Eine Stadt erfindet sich neu: Vancouver arbeitet emsig daran, bis 2020 die grünste Stadt der Welt zu werden. Vieles ist heute schon umgesetzt. (c) Thinkstockphotos
Vancouver wird mit viel Engagement bis 2020 grünste Stadt der Welt
Der Plan ist so gigantisch wie vorbildlich: Vancouver, mit insgesamt 2,31 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Kanadas, will mit gutem Beispiel voran gehen und mit einem riesigen 10-Punkte-Plan die grünste, ökologischste und nachhaltigste Stadt auf der ganzen Welt werden. Die Schwerpunkte: Co2-Ausstoß, Müllvermeidung und ein gesundes Ökosystem fördern. Ein Überblick über die nachhaltigen Maßnahmen.
„Greenest City 2020 Action Plan“ nennt sich das gigantische Projekt, an dem schon seit geraumer Zeit gearbeitet wird und in den verbleibenden acht Jahren die Stadt zum ökologischen Vorzeigemodell für urbanes Leben machen will. Sind einige Punkte bereits mehrheitlich oder gar komplett umgesetzt, so steht den Stadtverantwortlichen noch viel Arbeit bevor um das Ziel zu erreichen. Einige bereits getroffenen Maßnahmen und der Plan an sich haben bereits zu mehreren internationalen Awards geführt.
Null Abfall: Wie eine Stadt Müll frei werden will
Plastikverpackungen, alte Elektronik, bis hin zu Bauschutt – alles scheint ein negativer Bestandteil des modernen Lebens geworden zu sein. Zudem sorgt die Verrottung von organischem wie recycelbarem Material für klimaschädliche Gase, der Abbau ständig neuer Rohstoffe schadet der Umwelt noch zusätzlich. Doch, so die Pläne der Stadt Vancouver, das muss nicht sein. Viele Materialien können recycelt werden. Lebensmittelmüll und anderes, verwertbares organisches Material wird heute in Vancouver zu 100 Prozent gesammelt und kompostiert. Recycelbare Altstoffe sollen nicht mehr in der Müllverwertung landen – ein Bildungsprogramm soll hier die Stadtbewohner sensibilisieren -, Hersteller sollen mehr in die Pflicht genommen werden, um Verpackungsmüll und andere Wertstoffe zurückzunehmen und diese einer sinnvollen Wiederverwertung zuführen. Selbst Bauschutt soll minimiert werden. Lebensmittel beispielsweise machten 40 Prozent des Mülls der Stadt aus.
Grüne Fortbewegung für mehr Lebensqualität
Fortbewegungsmittel Nummer eins ist, typisch Nordamerika, das Auto und der damit die Umwelt belastende Individualverkehr. Aber immerhin: Der Anteil konnte durch den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, ein Angebot an neuen Radwegen oder Leihfahrräder beziehungsweise „Bike-Sharing“ sowie die Steigerung der Fußgängersicherheit gesenkt werden. Und schon jetzt gibt es Erfolge zu verzeichnen und der Autoverkehr wurde von 58 Prozent vor ein paar Jahren auf nunmehr 50 Prozent gesenkt. Das erspart dem Einzelnen Kosten und ist ein guter Beitrag zur Luftverbesserung und den Klimaschutz. Zudem wird die Elektromobilität gefördert.
Die grünste Stadt der Welt wird Vancouver dank vieler Maßnahmen; auch mittels der Förderung von ÖPNV oder der Förderung der Radnutzung, die bis zum 'Bike-Sharing' reicht. (c) Thinkstockphotos
Grüne Gebäude für ein nachhaltiges Stadtbild
Die urbane Bebauung Vancouvers ist verantwortlich für 55 Prozent des Ausstoßes an klimaschädlichen Gasen; sicherlich vergleichbar mit anderen Städten, auch in Deutschland. Schon heute ist Vancouver führend in Nordamerika was die energiesparende Bauweise der privaten, gewerblichen und öffentlichen Gebäude angeht. Im nächsten Schritt wird insbesondere auf die Verbesserung der Bestandsgebäude gesetzt, soll die Altbausanierung gefördert werden. Ab 2020 gebaute Häuser sollen allesamt CO2-neutral errichtet werden. Schon heute werden herzu finanzielle Anreize von Seiten der Stadt geboten und Finanzierungsmittel für die Altbausanierung wurden entwickelt und angeboten, sollen aber noch weiter ausgebaut werden.
