollkommen unrealistisch – der Prozess, vernünftig aufgesetzt, braucht mindestens zwei Jahre. 
  • Es scheint hier so, als ob der Minister jeglichen fachlichen Rat zur Möglichkeit der Umsetzung ignoriert. Das schadet der gesamten Textilbranche.
  • GOTS und Fairtrade Textilien bleiben Premium Standard."

Erfahrungsgemäß seien gerade die übereilt auf den Weg gebrachten sowie zu groß angelegten Projekte zugunsten klarer Verbraucherinformation und nachhaltiger Produktion immer wieder nachteilig für ein konsequentes Nachhaltigkeitsbestreben ausgegangen.

Quelle: UnternehmensGrün, Bundesverband der grünen Wirtschaft e.V., Bild: Depositphotos/galitskaya, Text: Tine Esser