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Der deutsche Wald © Greenpeace

© Greenpeace

Wandern im Nationalpark

Nachhaltiges Trekking durch die wilden Wälder Deutschlands

Herbstzeit ist Trekking Zeit. Endlich mal lange Wandern und den Alltag vergessen. Gerade in Deutschland gibt es viele Touren und Wege zu entdecken, die durch den Wald führen.

Deutschland bietet viele Trekking-Gebiete wie den Schwarzwald, Soonwald im Hunsrück, Teutoburger Wald oder den Nationalpark Hainich, Deutschlands größten Buchenwald und UNESCO-Weltnaturerbe. Der 75 kmgroße Park befindet sich im Westen des Bundeslandes Thüringen und ist ein besonders nachhaltiger Lebensraum für Fauna und Flora. Ein regelrechter Urwald, in dem man der Natur freien Lauf lässt und die Flächen nicht bewirtschaftet.

Foto: Rüdiger Biehl - Nationalpark Hainisch

Der Gemeine Schwefelporling. Junge, saftige Exemplare sind sogar essbar. Foto: Rüdiger Biehl - Nationalpark Hainisch

Deutschland will noch mehr Forste künftig verwildern lassen und so nachhaltigen Lebensraum für viele Arten schaffen. Das bedeutet, um jeden Baum wird gekämpft und Waldschützer wollen wertvolle Bestände vor dem Abholzen schützen. Nur durch nachhaltige Verwilderung setzt der Kreislauf der Natur ein und schafft sich einen urwüchsigen Lebensraum. Für Trekking Fans ein ganz besonderer Naturgenuss, weil man so in eine unberührte Wildnis eintauchen kann. Fern ab von jeder Zivilisation.

Ein idyllischer Waldabschnitt © Rüdiger Biehl Nationalpark Hainich

Ein idyllischer Buchen-Waldabschnitt © Rüdiger Biehl Nationalpark Hainich

Der deutsche Wald

Im Interview mit Sandra Hieke, Kampaignerin Wälder & Biodiversität / Forests & Biodiversity Campaigner, über den deutschen Wald und was wir ihm als Verbraucher Gutes tun können.

Wie gesund ist der deutsche Wald?

Sandra Hieke © Greenpeace

Sandra Hieke © Greenpeace
 

Sandra Hieke: Das hängt davon ab, was man als „gesund" bezeichnet: Von Natur aus wäre Deutschland zum größten Teil mit Buchenwäldern bewachsen. Durch die Forstwirtschaft in den letzten Jahrhunderten sind unsere Wälder jedoch stark verändert und durch die intensive Holznutzung zu Industrieforsten geworden: Statt Laubwäldern prägen heute zum großen Teil Nadelwälder, teilweise sogar Monokulturen unsere Landschaft. Am Boden findet sich wenig Totholz, welches wichtiger Lebensraum für Pilze und Insekten ist. Die Bäume in unseren Wäldern werden in einem für sie "jugendlichen" Alter eingeschlagen: ?In Naturwäldern hingegen finden sich Bäume aller Generationen. Alte Baumriesen sterben in diesen Wäldern erst nach hunderten von Jahren ab und speichern bis dahin- also hunderte von Jahren- unaufhörlich Kohlenstoff. Unsere Wälder haben im Vergleich zu Naturwäldern aufgrund des hohen Holzeinschlags einen sehr niedrigen Holzvorrat und sind sehr naturfern.

Deutschland will fünf Prozent Waldfläche verwildern lassen. Was bedeutet das für den Wald? Wird das Lebensumfeld des Waldes dadurch besser?

