Zinsmanipulation mit Folgen
Die Finanzbranche kommt nicht zur Ruhe. Subprimekrise, Eurokrise und nun der Libor-Skandal, der zusätzlich das Image der Banken in ein schlechtes Licht rückt. Doch um was geht es eigentlich bei diesen Zinsmanipulationen und welche Auswirkungen auf die Wirtschaft hat dieser Skandal?
Eine Manipulation mit Folgen: Der aktuelle Libor-Skandal kann eine Klagewelle verursachen, die den beteiligten Banken schmerzhafte Verluste bringen könnte. Nach Expertenmeinungen sind weltweit Finanzgeschäfte im Wert von über 500 Billionen US-Dollar abhängig vom Libor. Zur Erklärung: Der Libor (London InterBank Offered Rate) ist ein Zinssatz, der jeden Vormittag in London ermittelt wird. Grundlage ist der Zinssatz den die wichtigsten international tätigen Banken für Kredite untereinander berechnen. Diese Banken melden ihre Zinssätze und daraus wird ein Mittelwert errechnet an dem sich die Zinssätze für Kredite an andere Marktteilnehmer orientieren. Der Libor ist somit die Basis für die Zinssätze von Krediten, die Banken ihren Kunden in Rechnung stellen.
Mehreren Großbanken, darunter auch die Deutsche Bank, wird vorgeworfen durch Falschangaben den Libor manipuliert zu haben. Refinanzierungskosten wurden dadurch verschleiert und Gewinne gesteigert. Wenn die Ermittlungen zum Ergebnis kommen, dass die Manipulationen tatsächlich statt gefunden haben müssen die betroffenen Banken mit Straf- und Schadensersatzzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe rechnen. Nach einer Studie der US-Bank Morgan Stanley müsste alleine die Deutsche Bank mit Strafen in Höhe von bis zu 690 Millionen Dollar rechnen. Gemindert werden könnten die Zahlungen durch eine Kronzeugenregelung. Wie tief die einzelnen Banken in den Skandal verwickelt sind, wer sich tatsächlich an den Manipulationen beteiligt hat und welche Managementebenen zur Rechenschaft gezogen werden könnten, wird aktuell ermittelt. Die Deutsche Bank will jedenfalls die Ermittlungen unterstützen und für Transparenz sorgen.
Text: Peter Rensch