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Klo ohne Chemie und Wasser: Die Komposttoilette für Großevents
Viele mobile Toiletten auf großen Veranstaltungen arbeiten mit chemischen Substanzen, die die Umwelt belasten. Hinzu kommt ein hoher Wasserverbrauch. Nachhaltigkeit sieht anders aus. Doch jetzt ist Rettung in Sicht: Komposttoiletten.
Auf großen Events sind die Veranstalter verpflichtet, den Besuchern Toiletten zur Verfügung zu stellen. Wenn keine fest installierten sanitären Anlagen vorhanden sind, werden mobile Toilettenhäuschen gemietet, die an unterschiedlichen Stellen platziert werden. Die Besucher sind dankbar, wenn sie ihre Notdurft in den Kabinen verrichten können.
Die Umwelt dagegen würde gerne darauf verzichten. Die Spülungen fabrizieren einen hohen Wasserverbrauch und chemische Substanzen, die zum Einsatz kommen belasten die Natur. Und zwar in hohem Umfang. Gerade bei großen Events werden viele solcher Toilettenhäuschen eingesetzt, was eine hohe Belastung für die Umwelt darstellt. Übrigens ist es für die Natur ebenso schädlich, wenn in die freie Natur uriniert wird, da die Pflanzenwelt durch den sauren Urin zerstört wird und auch Bäume darunter leiden.
Doch es ist Rettung in Sicht. Komposttoiletten sind eine umweltfreundliche Alternative. Festbesucher konnten sich bereits in diesem Sommer von den natürlichen Toiletten überzeugen, die beim M’era Luna in Hildesheim, dem Dockville in Hamburg, dem Highfield Festival in Leipzig und dem Freifeld Festival in Oldenburg zur Verfügung standen.
Die Menge von einem Becher reicht für einen Toilettengang aus © naturalevent.com
Ein Becher Sägespäne statt Wasserspülung
Komposttoiletten arbeiten ohne Chemie und Wasser. Anstatt eine Wasserspülung zu betätigen, schütten die Toilettenbenutzer einen Becher Sägespäne über ihre Notdurft, was die Basis für die Kompostierung ist. In Verbindung mit dem Toilettenpapier und dem Fäkalienanteil bilden die Holzspäne eine Biomasse, die äußerst nährreich ist und nach der anschließenden Kompostierung wenig fruchtbare Böden verbessern kann. Und die Holzspäne haben einen angenehmen Nebeneffekt. Sie erzeugen einen guten Geruch.
In England sind Komposttoiletten bereits fester Bestandteil vieler Festivals. Hergestellt werden die nachhaltigen WCs von der Firma Natural Events, die vor 13 Jahren vom Australier Hamish Skermer gegründet wurde. Die Komposttoiletten kamen bisher hauptsächlich in England und Australien bei knapp 400 Festivals zum Einsatz. Seit 2014 sind drei Jungunternehmer damit beschäftigt eine deutsche Version von Natural Events zu gründen. Die Geographen Enno Schröder, Volker Wagner sowie der Freizeitmanager Ole Garbers aus Hamburg erhalten dabei Unterstützung vom Social Impact Lab Hamburg.
Künstlerich anmutend und frei von unangenehmen Chemie-Düften © naturalevent.com
Nachhaltige Sanitärkonzepte für Slums und Flüchtlingslager
Bislang wurden die alternativen Toiletten von Natural Event Deutschland für acht Festivals oder größere Events gebucht. Enno Schröder erhofft sich langfristig eine höhere Akzeptanz für alternative Toilettenlösungen und verfolgt eine weiter Vision, nämlich mit nachhaltigen Sanitärkonzepten auch die hygienische Situation in Slums und Flüchtlingslagern zu verbessern. „Indem wir zeigen, dass Kompostklos nicht nur funktionieren, sondern auch attraktiv und nachgefragt sind, ist das auch ein wichtiger Schritt für die Etablierung in anderen Zusammenhängen“, so Schröder.
Weitere Infos unter www.naturalevent.com.
Quelle: Natural Event Deutschland
Text: Ulrike Rensch
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