Sandra Hieke: Die Ansprüche der Gesellschaft an den Wald haben sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt: Der Wald soll klimaschädliches Kohlendioxid in rauen Mengen binden, aber gleichzeitig mehr Holz (in dem das CO2 gebunden ist) liefern. Er soll Lebensraum für seltene Pflanzen und Tierarten sein, aber gleichzeitig so erschlossen sein, dass riesige Holzerntemaschinen darin eingesetzt werden können: zum Teil führt alle 20 Meter eine Rückegasse in den Wald, auf denen Vollernter und Rückfahrzeuge manövrieren können. Außerdem soll der Wald natürlich eine Oase der Stille und Erholung sein, dem Wasser-, Boden- oder Lawinenschutz dienen. Wenn man sich näher mit den verschiedenen Waldfunktionen beschäftigt, wird schnell klar: der Wald kann nicht alle Funktionen auf auf gleicher Fläche erfüllen. Es ist daher sehr wichtig, dass man zumindest 5% des Waldes einer natürlichen Entwicklung überlässt, so wie es die Bundesregierung bereits 2007 im Rahmen der Nationalen Biodiversitätstrategie (NBS) beschlossen hat. Leider hapert es noch immer an der Umsetzung. Heute sind lediglich 1,9% des Waldes einer natürlichen Entwicklung überlassen und rechtlich abgesichert. Viel zu wenig, wenn man Arten- und Klimaschutz ernst nimmt.

In Deutschland leben noch Luchse. © Thomas Stephan Nationalpark Hainich

In Deutschlands Wäldern leben wieder Wildkatzen. © Thomas Stephan Nationalpark Hainich

Gemeinsam den Wald gesund halten

Wie können wir als Verbraucher helfen, den Wald gesund zu erhalten?

Sandra Hieke: Holz ist ein prima Rohstoff, vor allem wenn der Wald, aus dem er gewonnen wird, ökologisch und sozial verantwortungsbewusst bewirtschaftet wird und daraus langlebige Holzprodukte hergestellt werden. Dies ist jedoch leider nur zu einem geringen Teil der Fall: Ein Großteil des Holzes aus unseren Wäldern wird inzwischen als Energieholz genutzt (wir verheizen unsere Wälder!) oder industriell verwertet. Das heißt, das Holz wird mechanisch zerkleinert oder chemisch aufgeschlossen. Nur aus einem relativ geringen Teil des Holzes aus unseren Wäldern werden langlebige Produkte hergestellt. Viele Holzprodukte, die wir verbrauchen, werden zudem nach Deutschland importiert und stammen aus Raubbau oder Urwaldzerstörung.

Foto: © Thomas Stephan

Der Schwarzspecht ist mit Abstand der größte europäische Specht Foto: © Thomas Stephan

Als Verbraucher sollte man daher darauf achten, nur Holz und Papierprodukte aus einer ökologisch- und sozial verantwortungsbewussten Waldbewirtschaftung zu kaufen. Diese erkennt man am Siegel des FSC. Der FSC ist ein Zertifizierungssystem für die Bewirtschaftung von Wäldern, bei dem strenge ökologische und soziale Standards eingehalten werden müssen.?Beim Kauf von Papierprodukten sollte man vor allem auf Recycling-Produkte zurückgreifen. ??Nicht zuletzt sollten wir als Verbraucher aber vor allem auch verantwortungsbewusst mit dem Rohstoff Holz und den daraus hergestellten Produkten umgehen. Mit unserem immens hohen Verbrauch von Holz- und Papierprodukten hinterlassen wir unseren ökologischen Fußabdruck auch in den Wäldern anderer Länder. Wir Deutschen verbrauchen rund 250 kg Papier pro Jahr: ungefähr so viel, wie die Kontinente Afrika und Südamerika zusammen. Die Importe von Soja-Futtermitteln, für die Urwald gerodet wird, und von Palmöl, dessen Herstellung indonesische Torfwälder zum Opfer fallen, tragen zur Zerstörung der letzten Urwälder der Erde und zu extrem hohen CO2-Emissionen bei. Wenn wir die Wälder weltweit schützen und erhalten wollen, müssen wir daher nicht zuletzt leider auch unseren Konsum dieser Produkte hinterfragen und einschränken.

Quelle: Der Spiegel
Text: Ulrike Rensch

Foto: Fritz Geller-Grimm - Naturpark Hainich

Foto: Fritz Geller-Grimm - Baumwipfelpfad Naturpark Hainich

Foto: Thomas Stephan

Der Goldlaufkäfer wird 17 bis 30 Millimeter lang Foto: Thomas Stephan