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Elektromobil auf zwei Rädern: Eine Stadt will E-Bike-City werden
Zugegeben, die Elektromobilität ist derzeit weit davon entfernt zu einem Schlager zu werden. So vermeldete das Kraftfahrbundesamt lediglich 1.000 Neuzulassungen von Elektroautos im 1. Quartal 2013. Bei 674.000 Fahrzeugen insgesamt. Anders sieht es bei den E-Bikes aus. Der Markt boomt und immer mehr Städte setzen auf deren Verleih. So auch die schottische Metropole Edinburgh.
Geht es nach den Plänen der Stadtoberen wird die Stadt auf sieben Hügeln mit äußerst steilen Anstiegen seinen Innenstadtverkehr in Zukunft wesentlich sauberer gestalten. Denn es soll ein stadtweiter E-Bike-Verleih eingeführt werden, der bis zu 20 Prozent weniger Autos in der City zu Folge haben soll. Damit würde eine ständig verstopfte Innenstadt erheblich entlastet, die Luft reiner und die Instandhaltungskosten im Straßenbau merklich sinken.
Basis des E-Bike-Verleih soll ein in Schottland entwickeltes E-Bike sein, das durch Innovation glänzt. Denn die Entwicklung, Saltire Bike genannt, ist in mehrfacher Hinsicht nachhaltig. Der 28-jährige Erfinder Neil MacMartin, als einer der führenden Unternehmer unter 35 in ganz Großbritannien angesehen, hat ein E-Bike entwickelt, das ein Drittel weniger Rohstoffe in der Fertigung benötigt. In seinem Aussehen erinnert dieses elektrisch betriebene Fahrrad eher an ein schnittiges Mountainbike, denn an die bullig daherkommenden Verwandten. Zudem spräche laut Erfinder für das neue E-Bike, das es 40 Prozent effizienter in Sachen Energieverbrauch sei als das nächst beste, derzeit erhältliche E-Bike.
Der großflächige Verleih soll sich entlang der Bahntrassen durch die Stadt befinden, wodurch eine lückenlose Alternative zum Individualverkehr entstehen soll. Zudem würden touristisch interessante Plätze mit einer großen Zahl von Leih-E-Bikes versorgt werden, um auch den vielen Besuchern der Stadt eine umweltfreundliche Fortbewegungsmöglichkeit zu bieten.
Warum E-Bikes für Edinburgh?
Laut britischer Analyse laufen die Inselbewohner maximal zehn Blocks zu Fuß, um etwa die Arbeit zu erreichen. Mit dem gleichen Energieaufwand kommt ein E-Bike-Nutzer nun locker 44 Blocks weit. Zudem merkt der grüne Stadtrat Gavin Corbett an: „Edinburgh muss in Sachen Transport in größeren Dimensionen denken. Wir müssen das Verkehrsaufkommen mindesten um 20 bis 30 Prozent reduzieren, um saubere, sichere und weniger verstopfte Straßen zu haben. Aber die Alternative darf nicht umständlich sein, muss überall verfügbar werden, so wie Leihfahrräder. Bei der Topographie unserer Stadt bieten sich daher E-Bikes an.“
Bis zu 5.000 E-Bikes sollen den Innenstadtverkehr Edinburghs nachhaltig verbessern, geht es nach den Plänen der Stadtoberen. Der mögliche Partner FellowBikes, Entwickler des Saltire E-Bikes, würde übrigens eine Art Straßengebühr von zehn Pfund, etwa dreizehn Euro, pro Jahr und eingesetztem E-Bike an die Straßenbehörde zahlen. Und dies nicht nur in Edinburgh, sondern in jeder Stadt in Großbritannien. MacMartin betont, dass dies keine Auflage sei, sondern ein Teil der Corporate Social Responsibility des Unternehmens. Dieses Geld könnte letztlich dem Straßenbau und damit für eine bessere Instandhaltung sorgen. Und was zahlt der Städter? Der Plan sei, um die 40 Pfund Jahresgebühr zu verlangen, etwas mehr als 50 Euro, um das ganze Jahr so oft man möchte ein E-Bike auszuleihen.
Schottland hat übrigens die Vision – trotz der bergigen Lage vielerorts – bis zu 10 Prozent des Personennahverkehrs aufs Rad zu bekommen. Heute liegt die Zahl bei etwa 2,4 Prozent.
Quellen: Kraftfahrtbundesamt, The Scotsman, Text: Jürgen Rösemeier