So sieht eine Welt ohne Fleisch aus
Was wäre, wenn die globalen Essgewohnheiten sich über Nacht für immer verändern würden? Die Macher von „medigo“ haben eine Infografik kreiert, die zeigt, wie eine Welt voller Vegetarier aussehen würde. Vor allem Punkt vier hat uns erstaunt.
Stell dir einmal vor, alle Menschen würden über Nacht zu Vegetariern. Massentierhaltung, Rinderwahnsinn, Vogelgrippe, Klimawandel, Ressourcenverbrauch und Biodiversitätsverlust – würden all diese Auswirkungen unseres immensen Fleischkonsums dann verschwinden? Weltweit liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch durchschnittlich bei 42,5 Kilogramm pro Jahr.
Dass Vegetarismus und Veganismus langsam, aber sicher immer populärer werden, ist unbestritten. Aber was wäre, wenn alle Menschen auf der Welt über Nacht zu Vegetariern würden? Wenn die Zeit des brutzelnden Specks, herzhafter Steaks und saftiger Brathähnchen vorbei wäre? Es wäre eine Ära der Herbivoren.
Die Auswertung mehrerer Studien, die die Beziehung zwischen Fleischessern, dem Planeten und unserer Gesundheit erforscht haben, ergeben eine eindrucksvolle Infografik, die zeigt, wie eine Welt ohne Fleisch aussehen könnte.
Die Gewinner des Fleischkonsums
Spitzenreiter mit 97 Kilogramm Fleisch pro Person und Jahr sind die USA. Danach folgen Australien mit 95 Kilogramm, Argentinien mit 86 Kilogramm, Uruguay mit 81 Kilogramm und Israel mit 80 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr. Während in Uruguay und Argentinien vor allem Rind auf dem Speiseplan steht, wird in den anderen Ländern überwiegend Hühnchen verzehrt.
Mehr Gemüse für alle
Nur fünf Länder auf der ganzen Welt machen mehr als die Hälfte des globalen Fleischkonsums aus. Allen voran China mit 38 Prozent. Danach folgen die USA, Indonesien, Brasilien und Indien.
Verschwendung von Land
Aktuell befinden sich rund 7,6 Milliarden Menschen auf der Erde, die jährlich etwa 38 Milliarden Tiere für ihren Bedarf züchten. – Eine Summe, die immense Auswirkungen auf die Umwelt hat. Würden diese Tiere nicht mehr benötigt, entstünde eine freie Landfläche von fast 35 Millionen Quadratkilometern. Das entspräche etwa der Größe von Afrika, dreimal USA oder 115 mal Italien.
Für kein anderes Produkt der Welt wird so viel Land benötigt wie für die Herstellung von Fleisch und Milch. Obwohl nur 17 Prozent des Kalorienbedarfs der Menschheit von Tieren stammt, benötigen sie 77 Prozent des globalen Agrarlands. Und jedes Jahr wird die Ackerfläche für den Futtermittelanbau größer. Für Soja lag sie 1997 bei 67 Millionen Hektar, inzwischen sind es 120 Millionen.
Verschwendung von Wasser
Würde die Welt auf Fleisch verzichten, wäre eine Verringerung des Wasserverbrauchs von etwa 70 Prozent zu verzeichnen. Als Beispiel wird hier die Herstellung eines Burgers angeführt, dessen Herstellung so aufwendig ist, als würde man sechs Monate lang die Toilettenspülung benutzen oder drei Monate lang duschen.
Saubere Luft für uns alle
In der Diskussion um den Klimawandel wurde den Auswirkungen der Fleischproduktion bisher nur wenig Beachtung geschenkt. Sie spielen auch bei den politischen Bemühungen um die Einhaltung des Klimaabkommens kaum eine Rolle. Dabei verursacht die Viehzucht etwa 15 Prozent der weltweiten Treibhausgase und liegt damit sogar über der CO2-Bilanz aller Züge, Flugzeuge und Autos auf der ganzen Welt zusammen.
Grund dafür ist nicht allein der Methanausstoß verdauender Kühe, sondern vor allem die exzessive Futtermittelherstellung, bei der riesige Landflächen gerodet und intensiv bewirtschaftet werden.
Fleisch macht krank
Wer zu viel Fleisch isst, isst mehr Eiweiß als er benötigt. Das begünstigt die Entstehung von Nierensteinen und Osteoporose. Außerdem ist Fleisch purinhaltig, enthält viele ungesättigte Fettsäuren, sowie Nitrite, Nitrate, Hormone und Salz. Diese Inhaltsstoffe und besonders das in rotem Fleisch vorkommende Hämeisen können gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
Studien haben ergeben, dass der Verzicht auf Fleisch das Risiko an Diabetes zu erkranken um 34 Prozent, das Risiko an Bauchspeicheldrüsenkrebs um 16 Prozent, Brust-, Darm- und Magenkrebs um 15 Prozent, Herzleiden um 14 Prozent und Dickdarmkrebs um 5 Prozent reduzieren würde. Zudem gäbe es weniger Bluthochdruckpatienten und die gesamte Sterblichkeitsrate würde um 12 Prozent zurückgehen.
1,3 Milliarden Menschen Arbeitslos?
Trotz all der positiven Auswirkungen, die ein weltweiter Verzicht auf Fleisch hätte, bleibt zu bedenken, dass plötzlich eine Menge Menschen arbeitslos wären. Etwa 1,3 Milliarden Menschen arbeiten in der Viehwirtschaft. Das kanadische Wissensportal „AsapScience“ gibt an, das ein großer Teil davon Bauern aus Entwicklungsländern sind. Der Verzicht auf Fleisch ist zudem oft auch eine Luxus-Entscheidung. Viele Menschen haben nicht die Möglichkeiten, sich frei gegen bestimmte Lebensmittel zu entscheiden und müssen sich von dem ernähren, was sie bekommen können.
Auch wenn ein völliger Verzicht auf Fleisch leider Utopie ist, so wäre es dennoch längst an der Zeit die industrielle Landwirtschaft aufzugeben und wieder eine Mischung nachhaltiger Anbaumethoden auf lokaler Ebene einzuführen. Weg von „Geiz ist geil“ und „Masse statt Klasse“ hin zu Qualität, die bezahlbar, gesundheitsfördernd und umweltschonend ist.
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Quellen: MEDIGO, Bilder: Depositphotos/vetre; MEDIGO, Text: Meike Riebe