Die Cloud: der Stromfresser
„Wenn die Cloud ein Land wäre, hätte dieses den fünftgrößten Stromverbrauch“, denn selbst wenn wir die Steckdosenleiste ausmachen, geht der Stromverbrauch in allen Rechenzentren der Welt weiter. Schließlich wollen wir jederzeit Zugriff haben auf das Angebot aus dem Netz. Greenpeace hat nachgeforscht, welchen Strom die „Global Player“ der IT-Branche beziehen.
Aktionen vor dem Apple Store in Hamburg: Apple soll "grüner" werden.
Quelle: Bente Stachowske / Greenpeace
Zu Hause schon zu Ökostrom gewechselt? Was ist aber mit dem indirekten Stromverbrauch von Dienstleistungen, derer man sich weiterhin bedient? Gemeint ist das Internet. Ob Google, Apple, Amazon oder Mircosoft, sie alle müssen ihre Rechenzentren mit Strom versorgen – rund um die Uhr. Denn wir wollen stetigen Zugriff haben auf Videos, Bilder, Musik und Texte, die irgendwo auf der Welt gespeichert sind. Aber woher kommt der Strom für die riesigen Datenzentren?
Der Greenpeace-Studie „How clean is your cloud“ zufolge sind es vor allem Apple, Amazon und Microsoft, die auf Kohle- und Atomstrom setzen. Apple bekommt den letzten Platz, was die Klimafreundlichkeit angeht: Apple deckt laut Studie seinen Cloud-Stromverbrauch durch 55 Prozent Kohle- und 27 Prozent Atomstrom ab. Erfreulich ist, dass Unternehmen wie Google, Yahoo oder Facebook hingegen zunehmend auf Erneuerbare Energien setzen.
Wie viel Strom verbraucht die Cloud und das Telekommunikationnetz?
Greenpeace vergleicht in der vorliegenden Studie den Stromverbrauch verschiedener Länder im Jahre 2007. Spitzenreiter sind die USA mit 3923 Milliarden Kilowattstunden. Gefolgt werden sie von China, Russland und Japan. An fünfter Stelle steht die Cloud, die in den Ländervergleich hineingenommen wurde. Mit 623 Milliarden Kilowattstunden ist sie gut im Rennen. Deutschland steht mit 547 Milliarden Kilowattstunden an siebter Stelle.
Rechenzentren in Deutschland verbrauchten 2008 rund 10 Milliarden Kilowattstunden, das entspricht etwa 1,75 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs hierzulande.
Schwarze Ballons symbolisieren die "schutzige Wolke", große Mengen an Kohle- und Atomstrom, die Apple verwendet.
Quelle: Nader Khouri / Greenpeace
Wie geht es weiter?
Der Bedarf an Datenspeicherplatz wird auch weiterhin steigen. Ebenso die Nutzung von Smartphones und der Mobilfunktechnologie. Der Greenpeace-Bericht prognostiziert eine Verdreifachung des Stromverbrauchs bis 2020.
Greenpeace fordert mehr Transparenz: IT-Unternehmen sollen ihren Energieverbrauch und den Kohlendioxid-Ausstoß veröffentlichen und ihre Clouds mit Erneuerbaren Energien betreiben. Ansätze gibt es bereits.
Was tut die IT-Branche?
IT- Unternehmen können zwar in Energieeffizienz investieren, aber das alleine reicht nicht aus. Natürlich hängt es vom Standort ab, welchen Strommix das Netz anbietet, deshalb sollten sich IT-Unternehmen bei Energieversorgern und Regierungen für den Ausbau von Ökostrom einsetzen - oder das Land, in welchem sie tätig sind, wechseln. Facebook, dessen Server bisher ausschließlich in den USA standen, baut gerade ein neues Rechenzentrum in Schweden.
Oder aber Unternehmen investieren direkt in Erneuerbare Energien. Google betreibt eine Solaranlage auf dem Firmengelände, beteiligt sich an US-amerikanischen Windenergieprojekten und kaufte Anteile eines deutschen Solarparks. Allerdings sind die Hauptmotive dabei weniger der Umweltschutz als gute Rendite und langfristig niedrige Stromkosten.
Text: Danijela Milosevic