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Was wohl drin ist in den Containern? Ein Blick hinein sorgt mach ein Mal für Überraschungen

Was wohl drin ist in den Containern? Ein Blick hinein sorgt manch ein Mal für Überraschungen. Quelle: thinkstock.de

Aus der Tonne in die Pfanne

Kurz vor Ladenschluss, die Obst- und Gemüsetheke ist noch voll, die Sachen sehen aber nicht mehr allzu frisch aus. Besser wird es am nächsten Tag sicherlich auch nicht. Was passiert mit diesem Essen, das niemand kaufen wollte? Mitarbeiter des Supermarktes dürfen sich jedenfalls in der Regel nichts mitnehmen, denn das würde ja Anreize setzten,  Ware unverkäuflich zu machen…

„Es sind unterschiedliche Sachen drin in den Tonnen.“, sagt Luise, die hier nicht mit ihrem richtigen Namen sprechen möchte. „Viel Obst und Gemüse ist dabei, hin und wieder auch Joghurts, Quarks. Oft sind es Geschmacksrichtungen oder Produktlinien, die sich nicht so gut verkaufen. In seltenen Fällen auch Süßigkeiten, zum Beispiel Schokolade. Und sogar Kosmetik.“

Luise gehört zu den „Dumpster Divern“, den „Mülltauchern“. Zu jenen Personen also, die nach Ladenschluss in die Hinterhöfe der Supermärkte vordringen und die Abfallcontainer durchstöbern. In der Regel sind sie politisch motiviert und wollen der Lebensmittelverschwendung etwas entgegensetzen. Mit großen Rucksäcken oder Fahrradanhängern bestückt sammeln sie ein, was noch gut aussieht, kochen selber etwas daraus oder verschenken es weiter.

Aber als „Dumpster-Diver“ muss man schon Glück haben, an eine „gute“ Tonne zu geraten, verraten uns echte Profis, wie Luise.  Viele Supermärkte schließen ihre Tonnen ab oder betreiben sogenannte mobile Abfallpressen, die den Müll verdichten und in die Müllverbrennung bringen.

Allerdings ist es für die Supermärke auch nicht leicht vorherzusehen, was und wie viel die Kunden kaufen. Das Einkaufverhalten hängt nun mal von vielen Faktoren ab. Die eine geht spontan einkaufen und greift zur letzten Packung Frischkäse, der andere braucht heute ausnahmsweise mal besonders viele Gurken. Dann gibt es noch das unberechenbare Wetter. An heißen Tagen werden Fruchtsäfte und Wassermelonen lieber gekauft als an kalten. Wegen der Schwankungen muss der Supermarkt Verluste einkalkulieren. 

Die Einkaufsstrategie mancher Supermärkte nimmt allerdings schon groteske Züge an: Je mehr sie kaufen, umso günstiger werden die Stückpreise. Teilweise lohnt es sich für den Supermarkt, besonders große Mengen zu kaufen, obwohl er weiß, dass ein Teil davon im Müll landen wird. Er tut es trotzdem, weil es sich unterm Strich dann doch rechnet.

Die Abfallcontainer sind allerdings nicht immer voll. Viele Supermärkte sind dazu übergegangen, die Reste zu spenden. Das ist gut für das Image und spart Entsorgungskosten. Das Essen geht meist an die Tafeln, gemeinnützige Organisationen, die noch essbare Lebensmittel an Bedürftige bringen wollen. Die Tafeln sprechen davon, dass ein Fünftel der angelieferten Ware nicht verkauft werden kann.

Doch nicht überall gibt es Tafeln und auch nicht alle Supermärkte machen mit. So sind die Mülltaucher auch weiterhin aktiv.

Ganz ungefährlich ist das kostenlose Einkaufen aber nicht. Rein rechtlich handelt es sich in Deutschland um Diebstahl. Hausfriedensbruch kommt noch hinzu, wenn sich die Container auf firmeneigenem Gelände befinden, zu dem Unbefugte keinen Zutritt haben.

In Deutschland kam es allerdings noch zu keinen Verurteilungen aufgrund von Dumpster-Diving. In Spanien ist die Umgangsweise mit Mülltauchern schärfer, Dumpster-Diver müssen sich hier auf Geldstrafen in Höhe von bis zu 750 Euro einstellen. 

Mehr Infos: 

http://www.dumpstern.de/

http://www.containern.de/

Text: Danijela Milosevic