Vancouver – Eine Stadt wird grün
Nicht nur der Vermeidung von Abfällen oder Treibhausgasemissionen wird sich in Vancouver gewidmet, die Stadt an sich soll grüner werden. Die Bewohner der Stadt sollen bis 2020 in nur fünf Minuten Laufdistanz einen Park, einen Grünstreifen oder andere begrünte Orte erreichen. Hierzu werden derzeit und in Zukunft unter anderem 150.000 Bäume gepflanzt, werden vier bis sechs neue, kleine Parks und ein großer errichtet und Brachflächen grün angelegt. Dies und die die Reduktion des Individualverkehrs sollen für einen weiteren Maßnahmenpunkt sorgen: Die Stadt mit der reinsten Luft.
Sauberes Wasser
Vancouver hat das Ziel, die Stadt mit der besten Trinkwasserqualität der Welt zu werden. Gleichzeitig soll der derzeit sehr hohe Pro-Kopf-Wasserverbrauch von 320 Liter am Tag deutlich gesenkt werden. Ein Hauptgrund hierfür: Es gibt keine Wasserzähler. Diese sollen sukzessive in Ein- und Zweifamilienhäuser eingebaut werden. Weiterhin sollen Auffangbecken für Regenwasser den Verbrauch senken genauso wie ein nachhaltiges Regenwassermanagement. Zudem soll der öffentliche Zugang zu Trinkwasser gefördert werden, um den Pro-Kopf-Verbrauch an Plastikflaschen zu senken.
Die ehedem schon sehr grüne Stadt - hier eine der vielen Dachbegrünungen auf Vancouvers Kongresszentrum - wird mit unzähligen neuen Bäumen, Parks, Gemeinschaftsgärten, etc. noch grüner. (c) www.greenroofs.org
Green Economy: Mekka für grüne Unternehmen
Bis 2020 soll es doppelt so viele grüne Jobs geben wie heute. Schon jetzt wächst die „Green Economy“ Vancouvers doppelt so schnell wie traditionelle Arbeitsbereiche. Dies reiche von grüner Mode über saubere Technologien und Energieversorgung. Zahlreiche Fördermaßnahmen werden hierfür angeboten und noch folgen. Kleiner Nebeneffekt: Das Wirtschaftsaufkommen der Stadt steigt.
Global führend bei regionaler Lebensmittelversorgung
Viele Dächer Vancouvers sind heute schon grün, seien es öffentliche Gebäude oder im privaten Wohnungsbau. Hier und in geplanten oder bereits vorhandenen Gemeinschaftsgärten und in einer großangelegten städtischen Farm sollen in Zukunft regionale Produkte angebaut werden, die die Städter nachhaltig und frisch mit Lebensmitteln versorgen sollen. Die Pläne reichen bis zu öffentlichen Obstbäumen, der Unterstützung von Bauernläden und dem Angebot lokal erzeugter Lebensmittel in städtischen Einrichtungen. Nebenbei wird hierdurch erneut die Umwelt und das Klima geschont, nicht nur aufgrund der entfallenden, teils langen Transportwege von angelieferten Lebensmitteln.
Vancouver hat einen Masterplan entwickelt, der sich letztlich auch wirtschaftlich nachhaltig positiv auswirken wird. Ein Plan für die Städte der Zukunft? Ein Bestandteil des Maßnahmenkataloges ist auch der Einsatz eines neuen, umweltfreundlichen Straßenbelages, der 300 Tonnen Treibhausgase jährlich einspart. Nur in Toronto.
Quelle: www.vancouver.ca, Text: Jürgen Rösemeier