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Klimasiegel
Klimaneutrale Produkte

Werden Kunden mit Klimasiegeln dreist getäuscht?

Immer mehr Produkte in den Supermarktregalen versuchen uns mit dem Siegel „klimaneutral“ zu locken. Sie versprechen ein gutes Gewissen beim Kauf und eine umweltfreundliche Herstellung. Aber entspricht das wirklich der Realität?

Lohnt es sich auf klimaneutrale Herstellung zu achten?

Wer die Umwelt schützen will, achtet auf seinen ökologischen Fußabdruck und versucht auch beim alltäglichen Einkauf eine gute Entscheidung zu treffen. Produkte mit dem Siegel „klimaneutral“ haben dabei ein besonders klimafreundliches Image. Doch dieses Bild täuscht viel zu oft, wie die Organisation foodwatch in einem neuen Report feststellen musste. Denn für keine der geprüften Klimalabel mussten die Hersteller ihren CO-2 Ausstoß nennenswert reduzieren. Gerne genutzte Begriffe wie „CO2-neutral“ oder „klimapositiv“ sagen demnach nichts darüber aus, wie klimafreundlich die Produkte tatsächlich sind. Und zwar weil die untersuchten Siegel-Anbieter wie Climate Partner oder Myclimate nicht verlangen, dass die Hersteller wirklich etwas an ihrem CO2-Ausstoß ändern. Hersteller müssen lediglich mit dem Kauf von CO-2 Gutschriften fragwürdiger Klimaprojekte ihre Produkte klimafreundlich rechnen. Das funktioniert auch bei eigentlich vollkommen unökologischen Produkten.

Diese Hersteller tricksen mit dem Siegel

Bei der Untersuchung verschiedener Hersteller durch foodwatch fielen vor allem Danone, Hipp, Granini, Aldi und Gustavo Gusto negativ auf. So vermarktet Hipp beispielsweise Babybrei mit Rindfleisch als „klimapositiv“, obwohl die Rinderzucht eine sehr hohe CO2-Emission verursacht. Und auch das Volvic-Mineralwasser von Danone wird als „Klimaneutral zertifiziert“ beworben, obwohl es nicht klimafreundlich ist. Denn es wird in Einweg-Plastikflaschen verkauft, die deutlich umweltschädlicher als Mehrwegflaschen sind. Regional ist dieses Produkt auch nicht, da Volvic-Wasser mit Lkws aus Frankreich nach Deutschland transportiert wird.

So funktioniert das Irreführende System

Die CO2-Gutschriften, die das Klimaneutral-Label ermöglichen, werden über Siegel-Anbieter aus Klimaschutzprojekten gekauft. Diese sollen dazu dienen, die bei der Produktion anfallenden Treibhausgas-Emissionen auszugleichen. Das passiert offiziell nach dem Prinzip, dass zuerst Emissionen vermieden und dann reduziert werden, um sie zuletzt zu kompensieren. Allerdings machen die Siegelanbieter keinerlei verpflichtende Vorgaben, die den CO2-Ausstoß deutlich reduzieren sollen. Der Grund dafür ist laut foodwatch vermutlich die Tatsache, dass die Siegelanbieter an jeder verkauften Gutschrift verdienen. Climate Partner verdiente so durch die Vermittlung von CO2-Gutschriften aus Waldprojekten nach Schätzungen 2022 etwa 1,2 Millionen Euro. Die Klimaschutzprojekte sind allerdings auch fragwürdig, denn laut einer Studie des Ökoinstituts halten lediglich zwei Prozent der untersuchten Projekte ihre versprochenen Klimaschutzziele auch ein.

Hier geht es zum ausführlichen Report von foodwatch. 

Quelle: foodwatch, Bild: foodwatch, Text: Fatma Cevik